Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Holger Börner zum hessischen Ministerpräsidenten gewählt, 12. Oktober 1976

Der Hessische Landtag wählt mit 49 Stimmen der Abgeordneten der SPD- und weiteren acht Stimmen der FDP-Fraktion den Bundesgeschäftsführer der SPD, Holger Börner (1931–2006), zum neuen hessischen Ministerpräsidenten und Nachfolger Albert Osswalds (1919–1996; SPD), der dieses Amt seit 1969 innehatte. Osswald war am 3. Oktober 1976, nach einem äußerst knappen Wahlsieg der SPD/FDP-Koalition bei der Bundestagswahl, vom Amt des Ministerpräsidenten zurückgetreten.

Börner, gelernter Betonfacharbeiter und bereits frühzeitig gewerkschaftlich tätig, trat 1948 in die SPD ein, wo er eine engagierte Parteikarriere durchlief. In der Kasseler SPD fungierte er bereits ab 1950 als Vorstandsmitglied und seit 1956 als stellvertretender Kreisvorsitzender. Parallel dazu arbeitete Börner von 1948 bis 1956 ehrenamtlich als Kreisvorsitzender des Kasseler Ortsverbandes der Sozialistischen Jugend Deutschlands (SJD) – Die Falken. 1957 zog er als damals jüngster Abgeordneter in den Deutschen Bundestag ein, wurde 1965 Vorsitzender des Verkehrsausschusses und 1967 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen. Seine innerparteilichen Aktivitäten setzte er von 1961 bis 1963 als Bundesvorsitzender der Jungsozialisten (Jusos) sowie zwischen 1971 und 1974 und erneut seit 1975 in der hessischen Kommunal- und Regionalpolitik als Vorsitzender des SPD-Bezirks Hessen-Nord fort. Überdies bekleidete er nach seinem Ausscheiden aus der Regierungsarbeit seit 1972 das Amt des SPD-Bundesgeschäftsführers, das er mit seiner Wahl zum Hessischen Ministerpräsidenten am heutigen Tage an Egon Bahr (1922–2015) abgibt.
(KU)