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Der Chemie-Nobelpreisträger und I.G.-Farben-Aufsichtsratsvorsitzende Carl Bosch erhält den Goethepreis der Stadt Frankfurt, 26. August 1939

Die für den 28. August geplante, festliche Übergabe des Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main an den deutschen Chemiker und Vorsitzenden des Aufsichts- und Verwaltungsrates der I.G. Farben, Carl Bosch (1874–1940) wird vom Frankfurter Oberbürgermeister Friedrich Krebs (1894–1961) unter „Bezugnahme auf die politische Entwicklung“ kurzfristig abgesagt. Einer Neuansetzung der Verleihung kommt das Schicksal zuvor: Bosch, der „durch seine Forschungen und bahnbrechenden Erfindungen der Wissenschaft und Wirtschaft neue Arbeitsgebiete und Aufgaben erschlossen“ habe, stirbt am 26. April 1940 in Heidelberg.

Carl Bosch, der sich als Wissenschaftler um Verfahren der Ammoniaksynthese und der synthetischen Gewinnung von Benzin aus Kohle verdient gemacht hat, erhielt 1931 zusammen mit seinem aus Breslau stammenden Chemiker-Kollegen Friedrich Bergius (1884–1949) den Nobelpreis für Chemie der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften.
Als Vorstandsvorsitzender der I.G. Farben unterstützte Bosch 1933 die NSDAP im Wahlkampf mit einer Spende in Höhe von 400.000 Reichsmark. Dies stellte den höchsten Einzelbetrag dar, der der Partei im Jahr der „Machtübertragung“ zufloss. Bosch ebnete damit den Weg für das sogenannte Feder-Bosch-Abkommen, einen am 14. Dezember 1933 geschlossenen Vertrag zwischen den I.G. Farben und dem Deutschen Reich über die Lieferung von bis zu 350.000 Tonnen synthetischen Benzins, deren Herstellung durch einen staatlich garantierten Abnahme-Festpreis (18,5 Pfennig pro Liter) subventioniert wurde.
Carl Bosch bemühte sich wiederholt aber vergeblich darum, einzelne jüdische Bürger, insbesondere Chemiker und Mitarbeiter der I.G. Farben, vor Repressalien und den Folgen der durch die Nationalsozialisten ausgesprochenen Berufsverbote zu schützen. Ein persönliches Treffen mit Hitler, bei dem Bosch zu bedenken gab, dass die fortgesetzte Emigration jüdischer Wissenschaftler die deutsche Physik und Chemie „um 100 Jahre“ zurückwerfen werde, blieb fruchtlos.
(KU)

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„Der Chemie-Nobelpreisträger und I.G.-Farben-Aufsichtsratsvorsitzende Carl Bosch erhält den Goethepreis der Stadt Frankfurt, 26. August 1939“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/4843> (Stand: 19.11.2020)
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