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Eröffnung der 22. Internationalen Ferienkurse für Neue Musik in Darmstadt, 22. August 1967

Mit der Uraufführung der Komposition „Variable Musik – elektronisch für vier Magnétophone“ des 1966 verstorbenen Darmstädter Komponisten und früheren Leiters des Studios für elektronische Komposition am Kranichsteiner Musikinstitut Herrmann Heiß (1897–1966)1 wird in der Darmstädter Stadthalle das erste Konzert der diesjährigen Internationalen Ferienkurse für Neue Musik eröffnet.

Die Ferienkurse, deren Beginn bereits 1966 von Juli auf Ende August verlegt worden ist, sehen in diesem Jahr die Wiederaufnahme der bereits früher üblichen Verleihung eines „Kranichsteiner Musikpreises“, der diesmal für das Instrumentalfach Cello ausgeschrieben und mit einem Preisgeld von 4.000 DM dotiert ist. Außerdem beteiligt sich auch nach mehreren Jahren erstmals wieder der deutsche Komponist Karlheinz Stockhausen (1928–2007) an den Kursen und Konzerten (Stockhausen war vom Leiter der Ferienkurse Ernst Thomas in den Jahren 1964 und 1965 nicht eingeladen worden, nachdem er 1963 die Leitung der „Kölner Kurse für neue Musik“ übernommen hatte). Kurzfristige Absagen erreichten die Organisatoren der diesjährigen Ferienkurse von den polnischen Gastdozenten Witold Lutosławski (1913–1994) und Józef Patkowski (1929–2005). Daneben wird auch der deutsche Komponist Gottfried Michael Koenig (geb. 1926) entgegen seiner ursprünglich bereits geäußerten Zusage nicht als Dozent an den Kursen teilnehmen. Als Ersatz ist es aber gelungen, den aus New Yorker Komponisten Earle Brown (1926–2002) und den aus Belgien stammenden Henri Pousseur (1929–2009) zu verpflichten. Der tschechoslowakische Komponist Ladislav Karol Kupkovič (1936–2016) hat sich bereit erklärt, im zweiten Konzert der Ferienkurse, das als Gastkonzert des Westdeutschen Rundfunks im Frankfurter Funkhaus stattfindet, zusätzlich auch die Uraufführung der Neufassung von Karlheinz Stockhausens „Mixtur“ zu leiten. Das durch die Absagen kurzfristig umgestaltete Programm der Kompositionskurse um fasst nun Seminare von Günther Becker (Komposition und Instrumentation), Earle Brown („Der kompositorische Prozeß“), György Ligeti (Analysen eigener Werke), Henri Pousseur (Probleme des elektronischen Klangmaterials) und Karlheinz Stockhausen (Proportionen) sowie einen Vortrag des ungarischen Musikwissenschaftlers (und späteren Chefredakteurs des Fachmagazins „Opernwelt“) Imre Fabian, der über Neue Musik in seinem Heimatland sprechen wird.
(KU)


  1. Heiß leitete das „Studio für elektronische Komposition“ am Kranichsteiner Musikinstitut (Internationales Musikinstitut Darmstadt, IDM) von 1955 bis 1957. Er errichtete dann im Nebengebäude der Städtischen Akademie für Tonkunst das „Studio für elektronische Komposition Hermann Heiß“, eines der ersten privaten elektronischen Studios in Deutschland.
Belege
Empfohlene Zitierweise
„Eröffnung der 22. Internationalen Ferienkurse für Neue Musik in Darmstadt, 22. August 1967“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/4763> (Stand: 27.11.2022)
Ereignisse im Juli 1967 | August 1967 | September 1967
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