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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 25. Allendorf
Gerichtsstätten
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Alter Anger in Vockerode

Weitere Informationen

Vockerode

Ortsteil · 297 m über NN
Gemeinde Meißner, Werra-Meißner-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

11 km westnordwestlich von Eschwege gelegen

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit einfacher Struktur an den Ostausläufern des Meißners, 2 km westlich von Abterode. Im Norden verläuft bogenartig der zur Berka fließende Kupferbach, die Kirche befindet sich in zentraler Lage. Die dichte Bebauung erstreckt sich jenseit der Pfarrkirche entlang der Kirchstraße und der Fettgasse. Am Ostrand des Ortes treffen sich die Landestraßen 3241 (Schwalbenthaler Straße) und 3334 (Germeröder Straße)

Ersterwähnung:

1074

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa (1074)
  • Häuser und Höfe (1358)
  • Dorf (1359)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Umlegung der Flur:

1885

Älteste Gemarkungskarte:

1686

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3563316, 5675275
UTM: 32 U 563217 5673444
WGS84: 51.208895° N, 9.904993° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

636008040

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 489, davon 276 Acker (= 56.44 %), 147 Wiesen (= 30.06 %), 7 Holzungen (= 1.43 %)
  • 1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Forst Meißner.
  • 1961 (Hektar): 1529, davon 982 Wald (= 64.22 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1498: 26 Feuerstätten (Bilsteiner Salbuch)
  • 1585: 69 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
  • 1747: 87 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
  • 1776 werden folgende Erwerbszweige genannt: 2 Müller, 1 Papiermacher, 19 Fuhrleute, 10 Leineweber, 1 Metzger, 1 Maurer, 2 Schneider und Schmiede, 1 Schreiner, 2 Wirte, 3 Wagner, 11 Tagelöhner, 1 Papierkrämer, 1 Handelsjude, und "10 Weibspersonen, so spinnen"
  • 1885: 580, davon 578 evangelisch (= 99.66 %), 0 katholisch, 2 Juden (= 0.34 %)
  • 1961: 563, davon 503 evangelisch (= 89.34 %), 53 katholisch (= 9.41 %)
  • 1970: 517

Diagramme:

Vockerode: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1074: Gau Germaramark in der Grafschaft des Grafen Rugger (in pago Germaremarca in comitatu Ruoggeri)
  • 1359: Landgrafschaft Hessen, Gericht Bilstein (verpfändet)
  • 15. Jahrhundert: Landgrafschaft Hessen, Amt/Gericht Bilstein
  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederfürstentum, Amt Eschwege, Gerichtsstuhl Abterode
  • 1627-1834: Landgrafschaft Hessen-Rotenburg (sogenannte Rotenburger Quart), teilsouveränes Fürstentum unter reichsrechtlicher Oberhoheit der Landgrafschaft Hessen-Kassel bzw. des Kurfürstentums Hessen
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Eschwege, Gericht Bilstein
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Eschwege, Gericht Bilstein
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Abterode
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Bilstein
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis

Altkreis:

Eschwege

Gericht:

  • 1822: Fürstlich Rotenburgisches Justizamt Bilstein (Sitz in Abterode)
  • 1834: Justizamt Abterode
  • 1867: Amtsgericht Abterode
  • 1879: Amtsgericht Abterode
  • 1932: Amtsgericht Eschwege

Herrschaft:

1074 schenkt König Heinrich IV. der bischöflichen Kirche zu Bamberg die im Gau Germaramark in der Grafschaft Ruoggers gelegene Besitzung Vo[...]. und bis zu 100 Hufen in den angrenzenden Orten nebst allem Zubehör und allen Einkünften. Anfang des 14. Jahrhunderts gelangt Vockerode aus dem Herrschaftsbereich der Grafen von Bilstein an die hessischen Landgrafen. 1325 überträgt Landgraf Heinrich an Gottfried von Germerode und dessen Erben die Mühle am sogenannten Vockenbach. 1359 erhält Landgraf Heinrich II. das Vorkaufsrecht auf Vockerode, das als Pfand an Eschweger Bürger ausgetan ist.

Gemeindeentwicklung:

Am 31.12.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform mit anderen Gemeinden zur neu gebildeten Gemeinde Meißner zusammengeschlossen, deren Ortsteil Vockerode seitdem ist.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1228 erwirbt die Heiligenstädter Kirche Güter des mainzischen Ritters Heinrich von Birkenfelde u.a. in Vockerode.
  • Seit Mitte des 14. Jahrhundert gelangen Güter und Renteneinkünfte aus Vockerode und seinen Mühlen an das , die mit der Auflösung des Klosters im 16. Jahrhundert an die Landgrafschaft gelangen.
Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Evangelische Pfarrkirche mit gotischem Kern 1634 im Norden erweitert.

Pfarrzugehörigkeit:

1585, 1872 und 1994 Filial von Abterode.

Patronat:

In Vockerode übte das Kloster Germerode Pfarrechte aus (Huyskens 1402 Zus. 1).

Bekenntniswechsel:

Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen ab 1526.

Kirchliche Mittelbehörden:

Das Dorf stand unter dem Dekanat Allendorf (Wolf, De archidiacon. Heiligenstad. 53).

Juden:

1835: 11; 1861: 10 Juden

Kultur

Schulen:

1910 einklassige Volksschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Historische Ereignisse:

1883 Dorfbrand

Wirtschaft

Wirtschaft:

Bis ins 19. Jahrhundert wird überwiegend Landwirtschaft und Bergbau betrieben.

In Vockerode werden in der Mitte und zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wiederholt Töpfer genannt. Gemäß K. Sippel liegt es nahe, dass einzelne oder gar alle Töpfereien des Ortes in dieser älteren Zeit hoch auf dem Meißner lagen, wo sich in der Nähe ja auch die Tonlager und das Holz befanden.

Mühlen:

Bereits im 14. Jahrhundert ist die Rede von zwei Mühlen in Vockerode, wobei unklar ist, um welche es sich handelt.

Am Ostrand des Ortes befindet sich seit 1755 (Inschrift) die sogenannte Obermühle (HStAM Bestand 40 c Nr. 4076. Sie wird mit dem Wasser des Kupferbaches und des Vierbaches über ein oberschlächtiges Wasserrad bis etwa 1970 betrieben. S. auch Papiermühle und Untermühle

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Vockerode, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/7163> (Stand: 19.7.2023)