Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Grabdenkmäler

Übersichtskarte Hessen
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild

Dr. Johann Klotz (Clotz) 1588, Wetzlar

Wetzlar · Gem. Wetzlar · Lahn-Dill-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Wetzlar

Gebäude / Areal:

Wetzlar, Dom.

Heutiger Aufbewahrungsort:

Wetzlar, Dom.

An der Südwestwand des Hauptschiffes, früher (1925) an der Westwand des nördlichen Seitenschiffes.

Merkmale

Datierung:

5. August 1588

Typ:

Epitaph

Material:

roter Sandstein, farbig gefasst

Erhaltung:

erhalten

Größe:

150 x 300 cm (B x H)

Beschreibung

Beschreibung:

Das aufwändige Epitaph ohne Wiedergabe des Verstorbenen ist von Inschriften geprägt, die, den verschiedenen Themen entsprechend, in einzelne Felder unterteilt und in der Mitte und oben von reichen Ornamenten umrahmt sind, in einer symmetrischen Gesamtanlage. Dabei kommt den von der Antike hergeleiteten und in der Renaissance verbreiteten Schmuckformen besonderes Gewicht zu. Die untere Partie zeigt an den äußeren Rändern links einen männlichen und rechts einen weiblichen Kopf, jeweils von einem gut ausgearbeiteten ionischen Kapitell bekrönt; eine Andeutung der tragenden Funktion dieses Sockels. Die Mitte wird durch Fruchtgirlanden hervorgehoben, die in dem Maul eines Löwenkopfes enden. Links davon Inschrift (E) mit den Initialen des Bildhauers, rechts sein Steinmetzzeichen. Ein durchgehender Eierstab leitet über zu einem profilierten Gesims, welches zusammen mit dem entsprechenden oberen das Inschriftfeld mit erhabener Inschrift (D) umgrenzt. Das Hauptfeld mit der ebenfalls erhabenen Inschrift (C) erfährt eine besondere Betonung durch die seitlich ausschwingenden Rollwerkornamente mit einbezogenen Fruchtgirlanden. Die Inschrift wird an den seitlichen Rändern von zwei sich nach unten verjüngenden figürlichen Hermenpilastern umgeben, deren Sockel mit je einem Vollwappen dem Gesims aufruhen. Die Ausarbeitung des linken Hermenpilasters zeigt einen männlichen, rechts einen weiblichen Oberkörper, je ein Löwenkopf leitet zu der Architektur über. Oberhalb der Köpfe je ein weiteres Vollwappen. Zahnschnitt- und Eierstab schließen diesen mittleren Teil ab, das darüber aufliegende, seitlich etwas verbreiterte profilierte Gesims wird zur Basis des Aufsatzes. Hier befindet sich in der Mitte eine rollwerkumrahmte Inschriftkartusche (A). Seitlich je eine weibliche allegorische Figur, die Köpfe verloren. Die Waage der linken weist diese als Gerechtigkeit/Iustitia aus, die Säule der rechten steht für Stärke/Fortitudo. Dies wird bestätigt von den Beischriften (B) über ihnen im waagrechten oberen Giebelteil. Seitlich dieser Personifizierungen Rollwerk und ein nach außen hin abschließender Obelisk, der rechte abgeschlagen. Auf den bekrönenden Giebelschrägen Rollwerk.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

gelehrte Personen · Amtspersonen · Bürger

Enthaltene Wappen:

Vier Vollwappen:

1) oben links Klotz: im Schild ein schräggestellter Stamm mit vier Trieben, auf dem Helm eine männliche Gestalt, die das Schildbild geschultert hält

2) unten links vielleicht Hering als Wappen der Ehefrau: im Schild ein gekrümmter Fisch, auf dem Helm eine weibliche Gestalt mit zwei Schwanzflossen in den Händen

3) oben rechts vielleicht Netz genannt von Leun als Wappen der Mutter: im Schild ein Rautengitter (redend für Netz ?), auf dem Helm zwei Flügel, die mit dem Schildbild belegt sind

4) unten rechts unbekannt: im Schild ein Stierkopf, auf dem Helm zwei gebogene Hörner.

