Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Andreas von Schoeler wird Oberbürgermeister in Frankfurt, 8. Mai 1991

Der bisherige Personal- und Wirtschaftsdezernent der Stadt Frankfurt am Main Andreas von Schoeler (geb. 1948; SPD) wird von der rot-grünen Koalition im Römer zum neuen Oberbürgermeister gewählt. Der 42-Jährige ist der bislang jüngste Oberbürgermeister Frankfurts seit Kriegsende. Schoelers Vorgänger Volker Hauff (geb. 1940; SPD) war am 11. März 1991 nach Auseinandersetzungen mit der Frankfurter SPD-Parteiorganisation von seinem Amt als Oberbürgermeister zurückgetreten. Bei der Abstimmung entfallen auf von Schoeler 50 Stimmen – exakt entsprechend der Anzahl der Mandate, über die die rot-grüne Koalition im Stadtparlament verfügt. Die 36 Stadtverordneten der CDU stimmen gegen ihn. Die fünf Fraktionsmitglieder der rechtsextremen NPD unterstützen von Schoelers Gegenkandidatin Lony Ackermann (SPD), die Schoeler vorwirft, den neuen Parteivorstand der Frankfurter Sozialdemokraten mit „obrigkeitsstaatlichen“ Methoden durchgesetzt zu haben.

Schoeler fungierte von 1976 bis 1982 als Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern. Von 1972 bis 1982 war er Mitglied der FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag, verließ jedoch nach dem Bruch der sozial-liberalen Koalition die Freien Demokraten und legte sein Bundestagsmandat nieder. Er wechselte daraufhin in die SPD, wobei sein Versuch, über die Landesliste der Sozialdemokraten erneut in den Bundestag einzuziehen, 1983 scheiterte. 1984 wurde er im Kabinett von Ministerpräsident Holger Börner (1931–2006; SPD) Innenstaatssekretär unter Horst Winterstein (1934–2006; SPD). Nach der Niederlage der SPD in der vorgezogenen Landtagswahl 1987 schied er aus dem hessischen Innenministerium aus. Schoeler verbrachte anschließend einige Zeit außerhalb der Politik, wurde aber 1989 zum Wirtschaftsdezernenten in Frankfurt ernannt.
(KU)