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Severus Will und Familie 1635, Allendorf (Lumda)

Allendorf (Lumda) · Gem. Allendorf (Lumda) · Landkreis Gießen | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Allendorf (Lumda)

Heutiger Aufbewahrungsort:

Allendorf (Lumda), Evangelische Pfarrkirche.

Heute an der inneren Südwand des Chores angebracht, früher (nach Walbe) in die südliche Außenwand der Kirche eingelassen.

Merkmale

Datierung:

1635

Typ:

Epitaph

Material:

heller Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

64 x 107 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

2 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Das Epitaph ist 19 cm tief.

Der hochrechteckige, dreigeteilte Stein hat eine rollwerkumrahmte Basis mit Inschrift (A).Über einer profilierten Leiste erstreckt sich der figurenbestimmte Hauptteil des Epitaphs. In einer erhabenen, kreisförmigen Umrahmung wird die Familie des Verstorbenen in Anbetung des Gekreuzigten wiedergegeben. Das Kreuz mit dem dreigenagelten Christus erhebt sich über einem Totenkopf und endet direkt am oberen Rand, eine Zweiteilung des Feldes bedingend. Rechts befindet sich die Frau, vor ihn knien zwei kleine Töchter. Es ist deutlich zu erkennen, daß sie die Heuke (Anm. 1) als Trauerschleier auf dem Kopf trägt. Links knien Vater und Sohn. Die Kleidung des Severus Will ist der spanischen Tracht verpflichtet: Knielange Hose über Beinlingen, kurzer, capeartiger Mantel mit Rüschenkragen, den breitkrempigen Hut hat er vor sich abgelegt. Der Sohn wird seitlich hinter ihm dargestellt. Nach den Rändern hin zwei jugendliche Genien mit Lendenschurz. Sie halten mit jeweils einer erhobenen Hand den Tondo und mit den zu den Rändern des Epitaphs hin erscheinenden Armen an einem Band befestigte Blumen, welche unterhalb des Figurenfeldes zu sehen sind und dieses umrahmen. Das Ende des einen Bandes ist unterhalb der Hand des linken Knaben gut zu erkennen. Dieses Motiv, wenngleich hier im Relief etwas vergröbert, dient der Hervorhebung eines Bildfeldes und ist daher in Malerei und Druckgraphik der Zeit im Rahmen der Porträtkunst sehr beliebt. Zwischen den Blumen, und damit unter dem Totenkopf, liegt ein Knochen. Der obere, einem durchbrochenen Gesims aufliegende Abschluß wird von architektonisch geprägten Schmuckformen bestimmt. In einer auf die Spitze gestellten Ovalform befindet sich der Leichentext (B). Dahinter, dieses Feld in der Höhe überragend, ist ein Segmentgiebel angeordnet, zu den Seiten hin befinden sich Voluten.

Im Kompositionellen zeigt sich dieser relativ kleinformatige Stein in durchschnittlicher Qualität durchaus ideenreich.

Anm. 1: Diese Heuke hatte sich entwickelt aus einem weit geschnittenen Mantel, der von Spanierinnen verkürzt und zum Trauerschleier genutzt wurde. Vgl. Valentin Wagner, Ein Zeichner im Dreißigjährigen Krieg, Aufsätze und Werkkatalog, 2002– 2003, S. 96 ff.

Darstellung:

figürlich

Geschlecht, Alter, Familienstand:

weibliche Person(en) · Ehepaar · männliche Person(en) · Familie · Kind(er)

Dargestellte Personen:

Das Epitaph wurde sicherlich zu Lebzeiten durch den Familienvater Severus Will für seine 1635 - wohl an der Pest - verstorbenen Familienangehörigen errichtet, da sein Todesdatum nicht ausgeführt ist. Im Einzelnen gilt das Denkmal folgenden Personen:

1) Severus Will, der Vater, geboren 1608,

2) Daniel NN, sein Stiefsohn, geboren 1628 und gestorben 1635,

3) Catharina Will, seine Frau, geboren 1599 und gestorben 1635,

4) Dorothea Will, seine Tochter, geboren 1631 und gestorben 1635, und

5) Elisabetha Will, seine Tochter, geboren 1634 und gestorben 1635.

Inschrift

Umschrift:

A:

PATER SEVER(US) WILLI(US) /

NAT(US) A(NN)O 1608 ET /

MORTU(US) EST A(NN)O [Leerstelle] /

AETATIS [Leerstelle] PRIVIGN(US) /

DANIEL NAT(US) A(NN)O 628 /

ET MORTU(US) EST A(NN)O /

635 AETATIS · 7 · //

MATER CATHARINA UXOR /

WILLII NATA A(NN)O 599 ET /

MORTUA A(NN)O 635 AETATIS 36 /

FILIAE DOROTHEA NATA A(NN)O /

631 AC MORTUA A(NN)O 635 /

AETAT:(IS) 4 1/2 ELISABETA NATA /

A(NN)O 634 ATqUE MORTUA A(NN)O /

635 AETAT:(IS) /

1 1/2

B:

PHI(LIPPER) · I /

CHRISTUS /

ENIM EST /

MIHI ET IN /

VITA ET IN /

MORT[E] LU,, /

CRUM

Übersetzung:

A:

Der Vater Severus Will ist geboren im Jahr 1608 und gestorben im Jahr [Leerstelle], seines Alters [Leerstelle]. Stiefsohn Daniel ist geboren im Jahr 1628 und gestorben im Jahr 1635, seines Alters 7. Die Mutter Catharina, Ehefrau des Will, ist geboren im Jahr 1599 und gestorben im Jahr 1635, ihres Alters 36. Die Töchter Dorothea, geboren im Jahr 1631 und gestorben im Jahr 1635, ihres Alters 4 1/2, (und) Elisabetha, geboren im Jahr 1634 und gestorben im Jahr 1635, ihres Alters 1 1/2.

Kommentar:

Inschrift B in etwa nach Philipper 1, Vers 21.

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Literatur:

  • Walbe, Heinrich (Bearb.): Die Kunstdenkmäler im Freistaat Hessen – Provinz Oberhessen – Kreis Giessen, Band 1: Nördlicher Teil, Darmstadt 1938, S. 16 (mit Abb.)

Sachbegriffe:

Familiendarstellungen · Kruzifixe · Tracht, spanische · Heuken · Totenköpfe · Blumengirlanden · Trauerschleier · Beinlinge · Rüschenkragen · Hüte · Genien · Lendenschurze · Tondi · Knochen · Segmentgiebel · Voluten · Männer · Frauen · Kinder · Familien · Ehepaare

Bearbeitung:

Christa Benedum, Gießen, und Andreas Schmidt, HLGL

Zitierweise
„Severus Will und Familie 1635, Allendorf (Lumda)“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/988> (Stand: 29.5.2008)