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Landgräfin Anna von Sachsen 1462, Spangenberg

Spangenberg · Gem. Spangenberg · Schwalm-Eder-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Spangenberg

Gebäude / Areal:

Spangenberg, Evangelische Pfarrkirche

Merkmale

Datierung:

1462

Typ:

Tumbenplatte

Material:

Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Beschreibung

Beschreibung:

"Der rechteckige Unterbau trägt eine schwere Grabplatte aus Sandstein. Darauf ruht, aus dem Stein herausgemeißelt, die Landgräfin, eine schlanke, fast entkörperte Gestalt. Lange, geschwungene, unsubstantielle Faltenbrüche verhüllen den asketischen Leib. Der "weiche Stil" der Gotik, der morbide Geist einer ausschließlich auf das Jenseits gerichteten Weltentrücktheit, die Verneinung des Fleisches hat ihren Höhepunkt erreicht. Den Körper durchschwingt eine S-förmige Linie, die sogenannte gotische S-Kurve, die dadurch entsteht, daß die Spielbeinschulter höher liegt als die Standbeinschulter. Diese Kurve betont einen einseitigen Anstieg; so scheint durch die Figur eine übersinnliche Bewegung hindurchzugehen. Tiefe Faltenschluchten durchfurchen ihr mantelartiges, offenes Gewand. Aus glockenförmigen Ärmeln ragen die feinen, müden Hände, zum Gebet zusammengelegt. Das verschliffene, leicht verwitterte Gesicht, aus Schleiertuch und Gebende hervorschauend, wirkt mit den weit geöffneten Augen wie entrückt.

Die Figur ruht auf einem von Engeln am Kopfende gehaltenen Laken, das sich in kleinteilige Knitterfalten legt. Das Standbein der Landgräfin steht auf einem zierlichen Hündchen, um dessen Hals ein Schellenband gebunden ist. Daneben hockt ein Löwe mit gelockter Mähne. Diese beiden Tierdarstellungen sind wohlsymbolisch als Verkörperung der Tugenden (Klugheit, Stärke, Besonnenheit, Gerechtigkeit, Reinheit) der Verstorbenen aufzufassen.

Die Deckplatte der Tumba ragt weit über den Unterbau hinaus, nach unten und nach oben sind ihre Ränder abgeschrägt und am Kopfende eckig gebrochen. Ein Spruchband in gotischen Minuskeln, dessen Legende die Lebensdaten der Landgräfin beinhaltet, säumt die gesamte Platte.

Der rechteckige Unterbau der Tumba ist an der Vorderseite in drei Felder gegliedert. Die Abgrenzung des Mittelfeldes gegen die Seitenfelder erfolgt mit Lisenen in der Art gotischer Strebepfeiler. Großflügelige Engel, in den Außenfeldern kniend, in stark geknitterter Kleidung, halten die Wappen der Landgräfin. Da sie dem sächsischen Fürstenhause entstammte, tragen beide Wappen die gekreuzten sächsischen Kurschwerter.

Im Mittelfeld halten zwei Engel, deren Flügel eng in die Fläche gepresst sind, in heftiger Armverschränkung einen Wappenschild, der in einer stark bewegten Komposition den hessischen Löwen trägt. Kopf- und Fußende des Unterbaus sind ebenfalls mit wappentragenden Engeln versehen; das Kopfstück zeigt zwei stehende Engel, das Fußende einen auf einer Wolkenbank schwebenden Engel. Die zweite Längsseite der Tumba ist durch die unglückliche Stellung vor einer Wand den Blicken leider entzogen." (Knieriem)

Geschlecht, Alter, Familienstand:

weibliche Person(en) · männliche Person(en)

Stand:

Adlige

Enthaltene Wappen:

Herzöge von Sachsen; Landgrafen von Hessen.

Dargestellte Personen:

Landgräfin Anna von Sachsen war die Gemahlin Landgraf Ludwigs I. (1413-1458).

Inschrift

Schrift:

Gotische Minuskel

Nachweise

Literatur:

  • Schaum-Benedum, Christa: Die figürlichen Grabsteine des 14. und 15. Jahrhunderts in Hessen, 1969, S. 205
  • Kurt Knieriem, Die Stadtkirche St. Johannes der Täufer und die Hospitalkapelle St. Elisabeth zu Spangenberg, um 1984, S. 33 f.

Personen:

Sachsen, Herzöge, Anna

Orte:

Schwalm-Eder-Kreis · Spangenberg

Sachbegriffe:

Tumben · Faltenwurf · Weicher Stil · Mäntel · Schleiertücher · Gebende · Engel · Laken · Hunde · Schellenbänder · Löwen · Spruchbänder · Lisenen · Wappen · Wolken · Frauen · Adlige · Landgrafen

Wappen:

Sachsen, Herzöge · Hessen, Landgrafen

Bearbeitung:

Otto Volk, HLGL

Zitierweise
„Landgräfin Anna von Sachsen 1462, Spangenberg“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/1155> (Stand: 9.6.2006)