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Sprengstoffanschlag auf äthiopisches Passagierflugzeug in Frankfurt, 11. März 1969

Bei einem Sprengstoffanschlag der marxistisch geprägten, für die staatliche Unabhängigkeit der äthiopischen Provinz Eritrea kämpfenden „Eritreischen Befreiungsfront“ auf eine vierstrahlige Düsenmaschine vom Typ Boeing 707 der Ethiopian Airlines werden auf dem Rhein-Main-Flughafen in Frankfurt am Main acht Personen verletzt.

Drei Explosionen bei der Reinigung des Passagierraums

Die Verkehrsmaschine war am Morgen in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba gestartet und nach zwei Zwischenlandungen auf einem weiteren Flughafen in Äthiopien und in der griechischen Hauptstadt Athen gegen 17:20 Uhr in Frankfurt am Main gelandet. An Bord befanden sich bei der Ankunft 28 Passagiere und neun Besatzungsmitglieder. Vorgesehen war, dass das Flugzeug um 21:40 Uhr wieder zum Flug über Athen nach Addis Abeba starten sollte. Bei der Durchführung von Reinigungsarbeiten bemerkt eine Vorarbeiterin um 18:09 Uhr ein in Zeitungspapier eingehülltes Päckchen und eine Plastikflasche. Sekunden später ereignet sich eine Detonation, der zwei weitere Explosionen folgen. Zuvor war das Flugzeug, das außer Passagieren auch größere Gütermengen transportiert und mit einem Ladetor ausgestattet ist, mit Fracht beladen und aufgetankt worden.

Durch einen Brandsatz, mit dem die Sprengsätze versehen worden sind, fängt die Boeing sofort Feuer. Dabei brennt der gesamte Passagierteil des Rumpfes aus, in der Nähe der Explosionen bilden sich Risse in der Außenbeplankung. Einige Personen an Bord versuchen erfolglos, den Brand mit Handfeuerlöschern zu ersticken. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ergeben, dass sich unter dem Sitz, auf dem das Päckchen und die Flasche entdeckt worden sind sowie unter einem weiteren Flugsessel je ein weiterer Sprengsatz angebracht worden ist, deren Explosionswirkung sich nach unten richtet. Die bei dem Anschlag verletzten Angehörigen der Reinigungskolonne Personen erleiden überwiegend leichte Brandwunden und werden nach ambulanter Behandlung umgehend aus dem Krankenhaus entlassen.

Bekennerschreiben eritreischer Separatisten

In einem Schreiben an die Redaktion der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, die am selben Abend gegen 21 Uhr auf der Poststelle des Flughafens Tegel in Berlin abgestempelt wird, bekennt sich die „Eritrean Liberation Front“ (E.L.F.) zu dem Bombenanschlag auf das Passagierflugzeug und kündigt darin weitere Sabotageakte gegen Verkehrsmaschinen der Ethiopian Airlines an. Die Airline wird aufgefordert, „ihre Zusammenarbeit mit der äthiopischen Armee gegen das Volk von Eritrea“ zu beenden.

Später wird bekannt, dass zwei Passagiere syrischer Nationalität, die vor dem Abflug in Athen um 15 Uhr zustiegen, als Attentäter verdächtigt werden.

Mit Unterstützung arabischer Staaten

Die seit 1958 aktive E.L.F. beabsichtigt den Sturz des Regimes des äthiopischen Herrschers Haile Selassie (1892–1975), der nach dem Angriff der italienischen Armee im Italienisch-Äthiopischen Krieg (1935-1936) nach Großbritannien geflohen war und 1941 mit britischer Unterstützung nach Äthiopien zurückkehrte. Haile Selassie setzte sich 1962 über eine UN-Resolution aus dem Jahre 1952 hinweg, die einen autonomen Status für die ehemalige italienische Kolonie Eritrea innerhalb Äthiopiens forderte. Arabische Staaten unterstützen den rund 2.000 Mann zählenden bewaffneten Arm der ELF-Krieger gegen für ein unabhängiges Eritrea.b Das Hauptquartier der Separatisten befindet sich im syrischen Damaskus.
(KU)

Belege
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Sprengstoffanschlag auf äthiopisches Passagierflugzeug in Frankfurt, 11. März 1969“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/5326> (Stand: 27.9.2021)
Ereignisse im Februar 1969 | März 1969 | April 1969
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