Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Tagung des Reichsausschusses der Zentrumspartei in Frankfurt, 24. Juli 1917

Der Reichsausschuss der Zentrumspartei tagt in Frankfurt am Main. In einer Entschließung bekannt er sich „zu einem Frieden der Verständigung und des Ausgleichs, der Deutschland politische Sicherung und wirtschaftliche Weiterentwicklung gewährleistet“. Auslöser für diesen politischen Richtungswandel der Partei, die bislang die Außen- und Kriegspolitik Wilhelms II. und der Obersten Heeresleitung (OHL) unterstützte, war die Initiative des Reichstagsabgeordneten Zentrumspolitikers Matthias Erzberger (1875–1921). Am 6. Juli 1917 hatte Erzberger in einer Sitzung des Hauptausschusses des Reichstags dafür plädiert, dass sich das deutsche Parlament für „einen Frieden des Ausgleichs“ aussprechen solle. Erzbergers Vorstoß beendete damit die bislang übereinstimmende Ansicht einer Reichstags-Mehrheit aus Nationalliberalen, Zentrum und Konservativen, dass Deutschland nur einem „Siegfrieden“ mit umfangreichen Annexionen und wirtschaftlichen Gewinnen zustimmen könne. Die von Erzberger angeregte und von einem Koordinationsgremium der Mehrheitsfraktionen im Parlament eingebrachte Friedensresolution, die einen „Frieden der Verständigung und dauernden Versöhnung der Völker“ als Ziel formulierte und ausdrücklich festhielt, dass „erzwungene Gebietserwerbungen und politische, wirtschaftliche oder finanzielle Vergewaltigungen“ mit dieser Vorstellung unvereinbar waren, wurde am 19. Juli 1917 im Reichstag mit 214 gegen 116 Stimmen bei 17 Enthaltungen angenommen.
(OV/KU)