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Grabdenkmäler

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Johann Caspar von Rolshausen 1591 und seine Frau Anna Catharina geb. von Nordeck zur Rabenau 1594, Salzböden

Salzböden · Gem. Lollar · Landkreis Gießen | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Salzböden

Gebäude / Areal:

Salzböden, Evangelische Kirche.

Heutiger Aufbewahrungsort:

Salzböden, Evangelische Kirche.

An der inneren Nordwand des Schiffes.

Merkmale

Datierung:

1591, 13. August / 1594, 27. August

Typ:

Epitaph

Material:

bemalter Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Beschreibung

Beschreibung:

Das Epitaph gibt die Verstorbenen in zeitgenössischer Gewandung bzw. Rüstung wieder. Anna Catharina trägt ein langes, genau über der Standfläche abschließendes Kleid mit langen Ärmeln. Ein Mantel mit betonten Borten und Puffärmeln verläuft glockenförmig und leicht geöffnet nach unten. Die erneuerte Bemalung läßt die Anlage des Gewandes erkennen, welches selbst nur wenig plastisch differenziert ist. Diese Mode wird detailreicher und qualitativ besser z. B. in Kirchberg bei Anna geb. von Ehringshausen auf dem Epitaph mit ihrem Mann Friedrich von Rolshausen wiedergegeben. Die Verstorbene blickt nach Maßgabe der Bemalung nach rechts in Richtung des Altars. Sie hat die Hände bei unnatürlich starker Anwinklung übereinander gelegt. Ein an der Haube zu beiden Seiten befestigtes Tuch fällt weit über den Rücken, d.h. wird hinter den gewinkelten Ellenbogen sichtbar, während der vordere Teil die Kinnpartie umfängt und waagerecht in Brusthöhe abschließt.

Über der Rüstung des bärtigen Johann Caspar von Rolshausen verläuft eine diagonale Schärpe. Je eine rosettenförmig ausgearbeitete Scheibe befindet sich am Ansatz der Plattenteile der Armstücke. Der Verstorbene trägt eine Halskrause, einen Dolch in seiner Rechten und hält das lange, hinter dem Körper geführte Schwert in auffallend vom Unterarm weggedrehter Hand. Zusammen mit der Handhaltung der Frau bezeichnet dies eine gewisse Unsicherheit des Bildhauers im Figürlichen. Der Helm mit Helmbusch ist auf der leicht erhöhten Standfläche abgelegt, die auch sein Standmotiv bestimmt, sich aber aufgrund der heutigen, farblich einheitlichen Bemalung dieses Bereiches kaum abzeichnet.

Unterhalb der Figuren ein Sockel mit zwei Feldern, die mit gereimten Inschriften (B und C) versehen sind. Das Paar wird seitlich umrahmt von zwei, sich nach oben verjüngenden Pilastern mit Kompositkapitellen und je vier Vollwappen (eines davon links oben mit Beischrift D). Ein profiliertes, seitlich über die Pilaster etwas hinausgeführtes Gesims schließt das Figurenfeld nach oben ab. Das Gesims zeigt im unteren Teil etwa in der Mitte eine kleine Verdickung. Darüber in waagerechter Anordnung acht weitere Vollwappen. Ein darüber angebrachtes, profiliertes Gesims mit Eierstab trägt den dreieckig abgeschlossenen Aufsatz. In der Mitte, flankiert von Hermenpilastern, die personenbezogene Inschrift (A). Nach den seitlichen Rändern hin je eine Taube, welche Beeren aus einer Art Akanthusgewächs pickt. Zeitnahe Vergleichsbeispiele haben gegebenenfalls Rollwerkornamente an diesen Stellen. Hier führen die pflanzlichen Ranken zusammen mit der lebendig-sicheren Ausführung der Tauben zu der Frage einer späteren Ergänzung. Auch ohne Vanitassymbole wie Totenkopf und Sanduhr dürften die auf den oberen Giebelschrägen liegenden, nackten Figuren mit jeweils aufgestütztem Kopf und übereinander geschlagenen Beinen in der Tradition der Todesgenien stehen. Dem umrahmten Dreiecksfeld ist ein geflügelter Engelskopf genau einbezogen.

Darstellung:

figürlich

Geschlecht, Alter, Familienstand:

weibliche Person(en) · Ehepaar · männliche Person(en)

Stand:

Adlige

Enthaltene Wappen:

Ingesamt 16 Wappen, 8 Ahnenwappen des Mannes und ebensoviele der Frau. Die Anordnung der Wappen geschah in diesem Fall auf ungewöhnliche Weise: die acht Wappen oberhalb der Figuren stehen für die Ahnen des Mannes (die vier linken für die väterlichen, die übrigen für die mütterlichen Vorfahren), die acht Wappen auf den beiden Pilastern seitlich der Figuren für die Ahnen der Frau.

