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Grabdenkmäler

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Kraft (Crafft) von Buseck genannt Münch und seine Frau Lucia Agnes geb. von Windhausen, 1616 bzw. 1617, Winnerod

Winnerod · Gem. Reiskirchen · Landkreis Gießen | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Winnerod

Gebäude / Areal:

Winnerod, Evangelische Pfarrkirche.

Heutiger Aufbewahrungsort:

Winnerod, Evangelische Pfarrkirche.

An der nördlichen Innenwand des Chores. Offensichtlich dazugehörend eine Bekrönung, die an der südlichen Außenwand des Schiffes aufgestellt ist.

Merkmale

Datierung:

1616, 22. Januar / 1617, 19. April

Typ:

Epitaph

Material:

roter Sandstein, farbig gefasst

Erhaltung:

erhalten

Größe:

312 x 313 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

3-3,5 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Weitere Maße: Das Figurenfeld ist 181 cm hoch und 170 cm breit.

Das Grabmal gibt die Verstorbenen in reicher architektonischer Umrahmung wieder. Zusammen mit Beispielen wie in Lich oder Alten-Buseck ist es aufgrund von Form und Abmessung bestimmt von zunehmender repräsentativer Wirkung. Die Art der Säulen, das Gebälk sowie die seitlich umrahmenden Ornamente sind wie Rüstung bzw. Kleidung der Entstehungszeit entsprechend. In der symmetrischen Anlage des Ganzen erhält jede Figur eine flache, rundbogige Umrahmung, die von der Haube der Frau leicht, von Kopf und linkem Ellenbogen des Mannes stärker überschnitten wird. Diese Umrahmung wird jeweils seitlich von der Standfläche aus hochgezogen, hat Ornamentschmuck in den sich ergebenden Zwickeln und endet in der Mitte zwischen den Figuren etwa in Ellenbogenhöhe. Die stark plastische Ausarbeitung der seitlichen Säulen bezeugt ebenso wie die Schichtung der Wappenstreifen die zunehmende plastische Differenzierung und steht in Relation zu dem hohen Relief der Figuren. Grundsätzlich können derartige Grabmale gut verglichen werden mit Anlage und Entwicklung von z.B. Kirchenportalen dieser Zeitspanne.

Die Säulen haben ionische Kapitelle, deren (erneuerte) Bemalung die Nähe zu den antiken Vorbildern noch unterstreicht. Über ihren gekehlten Basen wird das untere Drittel des Säulenschaftes abgegrenzt und bietet Platz für das typische Roll- und Beschlagwerk mit einbezogenen Engelsköpfen. Derartige Ornamente finden sich zudem ganz außen in flachem Relief. Im Bereich der oberen Abschlüsse wird je ein flammendes Herz wiedergegeben (vgl. Psalm 39, Verse 4 und 5: Mein Herz ist entbrannt in meinem Leibe; wenn ich daran denke, brennt es wie Feuer. So rede ich denn mit meiner Zunge: HERR, lehre mich doch, daß es ein Ende mit mir haben muß und mein Leben ein Ziel hat und ich davon muß). Es gilt auch als Symbol des Glaubens und der Liebe.

Die Verstorbenen stehen frontal, die Frau trägt ein langes, relativ dunkles Kleid mit flachem Mühlsteinkragen und einer Haube. Die Hände sind bei gewinkelten Ellenbogen übereinandergelegt, hervorgehoben von hellen Manschetten in der Farbe des Kragens. Der gerüstete Mann steht leicht erhöht, seine Standfläche dürfte wie bei dem erwähnten Grabmal in Alten-Buseck als Erdboden zu beschreiben sein. In der linken Ecke ist der Helm abgelegt. Er umfasst mit seiner Rechten einen nicht mehr zu bestimmenden, weil abgebrochenen Gegenstand, das lange Schwert in der Linken wird hinter dem Körper geführt. Der gekrauste Kragen unterscheidet sich in den Einzelformen leicht von dem seiner Ehefrau. Unterhalb der durchgehenden Abschlussplatte der Sockelzone befindet sich eine zweigeteilte Inschrifttafel (A und B) mit ornamentaler Umrahmung (Engelsköpfe, florale Ornamente). Oberhalb und beiderseits der Säulen insgesamt 32 Vollwappen. Die Namensbeischriften der Wappen wurden offensichtlich erst bei der letzten Renovierung in dieser Form - und zwar teils mit groben Fehlern -aufgetragen. Reste der ursprünglichen Beischriften sind nur noch an wenigen Stellen erkennbar.

