Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Regesten der Landgrafen von Hessen

1462 Januar 17

Philipp von Katzenelnbogen begründet seine Haltung in der Mainzer Stiftsfehde

Regest-Nr. 9420

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Abschriften: Staatsarchiv Marburg, Abt. 2b, Mainzer Stiftsfehde.
Drucke: Gundlach, Mainzer Stiftsfehde, S. 117.
Regesten: Demandt, Regesten Katzenelnbogen 2, S. 1448 f. Nr. 5154.
Regest
Hohenstein. - Graf Philipp von Katzenelnbogen antwortet Landgraf Ludwig von Hessen auf dessen Anmahnung wegen seiner (Philipps) Mannschaftsverpflichtungen, daß er sich deren wohl bewußt sei und niemals beabsichtigt habe, sie ihm gegenüber zu verletzen. Wenn er jetzt Helfer des Mainzer Erzbischofs (Diether) und des Pfalzgrafen (Friedrich) geworden sei, dann habe er das nicht um Geld, aus Hochmut oder Mutwillen getan, sondern nur zu seiner Sicherung, denn er habe sich so lange unparteiisch verhalten, bis ihm Fürsten und Andere mitgeteilt hätten, daß er, sobald die andere Partei zum Mainzer Stift gelange, durch päpstliche und kaiserliche Briefe so hoch und vielleicht noch schwerer als Erzbischof (Diether) von Mainz belangt werden würde, was er und seine Vorfahren gegenüber Kirche und Reich doch niemals verdient hätten (1). Nach seiner Meinung habe Erzbischof (Diether) von Mainz gemäß Appellation und ausgesandten Briefe dem Recht Genüge getan und werde seinerseits ungerecht behandelt. Dies alles habe ihn (Philipp) bewogen, sich mit dem Erzbischof, dem Pfalzgrafen und Anderen zu verbünden. Seinem (Ludwigs) Ansinnen, ihm Montag (Januar 18) morgens um 10 Uhr im Kloster Bleidenstadt mündlich zu antworten, wäre er gerne nachgekommen, wenn er nicht vorher andere Verpflichtungen eingegangen wäre, die ihm das zeitlich unmöglich machten. Er bitte, ihm das nicht zu verübeln. Wenn er (Ludwig) sich noch 8 Tage in dieser Gegend aufhalte und ihm an einem sicheren Ort einen anderen Termin bestimme, wolle er gerne kommen oder aber auch zwei oder drei seiner Beauftragten dorthin schicken. Er sichere ihm (dem Landgrafen) und den Seinen, wenn sie dorthin kämen, gegenüber seinen Hauptleuten und Helfern gleichfalls Geleit zu.
D. Hoenstein uff sontag sant Anthonius tag a. etc. 62.
(1) Sollte Graf Philipp die kaiserlichen Verfügungen über die Hälfte des St. Goarer Zolles zugunsten Erzbischof Jakobs von Trier und die ganze Grafschaft Katzenelnbogen zugunsten König Georgs von Böhmen nach Philipps Tode bereits gekannt und hier im Auge gehabt haben?
Originaltext
Minen underthenigen schuldigen willigen dienst uwern furstlichen gnaden mit großer gunst und ganczem willen allecziit zcuvoran bereydt, hochgebornner furst, gnediger lieber herre und swager. Als uwer gnade mir under anderm geschriben und micht erfordert und begert, angesehen wie ich uwern gnaden von mannschaft wegen und sust gewant sii, und uwer gnade sich ye nit anders dann alles guten zcu mir versehe, und eß auch ungerne anders witderumb suchen und halten wultent, inhalt uwer gnaden brieff etc. Gnediger furste und lieber swager, ich weyß wol, daz ich uwern gnaden gewant bin, und uwer furstliche gnade sal des ein gut vertruwen haben und aen allen czwifel sin, das ich in nye keyn andern willen gewest bin und auch nit bin, dann mich in solcher maiße witderum gein uwer furstliche gnade zcu halten, die mir alle cziit zcu gebieten haid, dann ich bin helffer myns gnedigen herren von Mencz und auch myns gnedigen herrn des pfalczgrafen, myner anligenden noede halp und not umb gifft noch auch in keynem hoemude oder mutwillen, und hatte mich alles unparthielich gehalten, biß so lange mir fursten und ander geschriben und gesagt hain, so balde die parthien in den stifft zcu Mencz qwemen, so were ich nit babstlichen und keyserlichen briefen so hoe und villicht swerer herlanget und furgnummen dann myn gnediger herr von Mencz sin solle, das dann myne äldern und ich gein die heilige cristliche kirche und das romische rich nye verdienet haben und auch noch hudestages noede verdienen wollte. Dann nachdem mir fukomen ist, so gnoget mym gnedigen hern von Mencze des rechten nach lude siner appellacien und ußgesanten briefen, die uwer gnade auch wol gehort oder erinnert magh sin, da inn als mir zcu wissen gethain wurde, wol zcu versteen ist, daz sine gnade unbillich und witder recht furgenummen sii und werde, so daz mich solche obgemelte handele und furnemen der notdorfft halp beweget haid, helffer zcu werden und mich des ungeborlichen furnemens understene uffczuhalten und mit den vorgeschriben czweyen fursten und mee in verschribunge komen bin, und als uwer gnade am lesten eyner muntlichen antwert begert uwern gnaden uff nehst zcukomenden Montag zcu czehin uhren zcu Blidenstat zcu thun etc., das wulte ich nu, so gerne uwer gnade das gehaben mucht, noch vil lieber thun, dann ich lange cziit gerne by uwern gnaden gewest und noch gerne sin wollte, so sint mir sachen vor uwer gnaden schrifft zcu handen gangen, daz ich solichs uff die cziit innhalt uwer gnaden briefs nit gethun kann, und bitden uwer furstliche gnade, das nit zcu undanck von mir zcu nehmen, dann wurde sich uwer gnade noch achte tage in dieser ihenede halten, wilche cziit uwer gnade mir dann an eyne gelegen moilstat beschiede, da ich selig zcu uwern gnaden hyen komen muchte, so wulte ich mit großem willen gerne zcu uwern gnaden komen, aber hett uwer gnade eynen willen, czwene oder drye myner frunde uff die obgeschriben cziit und moilstat by uwer gnade zcu schigken, und das sie sicher und selig weren, wulte ich aber gerne thun, dann uwer gnade und die mit uwern gnaden qwemen, sollten vor mynen heubtleuten, mir, und alle unsern helffern und helffershelffern selig sin. Dann womitde ich uwern furstlichen gnaden dinstlich und zcu willen gesin kann, thun ich allecziit billich und versehen mich des und aller gnaden wiederumb. Dat. Hoenstein uff sontag sant Anthonius tag anno etc. lxii°.
Philips grave zcu Kaczenellenbogen und zcu Dietze.
Dem hochgebornen fursten und herren hern Ludewige lantgrafen zcu Hessen, graven zcu Cziegenhain und zcu Nidde, mym gnedigen lieben hern und swager.