Dargestellte Personen:

Johann Klotz (Clotz), Dr. jur. utr.

- geboren am 4. Dezember 1545 in Wetzlar als Sohn des Ratsherrn Anton Klotz und der Catharina geb. Netz genannt von Leun

- immatrikuliert Universität Marburg 1559

- dann Student in Wittenberg, 1565 wieder in Marburg

- 1566 Magister

- 1567 machte er eine gelehrte Reise nach Frankreich und war dann zwei Jahre am Reichskammergericht in Speyer

- 1572 von den vier Landgrafen zum sämtlichen Rat und Beisitzer des Hofgerichts bestellt

- 1573 von Landgraf Ludwig d. Ä. zu seinem Rat bestellt

- 10. Mai 1574 Eheschließung zu Marburg mit Elisabeth Hering, Tochter des Bürgermeisters Philipp Hering zu Marburg, mit der er 7 Kinder hatte

- 1575 neue Bestallung als Hofrat und Diener des Landgrafen

- 13. Februar 1581 Beförderung zum Kanzler Landgraf Ludwigs (bis 1588)

- gestorben am 5. August 1588 in Wetzlar.

Der in der Inschrift benannte Bruder Siegfried Klotz, ebenfalls Dr. jur., wurde nach dem Tode Johanns zuerst Kanzler des Landgrafen Ludwig IV. von Hessen-Marburg und dann des Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel in Marburg.

(Alle Angaben nach Gundlach, S. 131, Strieder, S. 233, und der Stammtafel Clotz von Siegfried Rösch im Historischen Archiv der Stadt Wetzlar)

Die Initialen HB des Bildhauers am unteren Ende des Epitaphs könnten für Hermann Bockelmann aus Marburg stehen.

Nach Gloël waren um 1925 noch viele kleine Stücke als Reste der Grabplatte ("eines Leichensteins") des Johann Klotz im sogenannten "Heidenturm" des Wetzlarer Doms erhalten.

Inschrift

Umschrift:

A:

VITA QVID EST HOMINIS ? /

VIA VITAE EST, VIVERE /

QVANDO /

INCIPIMVS QVANDO VIVE= /

RE DESINIMVS

B:

IVSTITIA // FORTITVDO

C:

D • O • M • S • (= Deo optimo maximo sacrum) /

IOHANNI CLOTZ IVRIS VTRIVSQVE /

DOCTORI ET SVPERIORIS HASSIAE /

CANCELLARIO /

FILIO AC FRATRI LONGE CHARISSIMO /

FIDELISSIMOQVE /

AETATIS SVAE FERE QVADRAGESIMO /

TERTIO, CHRISTI VERO ANNO MIL,, /

LESIMO, QVINGENTESIMO, OCTO,, /

GESIMO OCTAVO, MENSE AVGVSTO /

DIE QVINTO, HORA PRIMA PO,, /

MERIDIANA, WETZFLARIAE IN /

PATRIA QVAE ILLI FVIT DVL,, /

CISSIMA, PIE DEFVNCTO /

ANTONIVS CLOTZ VRBIS HVIVS SE,, /

NATOR ET CATHARINA NETZIN DI /

CTA DE LEVN PARENTES ET SIGE /

FRIDVS CLOTZ IVRIS DOCTOR /

AC CANCELLARII MVNERIS SVC,, /

CESSOR FRATER MOESTISSIMI /

AMORIS AC MEMORIAE ERGO /

POSVER

D:

OCCIDIS, HEV, NOSTRAE LVX NATE DECVSQVE SENECTAE /

FRATER AMORE PIO, CONSILIOQVE PARENS. /

HEI TVA NOBISCVM CONIVNX TE LVGET ADEMPTVM /

TEQVE PATREM LVGENT PIGNORA CHARA DVO. /

VIVIDA, SED, VIRTVS LVCTVM SOLATVR ACERBVM /

TE NOVISSE DEVM, TE DIDICISSE MORI. /

NON IN NOS PIETAS TVA, NON TVA SANCTA VOLVNTAS /

NON AMOR IMMEMORES NOS SINIT ESSE TVI. /

ADDITVS ES COELO, SIMVL HVIC DEVS ADDIER OLIM /

CONSPECTVQVE SVO NOS VELITVSQVE FRVI

E:

HB

Übersetzung:

A:

Was ist das Leben des Menschen? Der Weg zum Leben, da wir zu leben schon aufhören, wenn wir zu leben beginnen.

