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Fertigstellung der Elizabeth-Duncan-Tanzschule in Darmstadt, 17. Dezember 1911

Auf der Marienhöhe bei Darmstadt wird der Neubau der Elizabeth-Duncan-Tanzschule abgeschlossen. Elizabeth Duncan (1871–1948), eine aus San Francisco in den USA stammende Tanzpädagogin, hatte bereits 1904 gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Isadora (1877–1927), einer international bekannten Tänzerin und Choreografin1, im Bezirk Grunewald der Stadt Berlin (Trabener Straße 16) Die als Landerziehungsheim (Internat) konzipierte Einrichtung bietet Kindern unabhängig von ihrer sozialen Herkunft die kostenlose Möglichkeit, bereits ab einer frühen Altersstufe ihre musisch-tänzerisch Talente auszubilden. 1906 kam es zur Gründung eines „Vereins zur Unterstützung und Erhaltung der Tanzschule von Isadora Duncan e. V.“, zu dessen Förderern unter anderem der bekannte deutsche Komponist Engelbert Humperdinck (1854–1921) und der Schriftsteller Ernst von Wildenbruch (1845–1909) gehören. 1908 mussten die Schwestern das Berliner Domizil aus finanziellen Gründen aufgeben, die Tanzschule fand in den folgenden zwei Jahren eine improvisierte Heimat an unterschiedlichen Standorten, so zum Beispiel in Paris.

1909 hatte sich Großherzog Ernst Ludwig (1868–1937) als Gönner der Duncan'schen Idee einer Internats-Tanzschule gezeigt und ein Grundstück zum Bau des Gebäudes zur Verfügung gestellt. Mit den Arbeiten an der Schule war 1910 begonnen worden. Das neue Gebäude stellt der Tanzschule, die seit 1909 allein von Elizabeth Duncan weitergeführt wird, großzügige Räumlichkeiten zur Verfügung. Nach Ende des Ersten Weltkrieges geht das Gebäude auf der Marienhöhe für die von Duncan geleitete Schule jedoch verloren. Die Internatsleiterin reist 1915 mit einigen ihrer Schülerinnen zunächst nach England, und von dort aus weiter nach New York in den Vereinigten Staaten, wo mehrere Zweigschulen entstehen. 1919 sind Duncan und der musikalische Leiter der Schule, Max Merz (1874–1964), gezwungen, das Bauwerk von Amerika aus zurückzukaufen, nachdem patriotische Mitglieder der Frankfurter Zweigstelle des Fördervereins das Vereinsvermögen aufgebraucht haben. Aufgrund seines desolaten Zustands dient das frühere Schulgebäude allerdings nicht wieder als Heimatstätte für die tanzpädagogische Internatsschule.
(KU)


  1. Isadora Duncan gilt als Pionierin des modernen sinfonischen Ausdruckstanzes, der sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Gegenbewegung zum klassischen Ballett versteht. Der Ausdruckstanz setzt sich zum Ziel, von den erstarrten Formen des klassischen Bühnentanzes wieder zu einer natürlicheren Bewegung des Körpers zu finden. Das von Isadora Duncan entwickelte ganzheitliche Körper- und Bewegungsempfinden orientiert sich dabei stark an Vorbildern der griechischen Antike; Abbildungen auf griechischen Vasen und Beschreibungen des alten griechischen Tanzes in Werken griechischer Dramatiker und Philosophen bilden wichtige Inspirationsquellen für ihre Tanzkunst. Isadora Duncan ist die erste international erfolgreiche und bekannte Tänzerin, die eine eigene Tanztheorie entwickelt und zu ihrem künstlerischen Ansatz theoretische Texte veröffentlicht.
Belege
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Fertigstellung der Elizabeth-Duncan-Tanzschule in Darmstadt, 17. Dezember 1911“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/415> (Stand: 22.3.2023)
Ereignisse im November 1911 | Dezember 1911 | Januar 1912
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