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Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Erster Deutscher Tierschutzkongress ohne direkte politische Resonanz in Frankfurt beendet, 7.-8. Dezember 1957

Erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg finden sich in Frankfurt am Main auf Einladung des Deutschen Tierschutzbundes mehrere Verbände aus dem Bereich des Natur- und Tierschutzes zusammen. Bei der internen Arbeitstagung und einer öffentlichen Vortrags- und Diskussionsveranstaltung in der Paulskirche widmen sich die Teilnehmer/-innen rechtlichen und ethischen Fragen der Mensch-Tier-Beziehung in überregionaler Perspektive. Ursprünglich war die Veranstaltung unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten Theodor Heuss (1884–1963) bereits für den 13. November 1957 geplant.1 Unter den Anwesenden sind Vertreter des Deutschen Naturschutzrings, des Jagdschutzverbandes, der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, des Verbandes für das Deutsche Hundewesen, des Bundes für Vogelschutz, der Deutschen Tierärzteschaft, des Jagdgebrauchshundeverbandes, der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tierzüchter, des Deutschen Bauernverbandes sowie des Hochschularbeitskreises für Tierschutz in Berlin. Auf der Agenda stehen sowohl Fragen zur Ethik des Tieres wie auch ganz konkrete Vorhaben, wie die Verabschiedung eines Entwurfs zu einem neuen Tierschutzgesetz oder die Verwendung von Geldern aus der Hundesteuer.2

Den Staat für Belange des Tierschutzes verstärkt in die Pflicht nehmen, ist das nicht erreichte Ziel der Veranstaltung: Weder für die Vorlage eines neuen Tierschutzgesetzes, noch für die Forderung, Tierheime in staatliche Trägerschaft zu übertragen, finden sich Mehrheiten. Somit bleiben die Diskussionen um die Einführung oder Verschärfung von Strafen mitunter für Tierquälerei, das Töten von Katzen und Hunden zum Verzehr, die stärkere Reglementierung von Tierversuchen und die Neuregelung, den Tieren in Strafverfahren ein „Sprachrohr“ durch den als Nebenkläger auftretenden Deutschen Tierschutzbund zu geben, ohne politischen Widerhall.3 Die zurückhaltende Position der Politik gegenüber Tierschutzfragen unterstreicht auch die vage Aussage des Kultusministers Arno Hennig (1897–1963; SPD), bei Tierversuchen künftig das Leiden der Tiere auf ein Mindestmaß beschränken zu wollen.4

Der zweitägige Kongress unter dem Motto „Tierschutz“ wird daher mit einem für die Beteiligten unbefriedigendem Ergebnis unter verhaltener bürgerschaftlicher Aufmerksamkeit beendet.5
(FW)


  1. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8.8.1957, S. 8: Deutschen Tierschutz-Kongreß geplant; Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6.12.1957, S. 21: Der erste deutsche Tierschutzkongreß; Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.11.1957, S. 10: Deutscher Tierschutzkongreß in Frankfurt.
  2. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6.12.1957, S. 21: Der erste deutsche Tierschutzkongreß.
  3. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9.12.1957, S. 10: Der Kongreß in der Paulskirche.
  4. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.11.1957, S. 10: Deutscher Tierschutzkongreß in Frankfurt; Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9.12.1957, S. 10: Der Kongreß in der Paulskirche.
  5. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9.12.1957, S. 10: Das Resultat.
Belege
Empfohlene Zitierweise
„Erster Deutscher Tierschutzkongress ohne direkte politische Resonanz in Frankfurt beendet, 7.-8. Dezember 1957“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/5033> (Stand: 27.11.2022)
Ereignisse im November 1957 | Dezember 1957 | Januar 1958
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