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Wahlen zum Hessischen Landtag, 20. Januar 1991

Bei der hessischen Landtagswahl werden die Regierungsparteien CDU und FDP entgegen den Voraussagen knapp vom Oppositionsbündnis SPD/Grüne geschlagen.

Bei einer Wahlbeteiligung von 70,8 % erringen die Parteien folgende Stimmenanteile:

CDU 40,2 % (- 1,9 Prozentpunkte) – 46 Sitze
SPD 40,8 % (+ 0,6 Prozentpunkte) – 46 Sitze
FDP 7,4 % (-0,4 Prozentpunkte) – acht Sitze
Die Grünen 8,8 % (-0,6 Prozentpunkte) – zehn Sitze.

Bei dieser Wahl können die Wähler erstmals zwei Stimmen abgeben: eine für einen Kandidaten in ihrem Wahlkreis und eine für die Landesliste einer Partei.

Wahlanalyse1

Wahlbeteiligung

Die Wahlbeteiligung bricht im Vergleich zur letzten Wahl stark ein und liegt mit 70,8 %, dem bis dahin niedrigsten Wert jemals bei hessischen Landtagswahlen erreichen Wert, erstmals seit 1962 wieder unter 80 %. Einzig im Wahlkreis 7/Schwalm-Eder I liegt die Beteiligung mit 80,1 % noch knapp über dieser Marke. Den absoluten Tiefstwert erzielt der Wahlkreis 16/Lahn-Dill I mit lediglich 62,7 %.

Vor allem in den Städten gehen weniger Menschen zur Wahl, als bei vergangenen Wahlen. In allen allen fünf hessischen Großstädten liegt die Beteiligungen unter dem Landesschnitt. In Offenbach gehen nur 62,8 %, in Kassel sind es immerhin 69,4 %. Auf Gemeindeebene werden mit 85,1 und 84,7 % in Körle (Schwalm-Eder-Kreis) und Rasdorf (Landkreis Fulda) die Höchstwerte erzielt. In der Stadtgemeinde Haiger (Lahn-Dill-Kreis) finden dagegen mit 58,1 % die prozentual wenigsten Wähler den Weg zur Urne.

Wahlergebnis der SPD

Die Sozialdemokraten können 31 der 55 möglichen Direktmandate gewinnen, das höchste Ergebnis unter den Direktkandidaten erzielte Herbert Günther mit 59,1 % im Wahlkreis 2/Kassel-Land II. Den geringsten Stimmanteil muss die SPD-Bewerberin Silvia Hillenbrandt im Wahlkreis 14/Fulda I mit 27,9 % hinnehmen. Im diesen beiden Wahlkreisen erzielt die Partei mit 54,4 und 25,8 % auch ihren höchsten bzw. niedrigsten Zweitstimmenanteil.

In den großen Städten gewinnt die Partei – wie bei allen bisherigen Landtagswahlen – in Kassel die meisten Stimmanteile (43,9 %). Deutlich geringer ist ihr Ergebnis dagegen in Frankfurt: In der südhessischen Metropole gibt nur jeder dritte Wähler den Sozialdemokraten seine Stimme. Auf kommunaler Ebene erreicht die SPD erneut in Nieste (66,2 %) und Söhrewald (64,5 %, beide Kreis Kassel) ihre Bestwerte. Auch am unteren Ende der Statistik finden zwei Gemeinden, die dort schon öfter zu finden waren: Poppenhausen (Wasserkuppe) (Landkreis Fulda), wo die Partei nur 15 % erhält und das Antrifttal (Vogelsbergkreis), wo sie 15,1 % erreicht.

Wahlergebnis der CDU

Die Christdemokraten gewinnen 24 Wahlkreise, die meisten davon in Süd- und Osthessen. Die höchsten Werte können ihre Bewerber in den Wahlkreisen 14/Fulda II (Winfried Rippert) und 15/Fulda I (Josef Weber) mit 59,6 und 58,0 % erzielen. Den niedrigsten Wert erzielt ihr Kandidat Bernd Siebert im Wahlkreis 7/Schwalm-Eder I mit 29,4 %.

