Hessische Biografie
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GND-Nummer
118673424
Braun, Karl Ferdinand [ID = 9631]
- * 6.6.1850 Fulda, † 20.4.1918 Brooklyn (USA), Begräbnisort: Fulda
Prof. Dr. – Physiker, Mathematiker, Lehrer, Elektrotechniker, Unternehmer - Wirken ↑
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Werdegang:
- Besuch des Domgymnasiums in Fulda
- 1868 Studium der Mathematik und Naturwissenschaften an der Universität Marburg
- als Student Anschluss an den Corps Teutonia Marburg
- 1869 Wechsel an die Universität Berlin, wo er im Privatlabor des Physikers und Chemikers Heinrich Gustav Magnus arbeiten durfte, was als besondere Auszeichnung galt.
- Frühjahr 1870 Nach Magnus’ Tod Fortsetzung der Studien beim Physiker Georg Hermann Quincke, wobei sich Braun besonders mit Saitenschwingungen beschäftigte
- 1872 Promotion zum Dr. phil. an der Universität Berlin
- 1873 Ablegung des Staatsexamens für Gymnasiallehrer in Marburg, da Braun kein Geld besaß, um als Assistent und später Privatdozent tätig zu sein
- 1874 Anstellung als zweiter Lehrer für Mathematik und Naturwissenschaften an der Thomasschule Leipzig. Daneben wissenschaftliche Untersuchungen der Schwingungs- und Stromleitung, wo er die Halbleiter-Diode (Gleichrichtereffekt an Bleisulfid-Kristallen) entdeckte
- 1875 In Leipzig Abfassung seines im Folgejahr erscheinenden Lehrbuches „Der junge Mathematiker und Naturforscher – Einführung in die Geheimnisse der Zahl und Wunder der Rechenkunst“, das angesichts seines Erfolges noch zahlreiche Auflagen erlebte.
- 1877: Gerade aufgrund dieses Lehrbuches Ernennung zum außerordentlichen Professor für Theoretische Physik an der Universität Marburg
- 1880 Wechsel von Marburg nach Straßburg im damals deutschen Elsass
- 1883 ordentliche Professur für Physik an der Universität Karlsruhe
- 1887 Ruf an die Universität Tübingen, wo er in leitender Funktion an Gründung und Aufbau des Physikalischen Instituts mitwirkte
- 1895 Direktor des Physikalischen Instituts und ordentlicher Professor der Universität Straßburg
- 1897 Entwicklung der ersten Kathodenstrahlröhre, die nach ihm auch Braunsche Röhre genannt wird
- Ende 1898 Gründung eines Konsortiums zur Verwertung der Braun’schen Patente durch den technikbegeisterten Schokoladeproduzenten Ludwig Stollwerck in Köln („Funkentelegrafie GmbH“)
- Nach Erreichen der Funkverständigung über eine größere Entfernung Umwandlung des Konsortiums in die „Professor Braun’s Telegraphie Gesellschaft GmbH“
- 1899 Braun verbesserte die Funktechnik auch sendeseitig, indem er Schwing- und Antennenkreis trennte. So entwickelte er leistungsfähige Anlagen zur „Ferntelegrafie“.
- 24.9.1900 Braun gelang eine Funkbrücke zwischen Cuxhaven und Helgoland über 62 km in der Nordsee, worüber er im Folgejahr in seinem Werk „Drahtlose Telegraphie durch Wasser und Luft“ berichtete
- 1903 Umwandlung der „Professor Braun’s Telegraphie Gesellschaft GmbH“ in die „Gesellschaft für drahtlose Telegrafie Telefunken“ in Berlin
- 1909 Braun erhielt für seinen Beitrag zur Entwicklung der drahtlosen Telegrafie den Nobelpreis für Physik, welchen er sich mit seinem italienischen Mitstreiter Marconi teilte
- 1914 Braun reiste für die „Telefunken AG“ trotz angeschlagener Gesundheit nach New York, da die Großfunkstelle Sayville wegen Patentstreit ihren Betrieb einstellen sollte
- 1917 Im schleppenden Prozess wurde Braun vom Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg überrascht, sodass er als gegnerischer Deutscher nicht zurückreisen durfte
- April 1918 Sturz beim Schneefegen vor seinem Haus in Brooklyn
- 20.4.1918 Braun erlag seinen schweren Verletzungen
- Auf eigenen Wunsch sollte Braun in seine Geburtsstadt Fulda überführt werden, doch war dies im Ersten Weltkrieg nicht möglich.
- 1921: Erst zweieinhalb Jahre nach Kriegsende gelang es seinem Sohn Konrad Braun, die Urne mit den sterblichen Überresten des Vaters nach Fulda zu überführen.
