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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 16. Cassel
Gerichtsstätten
Gerichtsplatz in Simmershausen

Weitere Informationen

Simmershausen

Ortsteil · 160 m über NN
Gemeinde Fuldatal, Landkreis Kassel 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

6 km nordöstlich von Kassel

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf (Haufendorf) mit einfachem Grundriss und geringer Siedlungsdichte westlich einer großen Fuldaschleife an den Ausläufern des Reinhardswaldes. Durch den Ort fließt die Espe (Die Haufe) Richtung Fulda, die Kirche befindet sich in zentraler erhöhter Lage. Jüngere Siedlungsentwiclung entlang der L3232 Richtung Holzhausen sowie nach Süd- und Nordwesten.

Durch den Ort führt von Frommershausen aus kommend die Kasseler Straße auf die B3.

Ersterwähnung:

(1081)

Siedlungsentwicklung:

Beim Bau von Aussiedlerhöfen am Weidberg nordwestlich von Simmershausen wurden Reste einer bandkeramischen Siedlung (ca. 3000 v. Chr.) gefunden.

Die vereinzelt in spätmittelalterlichen Quellen zu findende Differenzierung in Ober- und Niedersimmershausen lässt sich in der Topographie nicht mehr nachvollziehen.

Ob unter der 1497 erwähnten Flurbezeichnung uf der borgk (Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 276, Nr. 706) tatsächlich eine Burg zu vermuten ist, muss offen bleiben.

1748 führt keine Straße durch Simmershausen, nur ein Fußweg von Rothwesten nach Kassel.

Vorbemerkung Historische Namensformen:

Die Belege zu der in den spätmittelalterlichen Quellen vereinzelnd zu findenden Unterscheidung in Ober- und Niedersimmershausen wurden hier mit berücksichtigt, da es im Ort selbst keine heute in diesem Sinne erkennbare Trennung gibt.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Umlegung der Flur:

1874/75

Älteste Gemarkungskarte:

1676-1710

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3536162, 5692968
UTM: 32 U 536074 5691131
WGS84: 51.370283° N, 9.518231° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

633009040

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 694, davon 446 Acker (= 64.27 %), 59 Wiesen (= 8.50 %), 118 Holzungen (= 17.00 %)
  • 1961 (Hektar): 693, davon 109 Wald (= 15.73 %)

Einwohnerstatistik:

Diagramme:

Simmershausen: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1458/59: Landgrafschaft Hessen, Amt Kassel
  • 1483: Landgrafschaft Hessen, Gericht, später Amt Ahna
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Ahna
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Ahna
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Ober-Vellmar
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Ahna
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Kassel
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Kassel
  • 1970: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel, Gemeinde Fuldatal

Altkreis:

Kassel

Gericht:

  • 1822: Amt Wilhelmshöhe
  • 1822: Landgericht Kassel
  • 1850: Justizamt Kassel III
  • 1867: Amtsgericht Kassel II
  • 1879: Amtsgericht Kassel

Herrschaft:

Die erst 1367 belegten Patronatsrechte des Erzbischofs von Magdeburg gehen möglicherweise auf Schenkungen Ottos des Großen vor der Mitte des 10. Jahrhunderts zurück. Es ist somit denkbar, dass sich in Simmershausen eine königliche Kirche und weiterer Besitz befanden.

1366 wird im Zusammenhang mit der Erhebung der Pfarrkirche St. Martin in Kassel zur Kollegiatkirche diese ein Dotierung mit landgräflichen Gütern u.a. in Simmershausen bestätigt. 1395 geht das Patronatsrecht an die Landgrafen von Hessen über, 1397 bekennt Burghard von Schonenburg, dass ihm Landgraf Hermann von Hessen 370 Gulden als Abschlag auf das Dorf Simmershausen bezahlt hat. Seitdem ist die Herrschaft in den Händen der Landgrafen, auch wenn konkurrierende Ansprüche existiert haben mögen (vgl. Patronat)

Gemeindeentwicklung:

Am 1.1.1970 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform der Zusammenschluss mit anderen Gemeinden zur neu gebildeten Gemeinde Fuldatal.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • Um 1081 kommt Hufenbesitz in Simmershausen von unterschiedlichen Gebern an das Kloster Hasungen.
  • Im Einkünfteverzeichnis des Klosters Helmarshausen um 1120 wird Besitz in Simmershausen aufgeführt. Der Freie Sicco übertrug zwei, der Freie Gazelin zweieinhalb Hufen dem Kloster.
  • 1271 besitzt das Kloster Nordhausen einen Hof in Simmershausen.
  • Über Einkünfte bzw. Besitz in Simmershausen verfügten das Kloster Ahnaberg nachweislich seit 1339, das Martinsstift seit 1366 sowie das Karmeliterkloster seit 1492.

Zehntverhältnisse:

1284 steht der halbe Zehnte zu Obersimmershausen wieder dem Kloster Weißenstein zur Verfügung

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Pfarrkirche prochialis ecclesie (1313)
  • Ursprünglich gotischer Kirchbau, Schiff um 1400 verlängert, 1756 erweitert. Nach Kriegsbeschädigung 1950 wiedererrichtet

Pfarrzugehörigkeit:

1569 gehört die zuvor noch selbständige Pfarrei Frommershausen zu Simmershausen

1585 wird Frommershausen von hier und von Obervellmar aus versehen, das zwischenzeitlich zu Simmershausen gehörige Ihringshausen hat einen eigenen Pfarrer. 1748 werden Rothwesten, Frommmershausen, Mönchehof und Niedervellmar von hier aus versorgt, letzteres im Wechsel mit Obervellmar. 1872 ist Rothwesten eingepfarrt, das 1959 ausgepfarrt wird.

Patronat:

1313 schenkt Groppe von Gudenberg das Patronatsrecht über die Pfarrkirche in Simmershausen dem Kloster Ahnaberg, das auch 1367 präsentierte. Zeitgleich verleiht der Erzbischof von Magdeburg den Kirchsatz an Ludolf Groppe als Lehen, der daraufhin wieder Ansprüche auf das Patronatsrecht erhebt. Durch ein Urteil des Offizials von Fritzlar werden diese Ansprüche 1372 abgelehnt. 1395 tritt Ahnaberg es an den Landgrafen ab.

Aber auch die Vögte Keseberg machten Ansprüche auf das Patronat geltend.

1412 traten deren Erben, die von Hohenfels, ihre Rechte von den Vögten von Keseberg ererbten Rechte an Hessen ab.

Im 15. Jahrhundert verleihen aber auch noch die Grafen von Nassau den Kirchsatz als erledigtes Lehen der Vögte von Keseberg, deren Anteil in der Literatur ebenfalls auf die Familie Groppe zurückgeführt wird. Die Belehnungen werden bis 1507 weitergeführt.

Diakonische Einrichtung:

1937 - 1953 Diakoniestation (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus)

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Petrus Wambach vor 1536-1557, von Landgraf Philipp eingesetzt

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Kirchenprovinz Mainz, Archidiakonat St. Peter zu Fritzlar, Erzpriestersprengel Ditmold

Kultur

Schulen:

1910 Volksschule mit zwei Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Simmershausen, Landkreis Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/2280> (Stand: 3.6.2022)