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Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Jüdischer Innenminister in Darmstadt zum Rücktritt gezwungen, 30. Juni 1921

Staatspräsident Carl Ulrich (1853–1933; SPD) verkündet den Rücktritt des amtierenden Innenministers der ersten Regierung des Volksstaats Hessen, Heinrich Fulda (1860–1943; SPD). Fulda wird nach Auseinandersetzungen mit der SPD-Spitze über die Grundsätze beim Aufbau einer demokratischen Verwaltung und Kritik an seiner Amtsführung zum Rücktritt gezwungen. In Wahrheit aber opfert man den Politiker jüdischer Abstammung kurz vor der anstehenden Landtagswahl (27. November 1921) aus Angst vor Stimmenverlusten infolge des allgemeinen Rechtsrucks und der erstarkenden antisemitischen Propaganda. Das Innenressort wird daraufhin zusätzlich von Justizminister Otto von Brentano (1855–1927) übernommen.

Fulda, Sohn eines jüdischen Kaufmanns, studierte Jura in Heidelberg, Würzburg, Leipzig und Gießen, ließ sich nach Beendigung des Studium als Rechtsanwalt in Darmstadt nieder und gehörte dort ab 1909 zunächst der Stadtverordnetenversammlung und später auch dem Kreistag an. Zwischen 1905 und 1918 gehörte er der Zweiten Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen an war von 1919 bis 1921 Mitglied der SPD-Fraktion im Landtag des Volksstaates Hessen. Nach der Absetzung des Großherzogs war er als Innenminister Teil der am 14. November 1918 berufenen ersten Regierung (bis 1919: Übergangsregierung) des Volksstaats Hessen unter Carl Ulrich.
(KU)

Belege
Empfohlene Zitierweise
„Jüdischer Innenminister in Darmstadt zum Rücktritt gezwungen, 30. Juni 1921“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/541> (Stand: 16.6.2020)
Ereignisse im Mai 1921 | Juni 1921 | Juli 1921
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