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RAF-Terroristen stehlen Zünder für die Bomben der „Maioffensive“ 1972 in einem Steinbruch bei Oberaula, 2. April 1972

Die RAF-Terroristen Ulrike Meinhof (1934–1976), Andreas Baader (1943–1977), Gudrun Ensslin (1940–1977), Holger Meins (1941–1974), Jan-Carl Raspe (1944–1977) und Klaus Jünschke (geb. 1947) dringen in mehrere Gebäude eines Basaltwerks am Ortsrand der nordhessischen Ortschaft Oberaula (Schwalm-Eder-Kreis) ein und entwenden Sprengkapseln und fertige Zünder, die einige Wochen später bei den Anschlägen der sogenannten Mai-Offensive verwendet werden.
Am Morgen des Ostersonntag unterbrechen die RAF-Mitglieder Ulrike Meinhof und Klaus Jünschke (vermutlich spontan) ihre Fahrt von Hamburg nach Frankfurt am Main, um in einem Waldstück unbemerkt Schießübungen abzuhalten. Am Kirchheimer Dreieck verlassen sie die Autobahn A 7. Ulrike Meinhof steuert den mit gefälschten Darmstädter Kennzeichen ausgestatteten silbergrauen Opel Manta durch Kirchheim hindurch auf der Bundesstraße 454 nach Westen in Richtung Oberaula. Unterwegs widmen sich Meinhof und Jünschke zunächst im Wald ihren Schießübungen, bevor sie am Ortsrand von Oberaula einen von den Kasseler Basaltwerken betriebenen Steinbruch mit verschlossenen Werkstätten und Bunkern entdecken, in denen sie Sprengstoffe vermuten. Die beiden beschließen, den Weg nach Frankfurt fortzusetzen, jedoch am Abend mit „Verstärkung“ zurückzukehren. Abends betreten schließlich die wichtigsten Mitglieder des Führungskaders der Roten Armee Fraktion das Gelände. Mit einem Schweißgerät, das die Gruppe in einer Werkstatt findet, gelingt es den Eindringlingen mehrere gesicherte Gebäude und Behältnisse zu öffnen. Insgesamt werden „7 Patronen Amongelit 22 Millimeter, 13 Momentzünder, 51 Millisekundenzünder, (Zeitstufe 20 Millisekunden), außerdem 370 Meter Sprengschnur Dynacord und 187 8-Millimeter-Sprengkapseln“ gestohlen.1 Die entwendeten Zünder finden bei der von der RAF im Mai 1972 verübten Anschlagsserie Verwendung, bei der zwischen dem 11. Mai (Bombenattentat auf das Hauptquartier des V. US-Korps im ehemaligen I.G. Farben-Haus in Frankfurt) und dem 24. Mai insgesamt vier Menschen sterben und mehr als 30 Personen verletzt werden.
(KU)


  1. Zitiert nach Grötecke/Schattner: „Der Freiheit jüngstes Kind“, S. 125.
Belege
Empfohlene Zitierweise
„RAF-Terroristen stehlen Zünder für die Bomben der „Maioffensive“ 1972 in einem Steinbruch bei Oberaula, 2. April 1972“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/4437> (Stand: 2.4.2022)
Ereignisse im März 1972 | April 1972 | Mai 1972
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