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Georg-Büchner-Preis an Hermann Kesten, 19. Oktober 1974

Bei der diesjährigen Verleihung des Georg-Büchner-Preises in Darmstadt wird der Schriftsteller Hermann Kesten (1900–1996) geehrt und erhält ein Preisgeld in Höhe von 10.000 DM.1

Der Georg Büchner-Preis, ursprünglich von der Regierung Hessens 1923 gestiftet, um bedeutende Persönlichkeiten aus Hessen wie Schauspieler*innen, Musiker*innen und Künster*innen auszuzeichnen, wird seit 1951 von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung als reiner Literaturpreis vergeben.2 Der diesjährige Preisträger Hermann Kesten erhält die Ehrung für sein Werk, das Romane, Essays, Erzählungen und Gedichte umfasst und der literarischen „Neuen Sachlichkeit“ zugerechnet wird.3 Kesten, den eine lebenslange Freundschaft mit dem Schriftsteller Erich Kästner verbindet, muss als Jude während der NS-Diktatur fliehen und lebt in den Niederlanden, Frankreich und den USA. Dort rettet und unterstützt er viele vom Nazi-Regime verfolgte Künstler*innen. Nach dem Krieg lässt Kesten sich in Rom nieder, von wo aus er wieder rege am deutschen Literaturbetrieb teilnimmt.4

Die Laudatio auf Hermann Kesten hält der Schriftsteller Wolfgang Koeppen (1906–1996), der seine Bewunderung für Kesten ausdrückt und anerkennend mit den Worten schließt: „Sie, verehrter Herr Kesten, haben die Freiheit gesucht, sind vor der Unfreiheit geflohen, haben für die Freiheit geschrieben mit Ihren hohen Gaben. Helfen Sie uns weiter, Bürger oder Nichtbürger, die Freiheit, ohne die es keine Literatur gibt, und die Literatur, die ohne Freiheit nicht möglich ist, zu verteidigen, zu fordern, lassen Sie uns immer eintreten für dieses immer gefährdete, Tag für Tag neu zu erringende bürgerliche Vorurteil, für die Freiheit in Deutschland und in der Welt.5
(NT)


  1. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.5.1974, S. 25: Büchner-Preis.
  2. Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung: Auszeichnungen: Georg-Büchner Preis.
  3. Als „Neue Sachlichkeit“ wird eine literarische Strömung bezeichnet, die sich durch den nüchternen und wenig emotionalen Schreibstil auszeichnet, in welchem drastische gesellschaftliche, zwischenmenschliche und politische Ereignisse geschildert werden. Die „Neue Sachlichkeit“ stützt sich auf den literarischen Naturalismus, unterschiedet sich von diesem aber durch ihren dezidierten Objektivitätsanspruch und ihre politisch-sozial ernüchterte Haltung. Sie entstand während der Weimarer Republik, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurden viele der Werke verbrannt und die Autoren emigrierten oder wurden verhaftet.
  4. Wikipedia: Hermann Kesten.
  5. Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung: Auszeichnungen: Georg-Büchner Preis: Hermann Kesten: Laudatio.
Belege
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Georg-Büchner-Preis an Hermann Kesten, 19. Oktober 1974“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/5544> (Stand: 19.10.2022)
Ereignisse im September 1974 | Oktober 1974 | November 1974
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