Historisches Ortslexikon
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- Gerichtsplatz in Wichmannshausen
Linde auf der Boyneburg
Weitere Informationen
Wichmannshausen
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Stadtteil · 206 m über NN
Gemeinde Sontra, Werra-Meißner-Kreis - Siedlung ↑
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Ortstyp:
Dorf
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Lagebezug:
10,5 km südsüdwestlich von Eschwege, 5 km nordnordöstlich von Sontra gelegen
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Lage und Verkehrslage:
Das Dorf erstreckt sich im Wesentlichen entlang der Eschweger Straße nördlich des Zulaufs der Ulfe in die Sontra unterhalb der Boyneburg. Kirche am Anger in zentraler Lage, durch den Ort fließt die Datterpfeife. Jüngere Siedlungsausdehnung im Südwesten (Alter Graben) und parallel zur Eschweger Straße nach Osten.
Chausseen nach Bischhausen, Netra, Ulfen und Bebra. Heute verläuft im Westen zwischem dem Ort und der Sontra als Ortsumgehung die Bundesstraße 27, auf die außerhalb der Ortslage südlich die B 400 und nördlich die B 7 treffen.
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Ersterwähnung:
1272
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Siedlungsentwicklung:
1928 erfolgt die Eingemeindung des aufgelösten Gutsbezirks Datterpfeife und von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Forst Reichensachsen.
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Historische Namensformen:
- Wichardiswinethe, in (1141) [verunechtet 13. Jh., Kop. 16. Jh., UB Mainz 2,1, S. 45-53, Nr. 28; K. A. Eckhardt, Eschwege als Brennpunkt thüringisch-hessischer Geschichte, S. 128, erwägt eine Verschreibung oder ältere Namensform von Wichmannshausen]
- Wichmanneshusen, de (1272) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 352-353, Nr. 900]
- Wychman(s)husen (1335) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 388-389, Nr. 990]
- Wichmanshusen (1344) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 399, Nr. 1016]
- Wichmanshusin, in, de (1394) [Eckhardt, Rechtsgeschichte der Stadt Eschwege 2, S. 352-363, Nr. 3, hier S. 361 und 363]
- Wychmanshusin, in (1421) [Eckhardt, Rechtsgeschichte der Stadt Eschwege 2, S. 371-377, Nr. 7, hier S. 377]
- Wichmershusen (1440) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 59, Nr. 133]
- Wichmanßhausen (1448) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 537-538, Nr. 1368, Anm. 1, mit falscher Datierung auf 1408; zur korrigierten Datierung s. K. A. Eckhardt, Eschwege als Brennpunkt thüringisch-hessischer Geschichte, S. 128]
- Wichmanßhusen (1506) [Bünz, Mainzer Subsidienregister 1506, S. 238, Nr. 2096]
- Weichmanshusen (1527) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra 900. 990. 133. 457.]
- Wichmanshaus[en] (1585) [Der ökonomische Staat, S. 79]
- Wüchmanshausen (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 13]
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Bezeichnung der Siedlung:
- villa (1141)
- Dorf und Gemarkung (1344)
- Mengedorf (1654)
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Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:
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Burgen und Befestigungen:
- Burg Boyneburg
- Das ehemalige Schloss der Herren von Boyneburg umfasst zunächst das Herrenhaus, welches 1757 inschriftlich datiert wird. Gegenüber liegen dann noch ältere Wohngebäude. Das "Alte Schloß" ist der Kirche angeschlossen. Der ehemalige Nutzgarten des Gutes erstreckt sich jenseits des Höhenwegs. Ihn umziehen Reste der alten Ummauerung. Gegenüber der Gutseinfahrt steht dort ein Wärterhaus auf mächtigem Sockel. In der Nähe befindet sich noch ein eingeschossiges Fachwerkhaus mit Mansarddach (P. Zietz).
