Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Prinz Max von Hessen gerät angeblich in britische Gefangenschaft, 22. Oktober 1914

Die Frankfurter Zeitung meldet, dass Prinz Max von Hessen, der im 24. Dragoner-Regiment in Belgien eingesetzt ist, in britische Gefangenschaft geraten sei. Er sei durch einen Schuss in den Oberschenkel verletzt und in ein Trappistenkloster bei Bailleul an der belgischen Grenze gebracht worden, von wo aus ihn englische Truppen mitgenommen hätten.

Anmerkung: Prinz Maximilian von Hessen, geb. 1894, war der zweite Sohn Landgraf Friedrich Karls von Hessen-Kassel (1918 kurzzeitig König von Finnland) und seiner Frau Margarethe von Preußen, einer jüngeren Schwester Kaiser Wilhelms II., also ein Neffe des Kaisers. Der älteste Sohn des Landgrafenpaares, Prinz Friedrich Wilhelm (1893–1916), fiel 1916 in Rumänien.

Aus der britischen Überlieferung (John Duncan im Great War Forum) geht hervor, dass Prinz Max von Hessen nicht in britische Gefangenschaft geriet und von englischen Truppen mitgenommen wurde, sondern bei einem britischen Feuerangriff so schwer verletzt wurde, dass er wenig später starb. Er hatte demnach mit seiner Einheit im Kloster St. Jean nahe der Aisne gelegen, das am Morgen des 13. Oktober von einer britischen Kavallerie-Brigade angegriffen wurde. Prinz Max, der sich im Kloster aufhielt, lief im britischen Feuer zu den Pferden, wurde aber getroffen, als sein Fuß den Steigbügel erreichte. Als die Briten das Feuer einstellten, fanden sie ihn schwer verwundet auf dem Boden und ein Arzt teilt ihm mit, dass er nur noch etwa eine Stunde zu leben habe. Der Sterbende habe dem Arzt darum ein Medaillon mit dem Bild seiner Mutter übergeben, das er um den Hals trug, und ihn gebeten, es an seine Mutter zu schicken. Aber der Arzt wurde einen Tag später selbst getötet und seine Witwe sandte das Medaillon an Queen Mary, die es über Kronprinzessin Margaret von Schweden Prinzessin Margret von Hessen zukommen ließ. Prinz Max' Leiche wurde von den Dorfbewohnern von Caestre heimlich bestattet, die erfahren hatten, dass der Tote der Neffe Kaiser Wilhelms war. Der Priester weigerte sich später, das Grab des Prinzen zu identifizieren, bevor die Deutschen Belgien verlassen hätten und eine Abgeltung gezahlt worden sei. Der Bruder des Gefallenen, Prinz Wolfgang von Hessen, konnte erst mit Hilfe der britischen Behörden erreichen, dass die Leiche nach Hessen zurückgebracht werden konnte.

Das als Begräbnisort genannte Caestre liegt im französischen Arrondissement Dunkerque im Department Nord.
(OV)

Belege
Empfohlene Zitierweise
„Prinz Max von Hessen gerät angeblich in britische Gefangenschaft, 22. Oktober 1914“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/3877> (Stand: 22.10.2021)
Ereignisse im September 1914 | Oktober 1914 | November 1914
Do.Fr.Sa.So.Mo.Di.Mi.Do.Fr.Sa.So.Mo.Di.Mi.Do.Fr.Sa.So.Mo.Di.Mi.Do.Fr.Sa.So.Mo.Di.Mi.Do.Fr.Sa.
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31