C:

Dem besten und höchsten Gott geweiht. Der Kanzler von Oberhessen und beider Rechte Doktor Johannes Clotz, dem höchst teuren und getreuen Sohn und Bruder, der im 43. Jahr seines Lebens und im Jahre Christi 1588 um 1 Uhr nachmittags in Wetzlar, seiner geliebten Vaterstadt, gottselig starb, errichteten seine Eltern Anton Clotz, Ratsherr dieser Stadt, und Catharina Netz genannt von Leun sowie sein Bruder, Dr. jur. Siegfried Clotz, sein Nachfolger im Kanzleramt, in trauernder Liebe dieses Denkmal zum Gedächtnis.

D:

Ach, du stirbst, Sohn, du Licht und Stolz unseres Alters, du Bruder, der du mir in treuer Lebe und im guten Rat wie ein Vater warst. Wehe, mit uns trauert die Gattin, daß du ihr entrissen bist, und zwei teure Liebespfänder trauern um den Vater! Aber im bitteren Schmerz tröstet uns deine lebendige Tugend, daß du Gott kanntest, daß du gelernt hattest zu sterben. (Die Übersetzung der folgenden 4 Zeilen fehlt.)

Kommentar:

Übersetzung ins Deutsche nach Gloël (bei Inschrift D unvollständig).

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Literatur:

  • Gloël, Heinrich: Die alten Wetzlarer Grabsteine und Epitaphien, in: Mitteilungen des Wetzlarer Geschichtsvereins 9 (1925), S. 3-80, hier S. 7 f.
  • Strieder, Friedrich Wilhelm: Grundlage zu einer hessischen Gelehrten und Schriftsteller-Geschichte seit der Reformation bis auf gegenwärtige Zeiten, Band 2, Kassel 1782
  • Gundlach, Franz: Die hessischen Zentralbehörden von 1247 bis 1604, Dritter Band: Dienerbuch, Marburg 1930

Personen:

Klotz, Anton · Klotz, Catharina, geb. Netz genannt von Leun · Clotz, Anton · Clotz, Catharina, geb. Netz genannt von Leun · Netz genannt von Leun, Catharina, verheiratete Klotz (Clotz) · Klotz, Siegfried · Clotz, Siegfried · Klotz, Elisabeth, geb. Hering · Clotz, Elisabeth, geb. Hering · Hering, Elisabeth, verheiratete Klotz (Clotz) · Hering, Philipp · Bockelmann, Hermann

Orte:

Leun · Marburg · Speyer · Wittenberg

Sachbegriffe:

Figuren, allegorische · Fortitudo · Justitia · Obelisken · Hermen · Wappen · Hermenpilaster · Signaturen · Löwenköpfe · Steinmetzzeichen · Inschriften, erhabene · Erhabene Inschriften · Kapitelle, ionische · Ionische Kapitelle · Fruchtgirlanden · Girlanden · Eierstäbe · Zahnschnitte · Männer · Kanzler · Räte · Hofräte · Doktoren · Hofgerichtsbeisitzer

Wappen:

Klotz · Clotz · Hering · Netz genannt von Leun · Leun, Netz genannt

Bearbeitung:

Christa Benedum, Gießen, und Andreas Schmidt, HLGL, z. T. nach Gloël.

Zitierweise
„Dr. Johann Klotz (Clotz) 1588, Wetzlar“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/1414> (Stand: 2.9.2008)