Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Neues Heilmittel gegen Syphilis, 4. August 1914

Krankheiten sind unmittelbar in der Gesellschaft vorhanden, in Kriegsjahren nehmen Krankheiten und Seuchen teilweise verheerende Ausmaße an.¹. Eine unzulängliche Versorgung von Betroffenen und Verwundeten sowie schlechte Lebensumstände können zu einer raschen Infizierung und im schlimmsten Falle zum Tod führen. Eine durch die Jahrhunderte hinweg auftretende Krankheit ist die Syphilis, an der im Ersten Weltkrieg ebenfalls etliche Menschen erkrankten. Die übliche Behandlung mit Quecksilber konnte die durchaus moralisch stigmatisierte Krankheit zwar eindämmen, jedoch führte eine solche Behandlung mit dem giftigen Schwermetall vermehrt zu gesundheitlichen Folgeschäden, wie zum Beispiel Blasenleiden und nervöser Schwäche. Ein neues Produkt versprach die Lösung zu sein. Die Syphilis hat ihre Schrecken verloren, seitdem man die Gewissheit hat, dass diese heimtückische Krankheit ganz und auf immer geheilt werden kann, so die Überschrift der Anzeige in der Ausgabe von der „Kasseler Neuesten Nachrichten“ vom 4. August 1914. Dieses „Wundermittel“ warb damit, frei von Giften wie Quecksilber und Salvarsan, eine organische Arsenverbindung zur Behandlung von Syphilis,zu sein und keine Berufsstörung zu verursachen. Man müsste sich lediglich an angegebene Adresse wenden und bekomme sodann diskret und ohne Verpflichtung eine „belehrende Broschüre“ über das neue Heilmittel. In folgenden Ausgaben der Kasseler Tageszeitung warben immer häufiger Apotheker aus ganz Deutschland mit diesem Produkt ohne Rückfallgarantie. Auffallend ist bei diesen Werbeanzeigen, dass sie auf den Werbeseiten für Kosmetikprodukte, die an Frauen gerichtet sind, platziert wurden.
(LM)

1. Am Ende des Ersten Weltkrieges sollte die sogenannte Spanische Grippe weltweit mindestens 25 Millionen Todesopfer fordern, siehe Wikipedia: Spanische Grippe (eingesehen am 5.9.2018). ↑