Höchstwahrscheinlich gehörte ein heute an der südlichen Außenwand der Kirche aufgestellter querrechteckiger Stein (Höhe: 70, Breite: 100, Tiefe: 11 cm) mit Inschrift (C, Buchstabenhöhe 3-5 cm) als Aufsatz zu dem vorliegenden Grabmal. Er weist zumindest das gleiche Schriftbild und ähnliche Rollwerkformen auf.

Darstellung:

figürlich

Geschlecht, Alter, Familienstand:

weibliche Person(en) · Ehepaar · männliche Person(en)

Stand:

Adlige

Enthaltene Wappen:

Insgesamt 32 Vollwappen, von denen die 16 Wappen links der Vertikalachse die Ahnen des Mannes, die übrigen die Ahnen der Frau, jeweils bis zur Ur-Ur-Großeltern-Generation zurückreichend, wiedergeben. Die aufgemalten Wappenbeischriften stammen aus jüngster Zeit und sind teils fehlerhaft, auch die Farben stimmen nicht in allen Fällen mit der sonstigen Überlieferung überein.

Es handelt sich im einzelnen um folgende Wappen (zu den Schildbildern und Helmzieren vgl. die beigegebenen Fotos):

a) Ahnen des Kraft von Buseck genannt Münch

1) von Buseck genannt Münch, 2) Rau von Holzhausen, 3) von Mudersbach (Beischrift fälschlich: von Mansbach), 4) Schabe, 5) Schenk zu Schweinsberg, 6) Schabe, 7) von Effern (Beischrift fälschlich: EFELAN), 8) Rau von Holzhausen, 9) von Bellersheim, 10) von Buseck (laut Beischrift: genannt Brand, fraglich), 11) von Lützenrode bzw. Lützenrath (Beischrift fälschlich: ENSZERN), 12) von Buseck, 13) von Löwenstein (laut Beischrift: Löw von Löwenstein, fraglich), 14) Löw von Steinfurth, 15) von Gymnich und 16) von Biedenfeld.

b) Ahnen der Lucia Agnes geb. von Windhausen

1) von Windhausen, 2) von Selbach genannt Lang, 3) von Nordeck zur Rabenau, 4) von Selbach genannt Burbach, 5) Stümmel, 6) von Heidt genannt Hungerkausen, 7) von Windhausen, 8) von Selbach genannt Bülgenauel (Beischrift fälschlich: genannt Lang), 9) Riedesel (laut Beischrift: R. von Camberg, fraglich), 10) Schönhals von Alpenrod, 11) von Lüder, 12) laut Beischrift von Selbach genannt Gilsbach (fraglich), 13) von Langsdorf, 14) von Irmtraut, 15) von Merlau (Beischrift fälschlich: von Kettig) und 16) unbekannt (ohne Beischrift). Das letzte Wappen zeigt im gevierten Schild links oben und rechts unten ein Garbenbündel (?) sowie rechts oben und links unten ein Hifthorn. Auf dem Helm eine männliche Gestalt.

Dargestellte Personen:

Bisher wurde das vorliegende Epitaph stets als solches für Johann von Windhausen (gest. 1612) und seine Frau Adelheit geb. von Selbach genannt Lang (gest. 1609) angesprochen. Dieser Irrtum ist wohl auf Walbe zurückzuführen, der das Denkmal in seinem Werk über die Kunstdenkmäler des Kreises Gießen (S. 371) so beschreibt und zwei Inschriften aufführt, die jedoch nicht auf diesem Epitaph, sondern auf zwei Grabplatten im Außenbereich der Winneröder Kirche stehen. Von allen anderen Autoren wurden diese Angaben, anscheinend ohne weitere Auseinandersetzung mit dem Objekt selbst, übernommen.

Durch die Reste der Inschriften unterhalb der Figuren und die Ahnenproben in Form der 32 Wappen handelt es sich hier unzweifelhaft um das Epitaph des Kraft (Crafft) von Buseck genannt Münch, gestorben am 19. April 1617 im Alter von 55 Jahren, und seiner Ehefrau Lucia Agnes geb. von Windhausen, Johanns Tochter, gestorben am 22. Januar 1616 im Alter von 36 Jahren. Das Todesjahr der Frau ist in der Inschrift nicht mehr lesbar und wurde den Stammtafeln von Noppes (s. Literatur) entnommen.

Lucia Agnes von Windhausen war die Tochter des Johann von Windhausen und der Adelheit geb. von Selbach genannt Lang. Sowohl die Grabplatte des Vaters als auch die der Mutter sind in Winnerod erhalten geblieben, außerdem auch die für Kraft von Buseck genannt Münch.

