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Georg-Büchner-Preis an Ingeborg Bachmann, 17. Oktober 1964

Ingeborg Bachmann (1926–1973) erhält den Georg-Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung „für die in diesem Jahr erschienene erste Sammlung ihres Werkes, das in Gedicht, Erzählung und Essay dichterisch und philosophisch in großer Konzeption das Bild der Literatur des Jahrhunderts vorführt: Scharf von Erkenntnis und bitter von Sehnsucht.“1

Bachmann ist in Österreich geboren, studierte in Graz, Innsbruck und Wien Philosophie und lebte zwischenzeitlich in Paris, London und Rom. 1951 erschien ihr erster Gedichtband „Die gestundete Zeit“, für den sie mit dem Literaturpreis der „Gruppe 47“2 erhielt. 1960 las Ingeborg Bachmann am Lehrstuhl der Poetik der Goethe-Universität Frankfurt am Main.3 In Ihrer Dankesrede trägt Ingeborg Bachmann ein Stück Prosa vor, dass auf expressionistische Weise ihre Alltagsbeobachtungen aus Berlin verarbeitet.4 In der Laudatio auf die mit dem Büchner-Preis geehrte Schriftstellerin heißt es anschließend: „Wir haben in Ingeborg Bachmanns Werk einen Bericht über den Menschen, der in die Falle des Lebens getreten und durch Schmerz für die Erfahrung der Wahrheit empfindlich geworden ist.5

Der Georg-Büchner-Preis wird seit 1951 von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung an Schriftsteller*innen vergeben, „die in deutscher Sprache schreiben, durch ihre Arbeiten und Werke in besonderem Maße hervor­treten und die an der Gestaltung des gegen­wärtigen deutschen Kultur­lebens wesentlichen Anteil haben.6 Ursprünglich von der Hessischen Regierung 1923 als Auszeichnung zur Ehrung herausragender hessischer Persönlichkeiten initiiert, wurde der Büchner-Preis schließlich von der Akademie für Sprache und Dichtung zum Literaturpreis umfunktioniert und seitdem jährlich im Rahmen der in Darmstadt stattfindenden Herbsttagung verliehen. Mit Ingeborg Bachmann erhält erst zum zweiten Mal, nach der Auszeichnung Marie Luise Kaschnitz' (1901–1974) im Jahr 1955, eine Frau den Georg-Büchner-Preis.
(NT)


  1. Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung: Auszeichnungen: Georg-Büchner Preis: Ingeborg Bachmann: Urkundentext.
  2. Die „Gruppe 47“ war ein Schriftsteller*innentreffen, das 1947 bis 1967 regelmäßig stattfand, um Texte vorzutragen und diese im Anschluss zu diskutieren und zu kritisieren. Die „Gruppe 47“ galt als wichtige Plattform junger und aufstrebender Schriftsteller*innen, die zu einer Erneuerung deutschsprachiger Literatur in der Nachkriegszeit beitrugen.
  3. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.10.1964, S. 28: Ingeborg Bachmann.
  4. Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung: Auszeichnungen: Georg-Büchner Preis: Ingeborg Bachmann: Dankrede.
  5. Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung: Auszeichnungen: Georg-Büchner Preis: Ingeborg Bachmann: Laudatio.
  6. Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung: Auszeichnungen: Georg-Büchner Preis.
Belege
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Georg-Büchner-Preis an Ingeborg Bachmann, 17. Oktober 1964“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/5532> (Stand: 17.10.2022)
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