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Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Eröffnung des neuen Staatstheaters in Kassel, 12. September 1959

Mit einem Festakt und der sich anschließenden Uraufführung der Oper „Prometheus“ von Rudolf Wagner-Régeny (1903–1969; nach Motiven von Aischylos) wird in Kassel das Opernhaus des neuen Staatstheaters eröffnet.1 Redner der festlichen Eröffnungsveranstaltung sind der hessische Ministerpräsident Georg August Zinn (1901–1976; SPD), der Kasseler Oberbürgermeister Lauritz Lauritzen (1910–1980; SPD) und der Intendant des Staatstheaters, Hermann Schaffner (geb. 1903).

Das nach Entwürfen des aus Kassel stammenden Architekten Paul Bode (1903–1978) und seines Kollegen Ernst Brundig († 2015; Architekturbüro Bode & Brundig in Kassel) errichtete Gebäude bietet im Großen Haus Platz für bis zu 945 und im Kleinen Haus für bis zu 584 Besucher Platz. Verantwortlich für die Gestaltung des Innenraums (Foyer und Zuschauerraum) zeichnet der aus München stammende und dort an der Akademie der Bildenden Künste lehrende Künstler Blasius Spreng (1913–1987).

Die Entstehungsgeschichte des Staatstheaters, das in seiner Funktion das auf der Südostseite des Friedrichsplatzes errichtete, 1943 bei Luftangriffen weitgehend zerstörte und 1953 endgültig abgebrochene Neue Hoftheater (Preußische Staatstheater; Eröffnung am 26. August 1909) ersetzt, geht auf einen 1951 von der hessischen Landesregierung ausgeschriebenen Architekturwettbewerb zurück. Diesen Wettbewerb gewann im Jahr darauf zunächst der gemeinschaftlich erarbeitete Entwurf der Architekten Hans Scharoun (1893–1972), Hermann Mattern (1902–1971) und Willem Huller. Nur kurze Zeit nach der Grundsteinlegung für das neue Gebäude am 15. Oktober 1954 wurden die Arbeiten bereits im darauffolgenden Dezember wieder eingestellt – offiziell mit der Begründung, dass das Bauvorhaben nicht länger im Rahmen der Terminplanung und der gesteckten finanziellen Grenzen lag. Tatsächlich war man bei den Ausschachtungsarbeiten auf die Reste geschleifter Befestigungsanlagen und zugeschütteter Kasematten (Teile der ehemaligen Stadtmauer) gestoßen, die teilweise noch aus friderizianischer Zeit stammten und den Bauuntergrund als problematisch erschienen ließen. Darüber hinaus wurde der preisgekrönte und auch im Ausland mit Aufmerksamkeit bedachte Entwurf, der die im Theaterbau übliche Monumentalität mit einem Exempel „organischen Bauens“ konterkarieren sollte,2 aber von großen Teilen der Kasseler Bevölkerung und der Stadtverordnetenversammlung abgelehnt. Der damalige Oberregierungsbaudirektor des Landes Hessen und Architekt Hans Köhler (geb. 1907) unterlief die Möglichkeit zu einer Einigung mit den ursprünglich beauftragten Architekten und einer baulichen Anpassung des hauptverantwortlich von Hans Scharoun gestalteten Theaterneubaus.3 Er beauftragte im Februar 1955 Paul Bode mit der Prüfung der Möglichkeiten am vorgesehenen Standort. Dieser Auftrag mündete schließlich in ein neues Theaterbau-Projekt, das nun in Form des neuen Staatstheaters seinen Spielbetrieb aufnimmt.
(KU)


  1. Die Eröffnung des Schauspielhauses erfolgt am 13. September 1959 mit einer Aufführung von Friedrich Schillers (1759–1805) „Maria Stuart“.
  2. Huse, Geschichte, S. 64.
  3. Vgl. dazu DER SPIEGEL 25/1955, 15.6.1955, S. 35-37.
Belege
Weiterführende Informationen
Hebis-Klassifikation
842020 ,Öffentliches Gebäude
Hebis-Schlagwort
Bode, Paul ; Scharoun, Hans ; Staatstheater Kassel ; Theaterbau ; Geschichte 1950-1960
Empfohlene Zitierweise
„Eröffnung des neuen Staatstheaters in Kassel, 12. September 1959“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/1112> (Stand: 12.9.2022)
Ereignisse im August 1959 | September 1959 | Oktober 1959
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