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Umlegung der Flur:
1874 - 1875
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Älteste Gemarkungskarte:
1744
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Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3568051, 5664122
UTM: 32 U 567950 5662296
WGS84: 51.108115° N, 9.970634° O OpenLayers - Statistik ↑
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Ortskennziffer:
636011140
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Flächennutzungsstatistik:
- 1885 (Hektar): 974, davon 522 Acker (= 53.59 %), 54 Wiesen (= 5.54 %), 300 Holzungen (= 30.80 %)
- 1961 (Hektar): 1321, davon 599 Wald (= 45.34 %)
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Einwohnerstatistik:
- 1585: 64 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- Um 1740: 3 Wirte, 3 Brauhäuser und Braumeister, 1 Brandweinbrenner, 1 Becker, 2 Metzger, 2 Schneider, 18 Leinweber, 3 Bender, 2 Maurer, 2 Zimmerleute, 2 Schuhmacher, 3 Schmiede, 1 Glaser, 3 Wagner, 3 Pulvermacher, 2 Müller
- 1747: 85 Feuerstätten (Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105)
- 1885: 661, davon 629 evangelisch (= 95.16 %), 10 katholisch (= 1.51 %), 1 andere Christen (= 0.15 %), 21 Juden (= 3.18 %)
- 1961: 1090, davon 974 evangelisch (= 89.36 %), 110 katholisch (= 10.09 %)
- 1970: 1051
- um 1987: ca. 1000
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Diagramme:
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. - Verfassung ↑
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Verwaltungsbezirk:
- 1460: Landgrafschaft Hessen, Amt Eschwege, Gericht Boyneburg
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederfürstentum, Amt Eschwege, Gericht Boyneburg
- 1654: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Bischhausen
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Bischhausen
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Bischhausen
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Reichensachsen
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Bischhausen
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis
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Altkreis:
Eschwege
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Gericht:
- Boyneburg
- 1818: Justizamt Bischhausen
- 1822: Kurfürstliches Justizamt Bischhausen
- 1867: Amtsgericht Bischhausen
- 1879: Amtsgericht Bischhausen
- 1932: Amtsgericht Sontra
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Herrschaft:
Dorf im Herrschaftsbereich der von Boyneburg im Gericht Boyneburg und späteren Amt Eschwege. Unmittelbar unter der Boyneburg gelegen, verfügt die dort herrschende Familie vor allem über Allod aber auch Lehen über die Herrschaft in Wichmannshausen. Von diesem wurden Teile an das Kloster Germerode Eschwege veräußert (s. Besitz).
1141 bestätigt der Mainzer Erzbischof Markolf dem von dem Grafen Siegfried IV. von Boyneburg und seinen Vorfahren gegründeten Benediktinerkloster Blasien zu Northeim u.a. seinen Besitz zu Wichmannshausen. Der Besitz des Klosters Northeim gelangt um 1200 an das Kloster Bursfelde, welches ihn noch 1446 innehat und mit Zustimmung des Mainzer Erzbischofs an die Boyneburger veräußert. 1460 nehmen die von Boyneburg-Stedtfeld Teile von Wichmannshausen von Hessen zu Lehen. Die Dorfherrschaft ist zwischen den Linien Boyneburg-Stedtfeld, Bischhausen und Laudenbach geteilt. Bis zum Dreißigjährigen Krieg ist Wichmannshausen Stammsitz der sog. "Weißen", d.h. der von Boyneburg-Stedtfeld, an deren Namen daher zeitweise auch der Zusatz und Wichmannshausen hängt. 1650 kommt es zur Veräußerung boyneburgscher Lehngüter (sogenannte bemmelbergische Anteile) u.a. in Wichmannshausen an Hessen, wodurch die Landgrafen stärker an der Ortsherrschaft partizipieren und versuchen, Einfluss auf das Gericht Boyneburg geltend zu machen. 1654 ist Wichmannshausen ein sogenanntes Mengedorf, d.h. zweiherrig. Mitte des 18. Jahrhunderts ist das Dorf zu 1/4 landgräflich, 1/4 boyneburgisch-laudenbachisch und 1/2 boyneburg-stedtfeldisch.
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Gemeindeentwicklung:
1.4.1954: Umgemeindung des Wohnplatzes Harmuthshausen (Vorwerk; 15 Einw.) nach der Gemeinde Datterode. 30.6.1960: Umgemeindung des Bahnhauses an der Straße nach Mitterode (4 Einw.) von der Gemeinde Mitterode. Am 1.8.1972 im Zuge der hessischen Gebietsreform als Stadtteil nach Sontra eingegliedert.
