Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Harry Heußner, Das Landsturm-Infanteriebataillon Hersfeld in Belgien, 1914-1918

Abschnitt 14: Verlegung nach Dieuze, 3. August-16. August 1917

[IV, S. 114] Am 3. August fand eine Besichtigung durch unseren Divisionskommandeur, Exzellenz von Simon, statt, und am 6. August wurden wir mit noch unbekanntem Ziel verladen. Wir waren erfreut, als unser Zug die wohlbekannten Strecken nach Sottegem und Geerardsbergen durchfuhr. Dann ging es weiter über Ath durch das Kohlenrevier von Mons nach Charleroi, bis wir am Spätnachmittag in Ronet vor Namur anlangten, wo es Verpflegung gab. Hinter Ciney konnten wir uns in der Dämmerung noch an der schönen Landschaft erfreuen und fuhren dann in die Nacht hinein. Gegen Morgen waren wir in Arlon und wurden über Luxemburg, Diedenhofen und Metz nach Lothringen weiter befördert. In Bensdorf stieg ein Hauptmann ein, der uns Dieuze als das Endziel der Fahrt bezeichnete. Um 3 Uhr nachmittags kamen wir hier an und traten den vielfach durch schattigen Hochwald führenden Marsch in die Dörfer der Umgegend an, welche den Kompanien als Quartier zugewiesen waren. Der Regimentsstab lag in Disselfingen, der Bataillonsstab in Germingen. Noch waren wir auf deutsch-lothringischem Gebiet, mußten aber, im Gegensatz zu der überall freundlichen Ausnahme, die uns in Flandern zuteil geworden war, die Haltung der lothringischen Bevölkerung vielfach als ablehnend und unfreundlich empfinden.

Die Zeit, welche uns noch bis zum Einrücken in die Stellung verblieb, war mit mannigfachen Vorbereitungen ausgefüllt. Es gab zunächst zahlreiche Versetzungen zum Landsturmbataillon Straßburg, von denen unser seitheriger Bataillonsführer, Hauptmann Danneberg, sowie Adjutant Metzner, die Hauptleute Großkurth, Nöll, Strauß und noch andere Offiziere betroffen wurden. Dafür kamen vom Bataillon Straßburg die Hauptleute Kirsten und Lier, sowie als Bataillonsadjutant Leutnant Hartwig zu uns. Ich war von den Hauptleuten, die von Hersfeld mitausgerückt waren, der einzige zurückbleibende, mit mir noch einige andere Offiziere, darunter Bernhard, Sauer und Offizierstellvertreter Wölbing. Bataillonsführer wurde Major von Wins, in dessen Vertretung mir die Führung des Bataillons übertragen wurde, die ich mit kurzen Unterbrechungen etwa 7 Monate lang behalten konnte. Auch der alte Stamm der Hersfelder Mannschaften bröckelte immer mehr ab. Jede Kompanie gab im Austausch etwa 25 Mann an das Bataillon Straßburg ab. Am 16. August fand eine Besichtigung statt, bei der 1. und 3. Kompanie Hersfeld, 2. und 4. Kompanie Hanau, MG.-Kompanien und Stoßtrupps unserem neuen Brigadegeneral Hofmann vorgestellt wurden und an welcher auch Exzellenz Mudra teilnahm. Das Hauptinteresse galt den Stoßtrupps, die im Uebungswerk unter Einsatz aller Nahkampfmittel Unternehmungen vorführten.


Personen: Bernhard, Offizier · Danneberg, Hauptmann · Großkurth, Hauptmann · Hartwig, Leutnant · Heußner, Harry · Hofmann, Brigadegeneral · Kirsten, Hauptmann · Lier, Hauptmann · Metzner, Adjutant · Mudra, Exzellenz · Nöll, Hauptmann · Sauer, Offizier · Exzellenz von Simon, Divisionskommandeur · Strauß, Hauptmann · Wins, Major von · Wölbing, Offizierstellvertreter
Orte: Arlon · Ath · Bensdorf · Charleroi · Ciney · Diedenhofen · Dieuze · Disselfingen · Flandern · Geraardsbergen · Germingen · Hanau · Hersfeld · Lothringen · Luxemburg · Ronet · Metz · Mons · Namur · Straßburg · Zottegem
Sachbegriffe: Bataillon Straßburg · Eisenbahnreise · Stosstrupp · Fotografien
Empfohlene Zitierweise: „Harry Heußner, Das Landsturm-Infanteriebataillon Hersfeld in Belgien, 1914-1918, Abschnitt 20: Verlegung nach Dieuze, 3. August-16. August 1917“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/44-14> (aufgerufen am 25.04.2024)