Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Grabdenkmäler

Übersichtskarte Hessen
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild

Johann Joachim Juncker 1647, Naunheim

Naunheim · Gem. Wetzlar · Lahn-Dill-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Naunheim

Gebäude / Areal:

Naunheim, Evangelische Pfarrkirche.

Heutiger Aufbewahrungsort:

Naunheim, Evangelische Pfarrkirche.

Im Kircheninneren in die Südwand des Chores eingelassen, früher im Boden des Chores vor dem alten, nicht mehr vorhandenen Altar liegend.

Merkmale

Datierung:

1647

Typ:

Grabplatte

Material:

roter Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

89 x 168 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

3,5 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Der hochrechteckige Stein wird von einem gestreckten, ovalen Inschriftfeld (A) mit ornamentaler Umrahmung und vier Vollwappen mit Namensbeischriften (B) über den Ecken bestimmt. Diese Disposition ist dem älteren Stein von Johann Joachim Junckers 1635 verstorbener Ehefrau relativ ähnlich, zeigt jedoch auch neue Elemente. So wurde beispielsweise der erhabene Rahmen aufgegeben und es dominiert in den dadurch freier wirkenden seitlichen Ornamentformen das sich stärker vom Reliefgrund abhebende Knorpelwerk. Dieser auch mit „Ohrmuschelstil“ beschriebene Schmuck, beliebt im Rahmen von Graphik und Goldschmiedekunst, entsteht wie das Roll- und Schweifbeschlagwerk im späten 16. Jahrhundert und erfährt in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts weite Verbreitung, u.a. durch den Nürnberger Ornamentstich (Anm. 1). Mit der Wirkung der hier gewählten Umrahmung wird die traditionsreiche geschlossene Form des Grabmals, die von gradlinig umgrenzter Platte ausgeht, leicht aufgelockert. Dies darf bereits gesehen werden im Zug der Entwicklung zum barocken, geschwungen umgrenzten Grabmal.

In der oberen und unteren Mitte des Steines ein nach rechts beziehungsweise nach links gewendeter Kopf mit langen Haarlocken in ausgesprochen räumlicher Wirkung.

Anm. 1: Vgl. Wenzel Jamnitzer und die Nürnberger Goldschmiedekunst 1500– 1700,Katalog Germanisches

Nationalmuseum Nürnberg, 1985, S. 141 ff.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

Amtspersonen

Enthaltene Wappen:

Vier Vollwappen in den Ecken: links oben Juncker, rechts oben bezeichnet mit Strack, jedoch wohl richtiger Strupp von Gelnhausen, links unten fälschlich bezeichnet mit Nenden statt Herden bzw. Herdenius und schließlich rechts unten Lucanus. Die oberen beiden Wappen stehen demnach für die Eltern des Verstorbenen, die unteren für die Eltern seiner zweiten Frau Maria Christina geb. Herdenius. Auf deren Grabplatte allerdings, ebenfalls in Naunheim, zeigt das Wappen der Familie Lucanus ein völlig anderes Schildbild (vgl. die Fotos).

Dargestellte Personen:

Johann Joachim Juncker aus Darmstadt, hessen-darmstädtischer Vogt zu Wetzlar und gewesener Amtmann zu Königsberg, gestorben im Jahr 1647 im Alter von 56 Jahren.

Im Sterberegister des Kirchenbuchs Erda zum Jahr 1647 heißt es zu seinem Tod: Den 1. p.(ost) Trin.(itatis) [= 13. Juni 1647] Ist der Altte Amptm:(ann) v.(nd) Fogt zu Wetzflar, Johan Jochim Juncker zu Königsbergk Todts verplichen vndt folgents Freytags den 25ten junij naher Naunheim bey seine 2. Frawe, Anna Maria S.(elige) des Herrn Superintendenten Dochter D.(octor) Georgi Herdenij von Marpurgk begraben worden.

Die Grabplatte der genannten Ehefrau, die sonst stets Maria Christina heißt, hat sich in Naunheim ebenfalls erhalten.

Johann Joachim Juncker wurde am 19. September 1591 in Darmstadt getauft. Seine Eltern waren Anastasius Juncker, zuletzt Kanzleidirektor und Rat in Gießen, und Anna Magdalena geb. Strupp von Gelnhausen. 1612 erscheint Johann Joachim als Kanzleijunge in Gießen, 1619 als Kanzleiregistrator, studierte ab 1620 in Gießen und war dort bis 1629 Stadtschultheiß, später Amtmann in Königsberg und zuletzt Vogt in Wetzlar.

