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Uraufführung des Georg Kaiser-Schauspiels „Die Lederköpfe“ in Frankfurt, 24. November 1928

Am Neuen Theater in Frankfurt am Main wird das Schauspiel „Die Lederköpfe“ von Friedrich Carl Georg Kaiser (1878–1945) uraufgeführt. Kaiser gilt als der produktivste Dramatiker des deutschen Expressionismus, sein Œuvre umfasst nicht weniger als 60 Dramen. Mit Stücken wie „Brand im Opernhaus“ (1919), Kolportage (1924), Die Papiermühle (1927), Oktobertag (1928) oder Zwei Krawatten (1930) – und dem am heutigen Tage erstmals dem Publikum gezeigten Die Lederköpfe – ist er einer der meistgespielten Autoren der Weimarer Republik.

In Die Lederköpfe belagert „der Basileus, Oberhaupt eines totalitär gelenkten Staates, […] erfolglos eine Stadt. Er schwört, seine Tochter dem zur Frau zu geben, der ihm die Stadt in die Hände spielt. Sein Feldhauptmann verstümmelt sich das Gesicht; ohne Nase, Ohren und Lippen sucht er das Lager des Feindes auf und gibt vor, von Basileus derart verstümmelt worden zu sein. Entsetzt schenkt man ihm Glauben, er jedoch sticht heimlich die Wächter nieder und öffnet seinem Herrn die Tore.
Basileus gibt ihm die Tochter zur Frau; doch diese will wissen, was sich hinter der Ledermaske verbirgt, die ihr Mann vor dem Gesicht trägt. Als er ihr endlich die Wahrheit gesteht, zwingt sie ihn, sich von ihrem Vater abzuwenden. Um das Entsetzen der Tochter zu mildern, gibt Basileus seinem Feldhauptmann den Befehl, eine meuternde Truppe ebenso zu verstümmeln. Er sabotiert diesen Befehl, stellt sich an die Spitze der Aufrührer und fällt.
Die Meuterer überwältigen Basileus, und die Tochter ruft zum Wiederaufbau der durch ihren Vater zerstörten feindlichen Stadt auf
.“1

Kaisers „Lederköpfe“ entstand vor dem Hintergrund der zunehmenden Militarisierung und Gewaltbereitschaft der Gesellschaft. Weitsichtig warnt es vor dem erstarkenden Nationalsozialismus: „Das Stück spielte vor dreitausend Jahren, aber die Maskengesichter der Lederköpfe waren dennoch ein eindeutiges Bild für die, so Kaiser, ‚Gesichtslosigkeit der SA‘.“2 Die Nationalsozialisten erteilen Kaiser 1933 ein Publikationsverbot. Nach der Absetzung und dem Verbot des von ihm verfassten Bühnenspiels Der Silbersee (mit Musik von Kurt Weill) durch die NSDAP am 4. März 1933 wird Georg Kaiser aus der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen. Seine Werke werden bei der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 in Berlin ein Raub der Flammen.
(KU)


  1. Vertriebsstelle und Verlag deutscher Bühnenschriftsteller und Bühnenkomponisten GmbH: Werke: Die Lederköpfe. Schauspiel in drei Akten von Georg Kaiser (eingesehen am 16.10.2012).
  2. Mitteldeutscher Rundfunk mdr.de: Geschichte Mitteldeutschlands: Zeitreise: Georg Kaiser (1878–1945) (eingesehen am 16.10.2012).
Belege
Weiterführende Informationen
Hebis-Schlagwort
Kaiser, Georg
Empfohlene Zitierweise
„Uraufführung des Georg Kaiser-Schauspiels „Die Lederköpfe“ in Frankfurt, 24. November 1928“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/1990> (Stand: 24.11.2021)
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