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Öffentliche Testfahrt mit dem Raketenwagen „Opel-Sander-Rakwagen 1“ in Rüsselsheim, 11. April 1928

Auf der Werks-Rennstrecke in Rüsselsheim unternimmt der Opel-Ingenieur und Rennfahrer Kurt C. Volkhart (1890–1962) eine öffentlich angekündigte Fahrt mit dem Raketenwagen „Opel-Sander-Rakwagen 1“. In dem von Fritz von Opel (1899–1971) gemeinsam mit dem Astronom Max Valier (1895–1930) und dem Ingenieur Friedrich Wilhelm Sander (1885–1938) konstruierten Rennwagen mit Pulverraketenantrieb (Investitionskosten: rund 30.000 Reichsmark) erreicht er eine Geschwindigkeit von mehr als 100 km/h, obwohl nur sieben der insgesamt zwölf in das Fahrzeugheck eingebauten Zehn-Zentimeter-Raketen mit mehr als 40 Kilogramm Sprengstoff zünden. Ein Großteil der deutschen Tageszeitungen berichtet am nächsten Tag über den Raketenversuch der Firma Opel auf ihrer Titelseite. Bereits am vorangegangenen 12. März hatte Volkhart am Steuer eines Raketenwagens auf der Opel-eigenen Versuchsstrecke zwei Fahrversuche unternommen, die aber geheimgehalten worden waren.

Vorspiel für Geschwindigkeitsrekorde

Fritz von Opel, Enkel des Unternehmensgründers Adam Opel (1837–1895), setzt in den folgenden Monaten mit großem Erfolg seine Versuche mit raketengetriebenen Fahrzeugen fort. Bereits am 23. Mai 1928 erreicht er als Fahrer des Opel-Sander-Rakwagens 2 auf der AVUS in Berlin eine Rekordgeschwindigkeit von 235 km/h. Am darauf folgenden 23. Juni stellt die unbemannte RAK 3 auf der „Hasenbahn“ bei Burgwedel mit 254 km/h einen Geschwindigkeitsrekord für Schienenfahrzeuge auf.

Raketen-Rekordversuche mit Flugzeugen 1928/29

Begeistert von den Möglichkeiten des Raketenantriebs finanziert Fritz von Opel den ebenfalls noch vor Jahresmitte 1928, am 11. Juni, mit Fritz Stamer (1897–1969) als Pilot auf der Wasserkuppe durchgeführten ersten bemannte Raketenflug mit der von Feststoffraketen angetriebenen „Lippisch-Ente“ des Flugzeugkonstrukteurs Alexander Martin Lippisch (1894–1976). Am 30. September 1929 nimmt Fritz von Opel schließlich auf dem Frankfurter Flugplatz Rebstock Platz am Steuer des von Konstrukteur Julius Hatry entwickelten ersten speziell für den Antrieb mit Raketen gebauten Flugzeug weltweit, dem Opel-Sander RAK.1. Das in der Form eines Hochdeckers mit doppeltem Leitwerk entworfene Flugzeug erreichte dabei eine Höhe von 20 bis 30 Metern und legt in 80 Sekunden Flugzeit eine Strecke von knapp zwei Kilometer zurück.
(KU)

Belege
  • DNB Martin Pfundner, Vom Semmering zum Grand Prix. Der Automobilsport in Österreich und seine Geschichte, Wien [u.a.] 2003, S. 175 f.
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Öffentliche Testfahrt mit dem Raketenwagen „Opel-Sander-Rakwagen 1“ in Rüsselsheim, 11. April 1928“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/644> (Stand: 11.4.2022)
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