Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Generalversammlung des Vereins kurhessischer Tierärzte in Marburg, 1. November 1902

In der Universitätsstadt Marburg findet die 37. Generalversammlung des Vereins kurhessischer Tierärzte statt. Dem Treffen, das gemeinschaftlich mit dem Verein der Tierärzte des Regierungsbezirks Wiesbaden abgehalten wird, wohnen auch zahlreiche namhafte Tierärzte aus Hessen-Darmstadt und anderen deutschen Staaten bei. Hauptgegenstand der Tagesordnung ist ein Vortrag des Geheimen Medizinalrats und Ordinarius für Hygiene an der Universität Marburg, Professor Emil von Behring (1854–1917), der über seine wissenschaftlichen Versuche zur Immunisierung der Rinder gegen die Rindertuberkulose referiert. Der Vortrag findet allgemeinen Beifall. Unter dem Eindruck des Vortrags stellt der Wiesbadener Departements-Tierarzt Otto Augstein den Antrag, den Vorsitzenden des Vereins kurhessischer Tierärzte, Veterinär-Assessor Tietze, damit zu beauftragen, an höherer Stelle um Förderung der Teilnahme der Tierärzte in Hessen-Nassau an praktischen Impfkursen im Institut von Prof. Behring zu ersuchen. Diesem Antrag wird ohne Widerspruch zugestimmt. Tietze wendet sich Anfang Februar 1903 schriftlich an den amtierenden Oberpräsidenten der Provinz Hessen-Nassau, Robert Graf von Zedlitz und Trützschler (1837–1914), und bittet darum, „Schritte zu tun zur Bereitstellung von Mitteln aus staatlichen Fonds“ um die Teilnahme an den Impfkursen zu ermöglichen. Zwischenzeitlich hat sich die Provinzialverwaltung auf Initiative von Trützschlers bereits in die Durchführung von Versuchen mit der von Behring entwickelten Immunisierungsmethode eingeschaltet und fördert diese nach Kräften.
(KU)