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Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Verwaltungsdirektoren des „Zweiten Wirtschaftsrats“ der Bizone in Frankfurt gewählt, 2. März 1948

Der im Vorjahr gebildete bizonale Wirtschaftsrat tritt in eine zweite Phase ein, wird von 52 auf 104 Mitglieder vergrößert und wählt in Frankfurt am Main den „aus dem Direktorium hervorgegangene[n] und mit neuen Kompetenzen ausgestattete[n] Verwaltungsrat“.1 Nachdem sich die SPD für die Oppositionsrolle entschieden hatte, weil ihr die bürgerliche Mehrheit das Wirtschaftsressort nicht zugestehen wollte, konstituiert sich der Verwaltungsrat mit den Stimmen von CDU, CSU und FDP unter dem ressortlosen Oberdirektor Hermann Pünder (1888–1976) aus den Direktoren Ludwig Erhard (1897–1977; Wirtschaft), Edmund Frohne (1891–1971; Verkehr), Alfred Hartmann (1894–1967; Finanzen), Hans Schlange-Schöningen (1886–1960; Ernährung), Hans Schuberth (1897–1976; Post) und Anton Storch (1892–1975; Arbeit). Sein Amt als Verwaltungsdirektor für Wirtschaft versetzt den späteren Bundesfinanzminister und Bundeskanzler Erhard in die Lage, im Zuge der Währungsreform im Juni 1948 die Weichen in Richtung (sozialer) Marktwirtschaft in Westdeutschland zu stellen.

Wirtschaftsrat, Länderrat und Verwaltungsrat der Bizone nehmen „die spätere politische Struktur der Bundesrepublik mit Parlament, Ländervertretung und Regierung vorweg“2, der von einer Mehrheit aus CDU, CSU und FDP getragene Verwaltungsrat stellt hiermit auch eine „Vorform der späteren Bonner Koalition“3 dar.
(CP)


  1. Conze, Suche nach Sicherheit, S. 164.
  2. Conze, Suche nach Sicherheit, S. 164.
  3. Thränhardt, Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, S. 75.
Belege
Empfohlene Zitierweise
„Verwaltungsdirektoren des „Zweiten Wirtschaftsrats“ der Bizone in Frankfurt gewählt, 2. März 1948“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/938> (Stand: 2.3.2023)
Ereignisse im Februar 1948 | März 1948 | April 1948
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