Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Überraschende Erfolge für die nationalkonservative NDP bei den Gemeindevertreter- und Kreistagswahlen, 25. April 1948

Die einen autoritären Ständestaat befürwortende Nationaldemokratische Partei (NDP) erzielt bei der Wahl zu den Gemeindevertretungen und Kreistagen beträchtliche Erfolge. Obwohl die NDP nur in zehn von insgesamt 31 Wahlkreisen angetreten ist, erhält sie rund 71.000 Wählerstimmen, was landesweit einem Wahlergebnis von 3,4 Prozent entspricht. In Wiesbaden sprechen sich ein Viertel der an den Wahlen teilnehmenden Stimmberechtigten für die nationalkonservative Partei aus.

Die im Oktober 1945 von Heinrich Fassbender (1899–1971) und Heinrich Leuchtgens (1876–1959) gegründete NDP¹ erhielt zunächst lediglich eine Lizenz für den Landkreis Friedberg, später wurde sie von der amerikanischen Besatzungsmacht auch in anderen hessischen Landkreisen lizenziert. Ihr gutes Abschneiden verdanken die stark im rechtsextremen Lager wurzelnden Nationalkonservativen (so ist zum Beispiel der Posten des Pressesprechers und Parteipropagandisten mit dem ehemaligen SS-Sturmbannführer und Frontberichterstatter Karl-Heinz Priester besetzt) nicht zuletzt einer starken Unterstützung in der oberhessischen Provinz. In zahlreichen oberhessischen Dörfern geht die NDP aus der nach 1946 zweiten hessischen Gemeindevertreter- und Kreistagswahl als stärkste Kraft hervor. In den Wahlkreisen Alsfeld, Büdingen und Marburg-Stadt entscheiden sich 15 bis 20 Prozent der Wähler für die Rechtspartei.
(KU)

1. Heinrich Leuchtgens saß von 1925 bis 1931 für den republikfeindlichen Bauernbund (nannte sich ab 1927 Hessischer Landbund) im Landtag des Volksstaates Hessen und war bis 1927 auch dessen Fraktionsvorsitzender. Heinrich Fassbender trat 1919 in die DNVP ein und war zwischen 1931 und 1933 Mitglied der NSDAP. ↑