Kurz nach dem 24. Januar 1619 - an diesem Tag ist seine "Braut" Taufpatin im Kirchenbuch Gießen - heiratete er in erster Ehe die aus Alsfeld stammende Maria Schmidt, Tochter des Otto Schmidt und der Maria geb. Bonhard. Aus der Ehe ging nur eine Tochter hervor. Die Ehefrau wurde am 11. Juli 1623 in Gießen beerdigt.

Daraufhin verheiratete er sich am 16. April 1627 in Marburg mit der bereits erwähnten Maria Christina Herdenius, einer Tochter des Superintendenten Georg Herdenius und der Maria Katharina geb. Lucanus. Mit ihr hatte er 6 Kinder. Maria Christina starb am 25. November 1635 (siehe ihre Grabplatte).

Um 1638 ging Johann Joachim Juncker schließlich in Königsberg eine dritte Ehe ein mit der verwitweten Anna Elisabetha Orth geb. Volz, Witwe des Hauptmanns Christoph Orth aus Battenberg (gest. 1635 in Rheinfels) und Tochter des Nicolaus Volz und der Barbara geb. Becker. Mit Anna Elisabetha, die noch 1667 als Witwe in Königsberg lebte (StAMR, Salbücher S 445), bekam er mindestens zwei Kinder. (Die Angaben dieses Abschnittes, soweit nichts anderes vermerkt ist, nach www.ahnenforschung-hessen.de/stammfolgen/juncker.html, Stand: 04.06.2008)

Inschrift

Umschrift:

A:

IOHAN(N): IOACHIM /

IUNCKHER VON DARMBSTAT, /

FÜRSTL:(ICH) HESS:(EN) DARMBST:(ÄDTISCHER) /

VOGD ZU WETZFLAR UND /

GEWESENER AMPTMANN AVF /

KÖNIGSBERGK, STARB ZU /

KONIGSBERGK ANNO • 1647 • /

SEINES ALTERS • 56 • IAHR /

SAP:(IENTIA) CAP:(ITEL) 3 • /

DIE SEELN DER GERECHTEN SIND /

IN GOTTES HAND, UND KEINE /

QUAL RÜHRET SIE AN • FUR /

DEN UNVERSTAENDIGEN WERDEN /

SIE ANGESEHEN ALS STÜRBEN /

SIE UND IHR ABSCHEID WIRD /

FUR EIN PEIN GERECHNET UND /

IHR HINFART FÜR EIN VER,, /

DERBEN, /

ABER SIE SIND /

IM FRIEDE etc.

B:

(Namensbeischriften zu den Wappen:)

(oben links:) IUNCKHER

(oben rechts:) STRAKISCHE

(unten links:) NENDENISCHE

(unten rechts:) LUCANISCHE

Kommentar:

Der Leichentext ist entnommen aus der Weisheit Salomos, einer apokryphen Schrift, 3. Kapitel, Verse 1 bis 3.

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Personen:

Juncker, Maria Christina, geb. Herdenius · Herdenius, Maria Christina, verheiratete Juncker · Herdenius, Georg · Herdenius, Maria Katharina, geb. Lucanus · Lucanus, Maria Katharina, verheiratete Herdenius · Juncker, Anastasius · Juncker, Anna Magdalena, geb. Strupp von Gelnhausen · Strupp von Gelnhausen, Anna Magdalena, verheiratete Juncker · Juncker, Maria, geb. Schmidt · Schmidt, Maria, verheiratete Juncker · Schmidt, Otto · Schmidt, Maria, geb. Bonhard · Bonhard, Maria, verheiratete Schmidt · Volz, Anna Elisabetha, verheiratete Orth und Juncker · Orth, Anna Elisabetha, geb. Volz · Juncker, Anna Elisabetha, geb. Volz · Orth, Christoph · Volz, Nicolaus · Volz, Barbara, geb. Becker · Becker, Barbara, verheiratete Volz

Orte:

Alsfeld · Battenberg · Darmstadt · Gießen · Königsberg · Marburg · Rheinfels · Wetzlar

Sachbegriffe:

Wappen · Knorpelwerk · Ohrmuschelstil · Engelsköpfe · Köpfe · Männer · Amtmänner · Vögte · Schultheißen

Wappen:

Juncker · Lucanus · Herdenius · Strupp von Gelnhausen · Strack (?)

Bearbeitung:

Christa Benedum, Gießen, und Andreas Schmidt, HLGL

Zitierweise
„Johann Joachim Juncker 1647, Naunheim“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/1427> (Stand: 4.6.2008)