Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg


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Abbildungen

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Yserstellung: Tervate

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Yserstellung: Steg nach Bicoque mit Stuhvenskerke

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Yserstellung: Stuhvenskerke, Friedhof

↑ Harry Heußner, Das Landsturm-Infanteriebataillon Hersfeld in Belgien, 1914-1918

Abschnitt 9: Marsch zu den Stellungen, Ende Juli 1916

[III, S. 106] Die Scheidestunde schlug! Am 22. Juli 1916 wurden wir mit der Bahn nach Ichtegem befördert und traten von hier aus den Marsch nach Leke an, einem noch von seinen Einwohnern bewohnten Dorf, das uns als Ruhequartier dienen sollte. Es war ein beschwerlicher Marsch an einem heißen Tage. Nicht nur den Tornister hatte der au ein gewisses Behagen in der Etappe gewöhnte Landsturmmann übervoll gepackt, er schleppte auch in Säckchen und Pappkartons noch allerhand Habseligkeiten mit, von denen er sich nicht trennen wollte.

Nach 2 Tagen ging es in nächtlichem Marsch durch Wiesen und Sümpfe zu unserer Stellung an der Yser, in der wir ein Bataillon des hannöver`schen Landwehrregiments 73 ablösten. Nun sahen wir die Yser, diesen Fluß, der Zeuge deutscher Tapferkeit im Oktober 1914 war und seitdem viel edles deutsches Blut zum Meere getragen hat. I. und 2. Kompanie bezogen die Stellung in der gänzlich zerschossenen kleinen Ortschaft Schoorbakke, an welcher die Straße von St. Pierre-Capelle nach Pervyse vorüberführte. Am rechten Flügel unserer Stellung schloß über Mannekensvere bis Middelkerke das Marinekorps sich an, das die Grenze durch ein am Beginn seines Abschnitts aufgerichtetes Schild mit der Aufschrift „Marine-Armee" gekennzeichnet hatte. Lagen I. und 2. Kompanie auf verhältnismäßig kleinem Raum, so wurde dies links von ihnen, in den Stellungen der 3. und 4. Kompanie, anders. Der Bogen, den hier die Yser nach Westen beschreibt, war auf mehrere Kilometer Tiefe von den Belgiern überschwemmt worden. Am Ufer der Yser entlang lag unsere mehrere Kilometer lange Hauptstellung mit den Unterständen, draußen im Ueberschwemmungsgebiet aber ragten auf dem hin und wieder etwas erhabenen Gelände wie auf Inseln gelegene, ehemals bewohnte Fermen empor, Vicogne-Ferme, Stuyvenskerke, Duivenkot-Ferme, Beverdyk-Ferme usw. Auf engem Raune zusammengedrängt; in nur notdürftig in den Häuserresten hergerichteten Unterständen lagen auf diesen Fermen unsere Feldwachen, die nachts Horchposten bis nahe an die belgischen Stellungen vorschoben. Zu den Fermen konnte man nur nachts auf Stegen gelangen, die von unseren Truppen zu Beginn des Stellungskrieges eingebaut worden waren.


Personen: Heußner, Harry
Orte: Beverdyk-Ferme · Duivenkot-Ferme · Hannover · Hersfeld · Ichtegem · Leke · Mannekensvere · Middelkerke · Pervyse · Schoorbakke · Stuyvenskerke · Vicogne-Ferme
Sachbegriffe: Landschaft · Landwehrregiment 73 · Tapferkeit · Tornister · Marine · Stellungskrieg · Fotografien
Empfohlene Zitierweise: „Harry Heußner, Das Landsturm-Infanteriebataillon Hersfeld in Belgien, 1914-1918, Abschnitt 18: Marsch zu den Stellungen, Ende Juli 1916“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/44-9> (aufgerufen am 24.04.2024)