- Besitz ↑
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Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- 1141 bestätigt der Mainzer Erzbischof Markolf dem von dem Grafen Siegfried IV. von Boyneburg und seinen Vorfahren gegründeten Benediktinerkloster Blasien zu Northeim u.a. seinen Besitz zu Wichmannshausen. Der Besitz des Klosters Northeim gelangt um 1200 an das Kloster Bursfelde, welches ihn noch 1446 innehat und mit Zustimmung des Mainzer Erzbischofs an die Boyneburger veräußert.
- 1440 gehen Güter des Cyriacusstifts in Eschwege in Wichmannshausen zu Lehen aus.
- 1335 begibt sich Reinhard von Boyneburg in das Kloster Germerode und überträgt ihm Einkünfte in Wichmannshausen. 1344 verpfänden die Boyneburger von ihren Gütern in Dorf und Gemarkung Wichmannshausen Zinsen an das Kloster Germerode.
- In den Zinsregistern des Augustinerklosters Eschwege wird Wichmannshausen 1394 und 1421 genannt.
- 1527 wird auf Pachteinnahmen des Stifts Rotenburg von 1513 verwiesen.
- Kirche und Religion ↑
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Ortskirchen:
- rector ecclesie (1272)
- Pfarrer (1354) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 411-412, Nr. 1050]
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Patrozinien:
- Martin (1520) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 120-121, Nr. 314]
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Pfarrzugehörigkeit:
1585 ist Hoheneiche Filialort. Zur protestantischen Pfarrei der Klasse Sontra gehörig, ist Hoheneiche auch 1872 und 1994 Filial von Wichmannshausen.
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Patronat:
Das Patronat 1485 beim Eschweger Cyriakusstift. Die Äbtissin präsentiert dem Offizial von Langensalza einen Geistlichen dafür. Nach der Auflösung des Stifts 1527 hessisch. Die Landesherrschaft hat dann das Patronat 1834 an die von Boyneburg-Stedtfeld vertauscht.
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Bekenntniswechsel:
Erster evangelischer Pfarrer: Caspar Gerlach ca. 1528 bis vor 1564
Reformierter Bekenntniswechsel, unter hessen-darmstädtischer Herrschaft 1627-1628(?) lutherisch, danach wieder reformiert.
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Kirchliche Mittelbehörden:
1506: Erzbistum Mainz, Archidiakonat Dorla, Archipresbyterat Röhrda
Klasse Sontra (1872)
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Juden:
gehört zur Gemeinde Netra; seit 1905 war er der Gemeinde Reichensachsen angeschlossen.
1835: 35; 1861: 54; 1905: 18 Juden.
- Kultur ↑
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Schulen:
Um 1740 ist ein Schulhaus vorhanden
1910 Volksschule mit zwei Klassen
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Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):
- Wirtschaft ↑
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Mühlen:
moln zu Wichmannshusen (1527) [Löwenstein, Quellen Stadt Rotenburg, S. 302-322, Nr. 288, hier S. 315]. In der Schleensteinkarte (1708/10) sind drei Mühlensymbole eingezeichnet, nur die Untermühle auch mit Namen. Um 1740 sind die Ober- und die Untermühle vorhanden. Beide werden über oberschlächtige Wasserräder mit dem Wasser der Sontra betrieben. Die Obermühle erhält 1938, die Untermühle 1936 eine Turbine.
Ferner existieren zeitweise südlich der Ortslage an der Ulfe Pulvermühlen. Ein Pulvermüller wird erstmals 1624 genannt, in der Schleensteinkarte ist eine Pulfermühl eingezeichnet, um 1740 sind drei Pulvermacher im Dorf belegt. In der Karte des Kurfürstenthum Hessen : Niveau Karte auf 112 Blättern, Kassel 1840-1861 / 34: Waldkappel, sind zwei Pulvermühlen an der Ulfe eingezeichnet. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verlieren die Pulvermühlen ihre Bedeutung.
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Festschrift 750 Jahre Wichmannshausen 1272 - 2022
- Scholz, Wasser- und Windmühlen Werra-Meißner-Kreis, S. 119
- Diehl, Adelsherrschaft im Werraraum, S. 104
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 513
- Denkmaltopographie Werra-Meißner-Kreis 1, S. 429-440
- Karl G. Bruchmann, Kreis Eschwege, S. 57-68
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 549
- Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch für die acquirierten Lande und die verlorenen Gebiete, S. 386
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 2, S. 120f; S. 215
- Zitierweise ↑
- „Wichmannshausen, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/7264> (Stand: 19.4.2024)