Ahnenprobe des Johann Caspar von Rolshausen:

a) väterliche Ahnen: 1) von Rolshausen (Vater), 2) von Rolshausen (Vaters Mutter), 3) von Storndorf (Vaters Vaters Mutter) und 4) Schutzbar genannt Milchling (Vaters Mutters Mutter).

b) mütterliche Ahnen: 1) von Ehringshausen (Mutter), 2) von Rüxleben (Mutters Mutter), 3) von Trohe (Mutters Vaters Mutter) und 4) bislang unbekannt (Mutters Mutters Mutter).

Ahnenprobe der Anna Catharina von Rolshausen geb. von Nordeck zur Rabenau, bei der seltsamerweise fast nur mütterliche Ahnen vorkommen:

a) auf dem linken Pilaster: 1) von Nordeck zur Rabenau (Vater), 2) von Biedenfeld (Mutter), 3) von Hundelshausen (Mutters Mutter) und 4) Bültzingsleben (Mutters Vaters Mutter).

b) auf dem rechten Pilaster: 1) Schmalsteig (Mutters Mutters Mutter), 2) Keudell, 3) Schabe und 4) Wellen.

Dargestellte Personen:

Johann Caspar von Rolshausen, gestorben am 13. August 1591, und seine zweite Frau Anna Catharina geborene von Nordeck zur Rabenau, gestorben am 27. August 1594.

Beide Eheleute heirateten im Jahr 1588 (Abschrift des Ehevertrages im Hess. Staatsarchiv Darmstadt, Bestand E 12, Nr. 277/12, nach Archivdatenbank HADIS). Anna Catharina war eine Tochter des Hermann von Nordeck zur Rabenau (Hess. Staatsarchiv Marburg, Bestand 17d von Rolshausen, Nr. 29, nach Archivdatenbank HADIS).

In der Kirche zu Salzböden haben sich außerdem die Grabplatte seiner ersten Frau Margaretha geb. von Buseck und drei Epitaphien seiner Kinder erster Ehe namens Hans Caspar, Anna und Maria erhalten.

Inschrift

Umschrift:

A:

ANNO · DOMINI 1591 DEN 13 AVGVS(TI) /

IST IN GOTT VERSCH(IED)EN DER EDEL · VND /

E(HRNFESTE) IVNCKER · IOHAN CASPAR VON ROL(S)HV(SEN) /

AN(N)O · DO(MI)NI 1594 DEN 27 AVGV(STI) /

IST IN GOT · VERSCHEIDEN DIE EDEL · VND /

DVG(ENTSAME) · FRAV ANNA CKATARINA (!) IV(N)CKER · IO /

HAN CASPAR · VON · ROLZHVSE(N) HINDER /

LASENE · WIT(TIB) GBOR(NE) · V(ON) · NORDEK Z(VR) · RABNA(V)

B:

ZV MEINEM SCHEPFER G[OTT …] /

ALLEZEIT MEIN ZVFLVCHT HE[…] /

IESV CHRIST MEIN HEIL VND DROST /

HAT MICH MIT SEINEM [BLVT ERLOST]

AVS GOTTS ZORN SINDT DOT VND [HEL] /

REIST MICH DER RICHTER [SCHNEL]

C:

ALLES AVFF ERDEN MVS VERGEN /

NVR GOttS WORtt BLEIBET EWIG STEHN /

NICHTS VFF ERTEN ISt GEWESEN MEIN DRO(ST) /

ALLEIN CHRISTVS DER MICHAT (!) ERlOST /

VFF SEINE GENADT BIN ICH GESORBEN (!) /

VND DAS EWIG LEBEN ERWORBEN

D:

N:(ordeck) zur / Rabenaw

Übersetzung:

B:

(Zeilen 5 und 6:) Aus Gott's Zorn, Sünd', Tod und Höll' / reist mich der Richter schnell.

Kommentar:

In den Inschriften A bis C zahlreiche Ligaturen.

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Personen:

Rolshausen, Margaretha von, geb. von Buseck · Buseck, Margaretha von, verheiratete von Rolshausen · Rolshausen, Hans Caspar von · Rolshausen, Maria (Merge) von · Rolshausen, Anna (Enge) von · Nordeck zur Rabenau, Hermann von

Sachbegriffe:

Wappen · Borten · Mäntel · Puffärmel · Farbfassungen · Fassungen, farbige · Hauben · Tücher · Rüstungen · Schwerter · Dolche · Halskrausen · Helmbüsche · Helme · Pilaster · Kompositkapitelle · Eierstäbe · Hermen · Hermenpilaster · Engelsköpfe · Todesgenien · Tauben · Beeren · Akanthus · Rollwerk · Altarblicke · Männer · Frauen · Adlige · Ehepaare

Wappen:

Nordeck zur Rabenau · Biedenfeld · Hundelshausen · Bültzingsleben · Schmalsteig · Schabe · Keudell · Wellen · Rolshausen · Storndorf · Schutzbar genannt Milchling · Milchling, Schutzbar genannt · Ehringshausen · Rüxleben · Trohe

Bearbeitung:

Christa Benedum, Gießen, und Andreas Schmidt, HLGL

Zitierweise
„Johann Caspar von Rolshausen 1591 und seine Frau Anna Catharina geb. von Nordeck zur Rabenau 1594, Salzböden“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/965> (Stand: 30.11.2007)