Auch beim Zweitstimmenergebnis der CDU lassen sich die gleichen Ausschläge feststellen: In den Wahlkreisen 14 und 15 kommt die Partei auf ihre Bestwerte von 58,3 bzw. 57,3 %, während sie in den Wahlkreisen 2/Kassel-Land II und 7 nur 28,6 bzw. 28,7 % erzielen kann.

Ihr bestes Großstadtergebnis fährt die Partei mit 42,1 % in Frankfurt ein, in Kassel kommt sie hingegen nur 32,8 %. Bei den Gemeindeergebnissen zeigt wieder sich das bekannte Wechselbild mit den SPD-Ergebnissen: Im Antrifttal (Vogelsbergkreis) und in Poppenhausen (Wasserkuppe) (Landkreis Fulda) erreichen die Christdemokraten ihre höchsten Ergebnisse mit 74,1 bzw. 71,1 %, wohingegen in Söhrewald und Nieste nur 19,6 bzw. 20,2 % der Stimmen auf sie entfallen.

Wahlergebnis der FDP

Wie zu erwarten gewesen war gelingt es keinem Wahlkreiskandidaten der Freien Demokraten sich gegen einen Vertreter der beiden Volksparteien durchzusetzen. Den Bestwert erzielt ihr Bewerber Otto Wilke (1937–2018) im Wahlkreis 5/Waldeck-Frankenberg I mit 11,2 %.

Die meisten Zweitstimmen gewinnt die Partei in den Wahlkreisen 32/Main-Taunus I und 29/Wiesbaden I mit 10,6 bzw. 10,3 % der Stimmen. Die niedrigste Zustimmung bekommt sie im Wahlkreis 21/Limburg-Weilburg I, wo sich nur 4,6 % der Wähler für die FDP entscheiden.

In den größeren Städten erzielt die Partei ihr bestes Ergebnis mit 8,5 % in Darmstadt und ihr Schlechtestes mit 6,7 % in Frankfurt. In den Gemeinden erzielt sie in ihrer Hochburg Diemelsee mit 18,1 % wieder ihren Höchstwert. Ihren geringsten Stimmanteil auf kommunaler Ebene erhält sie in Waldbrunn (Westerwald) (Landkreis Limburg-Weilburg) mit lediglich 3,1 %.

Wahlergebnis der GRÜNEN

Die Grünen können ebenso wie die FDP keinen Wahlkreis für sich entscheiden. Das beste Ergebnis erzielte ihr Kandidat im Wahlkreis 38/Frankfurt am Main V mit beachtlichen 21,1 %. Dort erreichen sie mit 21,9 % auch ihr bestes Zweitstimmenergebnis. Die geringsten Stimmanteile entfallen auf die Partei im Wahlkreis 5/Waldeck-Frankenberg I mit 4,6 % sowie den beiden CDU-dominierten Wahlkreisen 14 und 15 mit 4,6 und 5,0 %.

Die Grünen fahren in allen Großstädten überdurchschnittliche Ergebnisse ein, herausragend sind dabei 16,2 %, die sie in Darmstadt erreichen. Auch in den mittleren Städten kann die Partei Spitzenergebnisse erzielen so bekommt sie in den beiden Universitätsstädten Marburg und Gießen 22,3 bzw. 15,3 % der Stimmen. In der Stadtgemeinde Schwarzenborn im SPD-dominierten Schwalm-Eder-Kreis entfielen nur 2,1 % der Stimmen auf die Grünen.
(LV/TKi)


  1. Erarbeitet auf Grundlage von Informationen des Hessischen Statistischen Landesamtes.
Belege
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Wahlen zum Hessischen Landtag, 20. Januar 1991“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/1594> (Stand: 26.11.2022)
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