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Rätselhafter Mord an einem ehemaligen BGS-Beamten, 15. März 1998

Der Taxiunternehmer Hans Plüschke, der als BGS-Angehöriger 1962 bei einem Zusammenstoß an der innerdeutschen Grenze bei Rasdorf den NVA-Hauptmann Rudi Arnstadt erschoss, wird am frühen Morgen des 15. März an der Bundesstraße 84 zwischen Hünfeld und Rasdorf tot aufgefunden. Eine Obduktion der Leiche ergibt, das der 59-Jährige offenbar durch einen Kopfschuss getötet worden ist; das Projektil einer Kleinkaliberwaffe drang oberhalb des rechten Auges in den Schädel ein. Die Polizei findet keinerlei Anzeichen für einen Raubmord, Geldbörse und Papiere des Opfers befinden sich im etwa 70 Meter von der Leiche entfernten Wagen. Etwa zehn Kilometer vom Tatort entfernt, an der ehemaligen Grenze zur DDR zwischen Rasdorf und Wiesenfeld (Thüringen) hatte Plüschke am 14. August 1962 gegen Mittag in Erwiderung der von Arnstadt oder anderen Volksarmisten abgegebenen (Warn?-) Schüsse den Chef der 6. Kompanie der 11. NVA-Grenzbrigade Meiningen tödlich verwundet. Plüschke war jahrzehntelang nicht als verantwortlicher Schütze in der Öffentlichkeit bekannt und hatte sich aus Anlass des 35. Jahrestages des tragischen Zwischenfalls am 14. August 1997 in einem Fernsehinterview zu seiner Tat bekannt. Der Tod Arnstadts wurde 1962 von der DDR propagandistisch ausgeschlachtet, zog aber auch undurchsichtige Ermittlungsarbeiten in Ost und West nach sich, die zum Teil zu widersprüchlichen Aussagen der an den Geschehnissen beteiligten Augenzeugen führten.

Auf bundesdeutscher Seite wurde der Fall zunächst schnell zu den Akten gelegt. Die Staatsanwaltschaft Fulda vertrat bereits drei Tage nach dem Vorfall den Standpunkt, dass es sich bei der Erwiderung des Feuers durch einen der BGS-Beamten um Notwehr gehandelt habe und dass das Verfahren gegen den Schützen einzustellen sei. Eine entsprechende Mitteilung des Fuldaer Oberstaatsanwalts ging an den hessischen Minister der Justiz. Nach Angaben des Ermittlungsbericht der Kriminalpolizei habe DDR-Hauptmann Arnstadt mit einem „wahrscheinlich gezielten Schuss“ auf Plüschkes Vorgesetzten BGS-Hauptmann Lothar Meißner das Feuer eröffnet. Der Bundesgrenzschutz versicherte, dass sich seine Beamten trotz des unübersichtlichen Grenzverlaufs eindeutig auf Bundesgebiet befunden hätten. Im Zuge der gegenwärtigen Ermittlungen zum Tod Plüschkes erreichen die mit dem Fall befasste Kripo Fulda weit über 100 Hinweise aus der Bevölkerung.
(KU)

Belege
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Rätselhafter Mord an einem ehemaligen BGS-Beamten, 15. März 1998“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/4720> (Stand: 15.3.2022)
Ereignisse im Februar 1998 | März 1998 | April 1998
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