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Uraufführung einer Orff-Oper in Frankfurt, 20. Februar 1943

An den Städtischen Bühnen in Frankfurt am Main wird die Oper „Die Kluge“ des deutschen Komponisten und Musikpädagogen Carl Orff (1895–1982) uraufgeführt. Die Regie führt Günther Rennert (1911–1978), das Bühnenbild gestaltete der seit 1938 an den Städtischen Bühnen als Ausstattungsleiter tätige Helmut Jürgens (1902–1963).

Das in den Jahren 1941/42 von Orff komponierte Werk mit dem Untertitel „Die Geschichte vom König und der klugen Frau“ nimmt das Märchen „Die kluge Bauerntochter“ der Brüder Grimm (veröffentlicht in den „Kinder- und Hausmärchen“ an Stelle 94) zur Vorlage. Die zugleich parodistischen Witz wie Lebensweisheit beinhaltende Erzählung beginnt mit einem Bauern, der auf einen goldenen Mörser stößt, bei dem jedoch der Stößel fehlt. Er bringt den Fund zu seinem König, der den Bauern jedoch in den Kerker werfen lässt, da er glaubt, dieser wolle ihm den Stößel verheimlichen. Der Tochter des Bauern stellt er drei Rätsel, die sie lösen kann. Daraufhin macht der König sie zu seiner Frau. Später spricht der König ein Urteil über drei Strolche, die sich in einen Streit um ein Eselfüllen eingemischt haben, gibt aber dem im Unrecht stehenden Recht. Diesem bietet aber die kluge Frau des Königs unerwartet Hilfe an. Enttäuscht verstößt sie der Regent, jedoch nicht ohne ihr zu gestatten, das mitzunehmen, woran ihr Herz am meisten hänge. Die Kluge verabreicht dem König einen Schlaftrunk und lässt ihn forttragen. Als er erwacht erkennt er, dass sie das Liebste, nämlich ihn selbst, mitgenommen hat. Orff griff bei der Suche nach passenden Elementen zur szenischen Gestaltung auf Auszüge aus Karl Simrocks ‚Deutsche Sprichwörter‘ zurück, die – ausgehend von den Rätseln für die Scharfsinns-Probe – in die Textfassung einflossen. Daneben verzichtet die von Orff für das Grimmsche Märchen geschrieben Musik im Grunde völlig auf romantische Melodieentfaltung, vielmehr folgt sie dem Rhythmus der Sprache der Protagonisten und gibt sich durch eine gezielte Pointierung der Figuren und ihrer derben Sprache spannungsreich. Die Uraufführung in Frankfurt wird ein durchschlagender Erfolg und das Stück nach Kriegsende zum populärsten Bühnenwerk Orffs nach der Carmina Burana. Es wird in mehr als 20 Sprachen übersetzt und bleibt bis ins 21. Jahrhundert weltweit Bestandteil des Repertoires großer und kleiner Schauspielhäuser.
(KU)

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Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Uraufführung einer Orff-Oper in Frankfurt, 20. Februar 1943“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/855> (Stand: 20.2.2023)
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