- 4.6.1921 Beisetzung in Fulda
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Studium:
- 1868-1869 Studium der Mathematik und Naturwissenschaften an der Universität Marburg, Schwerpunkte: Chemie, Mathematik und Experimentalphysik
- 1869-1872 Studium der Mathematik und Naturwissenschaften an der Universität Berlin, Schwerpunkte: Chemie, Mathematik und Experimentalphysik
- 1872-1873 Studium der Mathematik und Naturwissenschaften an der Universität Marburg, Staatsexamen für Gymnasiallehrer
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Netzwerk:
- Gies, Wilhelm <Lehrer>
- Magnus, Heinrich G. <Lehrer>, GND, * Berlin 2.5.1802, † Berlin 4.4.1870, Physiker und Chemiker
- Quincke, Georg Hermann <Mentor>
- Zenneck, Jonathan <Schüler>, * 1871, † 1959, ein Pionier der Ionenforschung
- Isaakowitsch Mandelstam, Leonid <Schüler>, * 1879, † 1944, Begründer der russischen Hochfrequenz-Technik
- Dmitrijewitsch Papalexi, Nikolai <Schüler>, * 1880, † 1947, Begründer der russischen Hochfrequenz-Technik
- Dieckmann, Max <Doktorand>, * 1882, † 1960
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Akademische Qualifikation:
- 1872: Promotion zum Dr. phil. an der Universität Berlin, mit der Dissertation „Ueber den Einfluss von Steifigkeit, Befestigung und Amplitude auf die Schwingungen von Saiten“
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Akademische Vita:
- Marburg, Universität / Philosophische Fakultät / Theoretische Physik / außerordentlicher Professor / 1877-1880
- Straßburg, Universität / Theoretische Physik / außerordentlicher Professor / 1880-1883
- Karlsruhe, Technische Hochschule // Physik / ordentlicher Professor / 1883-1887
- Tübingen, Universität // Physik / ordentlicher Professor / 1887-1895
- Straßburg, Universität // Physik / ordentlicher Professor / 1895
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Werke:
- Ueber den Einfluss von Steifigkeit, Befestigung und Amplitude auf die Schwingungen von Saiten (1872)
- Der junge Mathematiker und Naturforscher – Einführung in die Geheimnisse der Zahl und Wunder der Rechenkunst (1876)
- Drahtlose Telegraphie durch Wasser und Luft (1901)
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Lebensorte:
- Fulda; Marburg; Berlin; Leipzig; Straßburg; Karlsruhe; Tübingen; Köln; New York; Brooklyn
- Familie ↑
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Vater:
Braun, Konrad, hessischer Gerichtsbeamter
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Partner:
- Bühler, Amélie, Heirat Lahr (Baden) 1885
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Verwandte:
- Braun, Wunibald* Joseph <Bruder>, GND, 1839–1912, Industrieller
- Braun, Philipp <Bruder>, 1844-1929, Altphilologe, Schulleiter
- Braun, Adolf <Bruder>, 1847-1914, Jurist, Bankier
- Braun, Konrad <Sohn>, † nach 1918
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Neue deutsche Biographie, Bd. 2, Berlin 1955, S. 554 f. (Jonathan Zenneck)
- Fulda – das Stadtlexikon, Fulda [2019], S. 73 (Michael Mott)
- Florian Hars, Ferdinand Braun (1850–1918). Ein wilhelminischer Physiker, Berlin 1999
- Schnack, Lebensbilder aus Kurhessen und Waldeck 1830–1930 Bd. 2, Marburg 1940, S. 51-62 (J. Jenneck)
- Gundlach, Catalogus professorum academiae Marburgensis 1, Von 1527 bis 1910, Marburg 1927, Nr. 702
- Kurylo, Friedrich: Ferdinand Braun. Leben und Wirken des Erfinders der Braunschen Röhre; München 1965
- Story, Alfred Thomas: A Story of Wireless Telegraphy; D. Appleton and company 1904; S. 181
- Zimmer, Anke: Die Braunsche Röhre – als die Bilder flimmern lernten; in: Menschen in unserer Heimat, die Geschichte wurden; Weihnachtsmagazin der Fuldaer Zeitung 1996; S. 4. Neu abgedruckt in: Fulda: Ein Lesebuch. Die Stadt Fulda einst und jetzt in Sagen und Geschichten, Erinnerungen und Berichten, Briefen und Gedichten; zusammengestellt und herausgegeben von Gerold Effert und Rudolf Henkel; Husum/Fulda 2000, S. 115 f.
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Bildquelle:
Wikipedia (via Wikimedia Commons: File:Braun 1909)
- Zitierweise ↑
- „Braun, Karl Ferdinand“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/118673424> (Stand: 28.11.2023)