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Georg-Büchner-Preis an Hans Magnus Enzensberger, 19. Oktober 1963

Der diesjährigen Georg-Büchner-Preis wird Hans Magnus Enzensberger (1929–2022) „für seine Lyrik und Essayistik und die in der einen wie der anderen mit bedeutender Kunst und Kraft verwirklichte Gesellschaftskritik“1 verliehen. Enzensberger, der damit auch erstmalig das von 8.000 DM auf 10.000 erhöhte Preisgeld erhält,2 ist mit 34 der jüngste von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ausgezeichnete Schriftsteller bisher.3 Der Dichter und Essayist ist bekannt für seine politischen und gesellschaftskritischen Texte und wird in der Laudatio des Präsidenten der Akademie, Hans W. Eppelsheimer, als „Sprecher einer Generation, die seit 1950 eine Welle zorniger junger Männer über die Welt gebracht habe4 bezeichnet. In seiner Rolle als „politischer Dichter, der bei keiner Partei, Ideologie oder Kirche Rückendeckung finde5, findet sich Enzensberger später auch als Orientierungsfigur für die Studentenbewegung der 68er wieder. In seiner Dankesrede referiert Enzensberger über das geteilte Deutschland , das er als „zwar irrsinnig, aber normal; zwar gespenstig, aber wirklich“ bezeichnet, und prangert an: „Hilfe, sofortige, bedingungslose Hilfe à fond perdu, ist das Selbstverständliche, das undenkbar geworden ist. Was er der jüngsten farbigen Republik, dem ältesten Sklavenhalter-Regime eifrig anbietet, verweigert der eine Teil des Landes dem andern.6

Die Verleihung des Georg-Büchner-Preis findet im Rahmen der Herbsttagung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt statt, die in diesem Jahr neben dem regulären Tagungsprogramm auch den 150. Geburtstag Georg Büchners feiert. Anlässlich dieses Gedenktages benannte die Stadt Darmstadt den Theaterplatz in der vergangenen Woche in „Georg-Büchner-Platz“ um, außerdem wird am Tag der Preisverleihung offiziell eine Büchner-Ausstellung im Darmstädter Schloss eröffnet.7 Als weiteren Festakt veröffentlicht die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung anlässlich des Geburtstagsjubiläums eine Sammlung aller zu Ehren Büchners gehaltener Reden seit der erstmaligen Preisvergabe im Jahr 1951 und setzt somit „ihrem Schutzpatron ein ebenso würdiges wie sinnvolles und brauchbares Denkmal.8
(NT)


  1. Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung: Auszeichnungen: Georg-Büchner Preis: Hans Magnus Enzensberger: Urkundentext.
  2. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.8.1963, S. 50: Büchner-Preis wird erhöht.
  3. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.10.1963, S. 24: Der Georg-Büchner-Preis.
  4. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.10.1963, S. 24: Der Georg-Büchner-Preis.
  5. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.10.1963, S. 24: Der Georg-Büchner-Preis.
  6. Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung: Auszeichnungen: Georg-Büchner Preis: Hans Magnus Enzensberger: Dankrede.
  7. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5.10.1963, S. 56: Georg Büchner zum Gedenken.
  8. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.11.1963, S. 34: Die Ernte des Büchner-Jahres.
Belege
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Georg-Büchner-Preis an Hans Magnus Enzensberger, 19. Oktober 1963“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/5531> (Stand: 25.11.2022)
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