Sprache des Originaltextes

deutsch

Nachweise

Weitere Personen

Katzenelnbogen, Grafen, Philipp I. · Hessen, Landgrafen, Ludwig II. · Mainz, Erzbischöfe, Diether von Isenburg · Pfalz, Kurfürsten, Friedrich I., der Siegreiche · Trier, Erzbischöfe, Jakob I. von Sierck · Böhmen, Könige, Georg von Podiebrad

Weitere Orte

Hohenstein · Katzenelnbogen, Grafen · Mainz, Stift · Pfalz, Kurfürsten · Bleidenstadt, Kloster · Katzenelnbogen, Grafschaft · Böhmen, Könige · St. Goar, Zoll · Trier, Erzbischöfe

Sachbegriffe

Grafen · Erzbischöfe · Mainzer Stiftsfehde · Auseinandersetzungen, mit Mainz · Stifte · Mannschaftsverpflichtungen · Bündnisverpflichtungen, Einhalten von · Briefe, päpstliche · Briefe, kaiserliche · Klöster · Gesandte · Geleitswesen · Hauptleute · Zölle · Verfügungen, kaiserliche

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Demandt, Reg. Katzenelnbogen 2

Original

Gundlach, Mainzer Stiftsfehde

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 9420 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/9420> (Stand: 18.04.2024)