Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Ziehung der Lottozahlen erstmals live aus Frankfurt übertragen, 4. September 1965

Erstmals wird die Ziehung der Lottozahlen „6 aus 49“ des Deutschen Totoblocks1 live aus einem Studio des Hessischen Rundfunks (hr) in Frankfurt am Main übertragen.2 In der Rolle der „Lottofee“3 moderiert die seit 1963 als Fernsehansagerin beim hr tätige ausgebildete Grafikdesignerin Karin Dinslage.

Zuverlässiges „Ziehungsgerät“

Im Zentrum der Live-Ausspielung der Glückszahlen steht das von dem aus Saarbrücken stammenden Mechaniker Paul Brösch gebaute Ziehungsgerät, das aus hunderten handgefertigter Einzelteile zusammengesetzt ist. In den ersten Jahren wurde ein aus Plexiglas gefertigtes „Ziehungs-Rad“ mit Plexiglaskugeln gefüllt, die einen Zettel mit der Gewinnzahl enthielten. Das Rad wurde mit einer Kurbel von Hand gedreht, die durchmischten Kugeln von Hand gezogen.4 Eine elektrisch betrieben Acryl-Trommel aus der Werkstatt von Paul Brösch, gewissermaßen der Prototyp der bis heute (2012) benutzten Ziehungsgeräte, kam zum ersten Mal am 6. Januar 1957 zum Einsatz. Seitdem hat sich die Konstruktion der beim Hessischen Rundfunk untergebrachten Lotto-Maschine im Grunde nicht verändert, lediglich die Optik wurde mit dem Einstieg in die Fernsehübertragung (anfangs als Aufzeichnung) wiederholt verändert und modernisiert.5 Die gezogenen Ziffern werden nicht nur angesagt und beim Fallen aus der Trommel des Ziehungsgerätes gezeigt, sondern zusätzlich für die Zuschauer gut sichtbar auf quadratischen kleinen Tafeln vor der Moderatorin auf einem Tisch aufgereiht.

Ein Stamm-Sendeplatz bis Anfang der 1990er Jahre

Der hr übernimmt bis heute (2012) die Zulieferung der Ziehung der Lottozahlen und deren bundesweit gültige Bekanntgabe (live) für das Gemeinschaftsprogramm Das Erste. Vom ersten Tag der Liveübertragung an bis zum März 1993 besetzt die Liveausspielung der Lottozahlen den unmittelbar auf die Samstagabend-Unterhaltungssendung der ARD folgenden Sendeplatz (ca. 22 Uhr), 1993 bis 2009 wird die Ziehung bereits um 19:55 Uhr zwischen der „Sportschau“ und den „Tagesschau“-Nachrichten gesendet. Aufgrund einer Verlängerung der Sportschau bis 20 Uhr ab 8. August 2009 wandert die Ziehung der Lottozahlen erneut auf den „alten“ Sendeplatz nach der 20:15 Uhr beginnenden Unterhaltungssendung zurück.
(KU)


  1. Der Deutsche Totoblock wurde am 11. November 1956 durch den Zusammenschluss von zwei bis dahin getrennten Vereinigungen der Lottogesellschaften der Bundesländer gebildet, nämlich des seit Anfang der 1950er Jahre bestehenden Nord-Süd-Toto-Blocks (Berlin, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bayern) und des Süd-West-Toto-Blocks (Nordrhein-Westfalen, Hessen, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz).
  2. Die allererste Ziehung LOTTO 6 aus 49 fand am 9. Oktober 1955 im Hamburger Hotel Mau am Holstenwall, Punkt 16 Uhr statt. Unter den wachsamen Augen des Notars Walter Kuckuck und des Ausspielleiters Jürgen Klawitter sowie etwa 30 anwesender Zuschauer zog die damals in einem Hamburger Kinderheim lebende zwölfjährige Elvira Hahn die 13 als erste Gewinnzahl, und dann die weiteren Zahlen im Wechsel mit ihrer ebenfalls im Heim lebenden Freundin Christa. Zum Zeitpunkt der ersten Ziehung beteiligten sich die Länder Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Bayern am LOTTO 6 aus 49, in Hessen konnte erst ab dem 2. September 1956 mitgetippt werden. Elvira Hahn lebt seit mehreren Jahrzehnten in Hessen und wohnt heute in Erzhausen (Landkreis Darmstadt-Dieburg).
  3. Der sprichwörtliche Ausdruck etabliert sich beim Publikum erst mit dem zusätzlichen Erscheinen von Karin Tietze-Ludwig (geb. 1941) ab 1967.
  4. Vgl. bild.de, Beitrag vom 1.10.2011: Heimkind Elvira: Sie war Deutschlands erste Lotto-Fee / von Beate Krause (eingesehen am 4.9.2012), dort sieben s/w-Fotografien vom Ablauf der ersten Ziehung am 9. Oktober 1955.
  5. Paul Brösch fertigt ab den 1960er Jahren – zum Stückpreis von rund 50.000 DM – zahlreiche baugleiche Ziehungsmaschinen für Fernsehziehungen der Lotterieanstalten im Ausland.
Belege
Weiterführende Informationen
  • HeBIS Brakhage, Fritz (Red.) / Lotterie-Treuhand-Gesellschaft mbH Hessen Wiesbaden (hrsg. Körperschaft) : 30 Jahre Hessen-Lotto, Wiesbaden [1986]
  • HeBIS Schlund, Gerhard H.: Das Zahlenlotto: allgemeine Bedeutung, Organisation, Lottovertrag, Lottoschein: eine rechtliche Darstellung am Beispiel des Süd-Lottos, Saarbrücken, Univ. d. Saarlandes, Rechts- u. wirtschaftswiss. F., Diss. v. 8. Juli 1969
  • Wikipedia: Deutscher Lotto- und Totoblock (eingesehen am 4.9.2018)
  • Wikipedia: Ziehung der Lottozahlen (eingesehen am 4.9.2012)
Empfohlene Zitierweise
„Ziehung der Lottozahlen erstmals live aus Frankfurt übertragen, 4. September 1965“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/1208> (Stand: 4.9.2022)
Ereignisse im August 1965 | September 1965 | Oktober 1965
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