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Frankfurter Theater unter neuer Leitung, 1. Mai 1916

Das Stadttheater Frankfurt am Main untersteht ab Mai 1916 dem Generalintendanten Karl Zeiss (1871–1924). Dem Personalwechsel gehen einige große Umstrukturierungen innerhalb der Theaterverwaltung voraus. Während das Stadttheater bis 1915 von der Aktiengesellschaft „Neue Theater-Aktiengesellschaft“ geführt und finanziert wird, beschließen die Stadtverordneten Frankfurts Ende 1915 eine Verstadtlichung des Schauspielhauses. Die Aktiengesellschaft hatte in den Jahren zuvor mit erheblichen finanziellen Problemen zu kämpfen und war auf hohe Fördergelder von Seiten der Stadt angewiesen.1 Mit der Übernahme der Theaterverwaltung durch die Stadt Frankfurt soll das kulturelle Leben Frankfurts gerettet werden und gleichzeitig eine Verpachtung des Schauspielhauses an Unternehmer verhindert werden. Die „Theaterfrage“ Frankfurts ist dabei Gegenstand heftiger Diskussionen. Ein Qualitätsverlust der Theatervorstellungen, sowie zu viel Einflussnahme durch die Stadtverwaltung auf die künstlerische Leitung werden befürchtet. So fordert etwa ein Verbund aus verschiedenen Bildungausschüssen und dem Bühnenmitarbeiter-Kartell die Ablehnung einer Verpachtung, sowie die Bewahrung künstlerischer und schöpferischer Freiheit durch die Anstellung einer unabhängigen Intendanz und eine einheitliche Organisationsstruktur durch einen aus Bildungsbeauftragten und Stadtverordneten zusammengesetzten Aufsichtsrat. Zudem wird eine soziale Grundsicherung der Angestellten des Schauspielhauses beansprucht.2

Die Neuregelungen für das erfolgreiche Fortleben des Frankfurter Schauspielhauses werden im April 1916 bekannt gegeben. Sie beinhalten die Anstellung eines neuen Generalintendanten für sowohl das Schauspielhaus, als auch die Frankfurter Oper; die Zusammensetzung des Aufsichtsrats wird angepasst, damit „städtische Vertreter Sitz und Stimme erhalten und die Zusammensetzung dem gemeinnützigen Charakter der Gesellschaft entspricht.3 Die Beschaffung eines angemessenen Betriebsfonds wird der „Neuen Theater-Aktiengesellschaft“ aufgetragen.4 Der Dramaturg Karl Zeiss übernimmt fortan die Übergangsleitung und ab 1917 die vollständige Leitung von Stadttheater und Oper Frankfurt am Main.5 Aufführungen unter seiner Leitung finden große Beachtung, insbesondere expressionistische Stücke, wie die Uraufführung Carl Sternheims „Perleberg“ im September 1917.6
(NT)


  1. Wiesbadener Neueste Nachrichten, 4.11.1915, S.3: Frankfurt.
  2. Volksstimme, Beilage, 1.11.1915, Nr. 256: Der städtische Theatereigenbetrieb und Frankfurt am Main.
  3. Volksstimme, Beilage, 19.4.1916, Nr. 93: Die Lösung der Theaterfrage.
  4. Volksstimme, Beilage, 19.4.1916, Nr. 93: Die Lösung der Theaterfrage.
  5. Volksstimme, Beilage, 19.4.1916, Nr. 93: Die Lösung der Theaterfrage.
  6. Frankfurter Zeitung und Handelsblatt, Morgenblatt, 10.9.1917, Nr. 250, S. 3: Vermischte Nachrichten.
Belege
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Frankfurter Theater unter neuer Leitung, 1. Mai 1916“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/5480> (Stand: 18.10.2021)
Ereignisse im April 1916 | Mai 1916 | Juni 1916
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