Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Bericht über schlechte Versorgungslage in Fulda, 21. Dezember 1916

In seinem Monatsbericht an den Regierungspräsidenten in Kassel fasst der Fuldaer Landrat die Versorgungslage und die Stimmung in der Bevölkerung zusammen: „Infolge des Kartoffelmangels ist das Publikum unfriedlich und missgestimmt. Die Unzufriedenheit beruht hauptsächlich darauf, dass diejenigen Leute, welche sich mit ihrem Winterbedarf an Kartoffeln nicht eindecken konnten und ihren Bedarf bei der städtischen Verteilungsstelle wöchentlich abholen, nicht das ihnen zustehende Gewicht an Kartoffeln erhalten, sondern für einen Teil Kohlrüben nehmen müssen. Ebenso ist der andere Teil der Bevölkerung, welcher den ihm zustehenden Kartoffelbedarf eingekauft hatte sehr aufgebracht, dass sie von ihren Kartoffeln wieder abgeben müssen. Auch herrscht große Missstimmung jetzt in den Familien, welche bisher ihre Milch vom Lande bezogen haben aber infolge einer Verordnung von dort keine mehr bekommen können, da sämtliche Milch an die hiesige Molkerei abgegeben werden muss und dort die übrig bleibende Magermilch unter sehr schwierigen Verhältnissen zu haben ist.“¹

Als getroffene Maßnahmen um die Lebensmittelverteilung besser zu organisieren, nennt der Landrat die Einführung einer Milchordnung, die verhindert, dass sich Menschenmassen vor der Molkerei versammeln. Außerdem finden Kontrollen der Kartoffelvorräte unter Beihilfe des Militärs statt, um überschüssige Vorräte zu beschlagnahmen und sie der Stadt Fulda zuzuführen.²
(NT)

1. Monatsbericht des Landrates in Fulda an den Regierungspräsidenten zu Cassel, 21. Dezember 1916, in: Stimmungsberichte Bd. 1, HStAM 165, Nr. 1213, Bd. 1, Bl. 289-290v. ↑
2. Monatsbericht des Landrates in Fulda an den Regierungspräsidenten zu Cassel, 21. Dezember 1916, in: Stimmungsberichte Bd. 1, HStAM 165, Nr. 1213, Bd. 1, Bl. 289-290v. ↑