Landgraf Philipps ältester Sohn verbrachte mit seinem Bruder Heinrich die frühen Kinderjahre in Italien. Als sein Vater 1933 Oberpräsident der Provinz Hessen-Nassau wurde, teilte die Familie ihr Leben zwischen Rom und Kassel, wo sie das Bellevue-Palais (heute Brüder Grimm-Museum) an der Schönen Aussicht bewohnte. Nachdem sie in Rom von Hauslehrern unterrichtet worden waren, besuchten die Brüder in Kassel die Volksschule und später die Internate in Neubeuern und Bieberstein. Im Chaos der letzten Kriegsjahre war Moritz in Nordhessen abwechselnd als Luftwaffenhelfer, Kurier für die NS-Kreisleitung und Beaufsichtiger polnischer Zwangsarbeiter im Einsatz. Beim Vormarsch der Amerikaner setzte er sich ab nach Kronberg zu seiner Großmutter,Landgräfin Margarethe, bei der seine jüngeren Geschwister bereits wohnten. Dort erfuhr er erstmals vom Schicksal seiner Mutter.
Nach der Beschlagnahme von Friedrichshof zog Moritz mit seinen Geschwistern nach Wolfsgarten zu Prinz Ludwig und Prinzessin Margaret von Hessen und bei Rhein, holte das Abitur auf dem Liebig-Gymnasium in Darmstadt nach und leistete ein zweijähriges landwirtschaftliches Praktikum ab, zunächst auf Prinz Ludwigs Hofgut Kranichstein, später in Holstein. Danach studierte er Landwirtschaft in Kiel und arbeitete in der Verwaltung der holsteinischen Güter der Kurhessischen Hausstiftung. Nachdem die in Panker einquartierten Vertriebenen aus dem Osten Wohnungen gefunden hatten, richtete Prinz Moritz sich das renovierte Schloss als Wohnsitz ein. 1964 heiratete er Tatjana Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg in Kronberg. Das Paar hatte zwei Söhne und zwei Töchter. Mit dem Tod seines Vaters 1980 wurde Moritz Chef des Hauses Hessen-Kassel und Vorstandvorsitzender der Hausstiftung, deren Geschäftsführung er von seinem Onkel Wolfgang übernahm. Als Adoptivsohn von Prinz Ludwig von Hessen und bei Rhein, der 1968 kinderlos starb, wurde Landgraf Moritz Chef des Gesamthauses Hessen. 1986 übertrug Ludwigs Witwe, Prinzessin Margaret, im Einvernehmen mit ihrem Adoptivsohn den großherzoglichen Kunstbesitz mit Schloss Wolfsgarten auf die Kurhessische Hausstiftung, die sich seither „Hessische Hausstiftung“ nennt. Nach Margarets Tod 1997 richtete Moritz sich Schloss Wolfsgarten als Wohnsitz ein. Seine besondere Vorliebe gilt der Pflege und Ergänzung des Kunstbesitzes im Museum Schloss Fasanerie, der Innendekoration der Schlösser und Hotels der Hausstiftung sowie der Pflege und Neugestaltung der Parks in Panker, Fasanerie, Friedrichshof und Wolfsgarten.
Rainer v. Hessen
(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 189 f.)