Inschrift

Umschrift:

A:

A(NN)O 1617 IST DER [......] /

UND VESTE CRAFFT VON [BUSECK GENANNT MÜNCH ....] /

OBRIGKEIT ZU WINDENRO[D .... VIE] /

RER UND GAHNERBE DES B[USECKER TALS] /

DEN 19 APRI:(LIS) ALHIER IM HE[RRN ENTSCHLAFEN UND] /

CHRISTLICH IN TRA[? .........] /

ALTERS IM 55 IAHR

B:

[.......] EDLE UND VIEL /

[TUGENDSAME] FRAW LUCIA AGNES VON /

[BUSECK GENANNT] MÜNCH GEBORNE VON WINDT,, /

[HAUSEN ........] VON WINDTHAU,, /

[SEN .......] TOCHTER, DIE LETZTE, ALHIER /

[.........] WOHL, DEN 22 IANUA,, /

[RII .......] ALTERS 36 IAHR

C:

LUCAE 2 CAP:(ITEL) /

IM FRIED SEIN WIR DAHIN GEFAHRN /

DEN UNSER AUGEN GESEHEN HAN, /

DEN HEILAND HERR VON DIR BEREIT, /

ZUM LIECHT DER GANTZEN CHRISTENHEIT, /

INDES LIEGEN WIR IN DIESER GRUFFT, /

BIS UFF UNSERS HERN WIDERKUNFFT · /

WEN DEIN WORT NIT MEIN TROST WER GE= /

WESEN SO WERE ICH VERGANGEN /

IN MEINEM ELENDE · /

PSAL:(M) 119

Kommentar:

Die Inschriften A und B sind durch Nässeeinwirkung stark beschädigt.

Die Wappenbeischriften wurden hier nicht als Inschriften aufgenommen, da sie anscheinend erst bei der letzten Renovierung des Denkmals in dieser Form - und zwar teils mit groben Fehlern - aufgetragen wurden. Reste der ursprünglichen Beischriften sind nur noch an einigen wenigen Stellen erkennbar.

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Literatur:

  • Battenberg, Friedrich (Bearb.): Archiv der Familie von Buseck und der Ganerbschaft Buseckertal, Darmstadt 2000, Stammtafeln von Elke Noppes im Anhang
  • Walbe, Heinrich (Bearb.): Die Kunstdenkmäler im Freistaat Hessen – Provinz Oberhessen – Kreis Giessen, Band 1: Nördlicher Teil, Darmstadt 1938, S. 371 (mit falschen Angaben)
  • Köhler, Gustav Ernst: Aus der Geschichte von Winnerod, Reiskirchen 1999, S. 14 f. und 17 (Abb.) (mit den falschen Angaben Walbes)
  • Köhler, Gustav Ernst: Junker von Winnerod, Windhäuser genannt, in: Hessische Heimat (Beilage zum Gießener Anzeiger), Nr. 24 vom 1.12.2001 (mit den gleichen falschen Angaben und Abb.)

Personen:

Windhausen, Johann von · Windhausen, Adelheit von, geb. von Selbach genannt Lang · Selbach genannt Lang, Adelheit von, verheiratete von Windhausen · Lang, Adelheit von Selbach genannt, verheiratete von Windhausen

Orte:

Alten-Buseck · Lich

Sachbegriffe:

Farbfassungen · Wappen · Säulen · Antikenrezeptionen · Schwerter · Helme · Engelsköpfe · Rollwerk · Beschlagwerk · Herzen, flammende · Flammende Herzen · Mühlsteinkragen · Manschetten · Hauben · Männer · Frauen · Adlige · Ehepaare

Wappen:

Buseck genannt Münch · Münch, Buseck genannt · Rau von Holzhausen · Holzhausen, Rau von · Mudersbach · Schabe · Schenk zu Schweinsberg · Effern · Bellersheim · Buseck · Buseck genannt Brand (?) · Brand, Buseck genannt (?) · Lützenrode (Lützenrath) · Löwenstein · Löw von Steinfurth · Gymnich · Biedenfeld · Windhausen · Selbach genannt Lang · Lang, Selbach genannt · Nordeck zur Rabenau · Selbach genannt Burbach · Burbach, Selbach genannt · Stümmel · Hungerkausen, Heidt genannt · Heidt genannt Hungerkausen · Selbach genannt Bülgenau(el) · Bülgenau(el), Selbach genannt · Riedesel · Schönhals von Alpenrod · Alpenrod, Schönhals genannt · Lüder · Selbach genannt Gilsbach (?) · Gilsbach, Selbach genannt (?) · Langsdorf · Irmtraut · Merlau

Bearbeitung:

Christa Benedum, Gießen, und Andreas Schmidt, HLGL

Zitierweise
„Kraft (Crafft) von Buseck genannt Münch und seine Frau Lucia Agnes geb. von Windhausen, 1616 bzw. 1617, Winnerod“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/955> (Stand: 14.9.2007)