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Verleihung des Hessischen Kulturpreises an Odo Marquard, Anna Viebrock und Ute Gerhard, 14. Dezember 1997

In der Aula der Goethe-Universität in Frankfurt am Main wird der Hessische Kulturpreis an herausragende Persönlichkeiten aus den Bereichen Kunst, Wissenschaft und Kultur verliehen. In diesem Jahr werden der Philosoph Odo Marquard, die Soziologin Ute Gerhard und die Bühnenbildnerin Anna Viebrock ausgezeichnet.

Odo Marquard (1928–2015), Professor der Philosophie an der Justus-Liebig-Universität Gießen, verfasste Schriften zur Transzendentalphilosophie und Geschichtsphilosophie und wurde insbesondere mit seinem Eröffnungsvortrag anlässlich der Jahresversammlung der Westdeutschen Rektorenkonferenz am 5. Mai 1985 in Bamberg bekannt, in dem er seine Überlegungen zur Funktion der Geisteswissenschaften in der Moderne darlegt: „Denn die Menschen: das sind ihre Geschichten. Geschichten aber muß man erzählen. Das tun die Geisteswissenschaften: sie kompensieren Modernisierungsschäden, indem sie erzählen; und je mehr versachlicht wird, desto mehr – kompensatorisch – muß erzählt werden: sonst sterben die Menschen an narrativer Atrophie. […] Je moderner die moderne Welt wird, desto unvermeidlicher werden die Geisteswissenschaften, nämlich als erzählende Wissenschaften.“1

Mit Ute Gerhard (geb. 1939) kommt einer weiteren Professorin aus dem Gebiet der Geisteswissenschaften ein Hessischer Kulturpreis zu. Gerhard ist Inhaberin des Lehrstuhls für Frauen- und Geschlechterforschung an der Goethe-Universität Frankfurt, dem ersten seiner Art in Deutschland.2 Mit ihrem Forschungsschwerpunkt der feministischen Theorie und Geschichte der Frauenbewegung publizierte Ute Gerhard einige grundlegende Werke der Frauen- und Geschlechterforschung, wie etwa „Unerhört. Die Geschichte der deutschen Frauenbewegung.“3. Für ihre Pionierarbeit in der feministischen Geisteswissenschaft wird sie nun von der hessischen Landesregierung mit einem Kulturpreis geehrt.

Als zweite Frau der diesjährigen Preisverleihung kann Anna Viebrock (geb. 1951) einen Hessischen Kulturpreis in Empfang nehmen. Die in Frankfurt aufgewachsene Bühnenbildnerin gilt als eine der bekanntesten Persönlichkeiten der deutschen Theaterwelt und arbeitet als Ausstattungsleiterin am Deutschen Schauspielhaus Hamburg.4 „Die magischen Räume der Anna Viebrock inszenieren Stimmungen, das Lebensgefühl einer Epoche – mit ästhetischen Mitteln, die eine Handlung, deren Ort und Zeit assoziativ und vieldeutig interpretieren“5, berichtet die Frankfurter Allgemeine anlässlich der Preisverleihung begeistert über die renommierte Bühnenbildnerin.
(NT)


  1. Wikipedia: Odo Marquard.
  2. Wikipedia: Ute Gerhard.
  3. Gerhard, Ute: Unerhört. Die Geschichte der deutschen Frauenbewegung, Hamburg 1996.
  4. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 16.11.1997, Nr. 46, S. 25: Hessischer Kulturpreis für magische Räume. Die Bühnenbildnerin Anna Viebrock.
  5. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 16.11.1997, Nr. 46, S. 25: Hessischer Kulturpreis für magische Räume. Die Bühnenbildnerin Anna Viebrock.
Belege
  • Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 16.11.1997, S. 25: Hessischer Kulturpreis für magische Räume. Die Bühnenbildnerin Anna Viebrock
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Verleihung des Hessischen Kulturpreises an Odo Marquard, Anna Viebrock und Ute Gerhard, 14. Dezember 1997“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/5506> (Stand: 14.12.2022)
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