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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 34. Waldkappel
Gerichtsstätten
Lindenplatz in Niddawitzhausen

Weitere Informationen

Niddawitzhausen

Stadtteil · 180 m über NN
Gemeinde Eschwege, Werra-Meißner-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

5,5 km westsüdwestlich von Eschwege gelegen

Lage und Verkehrslage:

Dorf am Südwestrand des Eschweger Beckens mit einfachem Grundriss entlang eines westlichen Bachzulauf (Petersbach) zur Wehre. Kirche auf kleiner Anhöhe in zentraler Lage, daneben Dorfplatz mit Anger. Im Osten führen in Nord-Süd-Richtung die Bahnstrecke Bebra – Friedland („Bebra-Friedländer-Bahn“; „Werratalbahn III“) (Inbetriebnahme der Strecke 31.10.1875) sowie die Bundesstraße 27 am Ort vorbei.

Ersterwähnung:

1073

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villicatio (1213)
  • villa (um 1376)
  • Dorf (1436)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Umlegung der Flur:

1898-1916

Älteste Gemarkungskarte:

1746

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3568968, 5671966
UTM: 32 U 568867 5670137
WGS84: 51.178503° N, 9.985226° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

636003040

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 336, davon 241 Acker (= 71.73 %), 20 Wiesen (= 5.95 %), 35 Holzungen (= 10.42 %)
  • 1961 (Hektar): 339, davon 35 Wald (= 10.32 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1585: 44 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
  • 1747: 41 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
  • 1748: 1 Schmied, 3 Schneider, 2 Branntwein- und Bierschenker, 20 Leinweber, 6 Tagelöhner, 4 Maurer, 1 Weißbinder, 1 Bäcker, 1 Wehmutter, 2 Taubenträgerinnen
  • 1784: 44 Haushaltungen inklusive des baumbachischen Vorwerks
  • 1885: 363, davon 363 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
  • 1961: 383, davon 349 evangelisch (= 91.12 %), 30 katholisch (= 7.83 %)
  • 1970: 377

Diagramme:

Niddawitzhausen: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1414: Landgrafschaft Hessen, Amt/Gericht Bilstein
  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederfürstentum, Amt Eschwege, Dorf der Dieden vom Fürstenstein
  • 1627-1834: Landgrafschaft Hessen-Rotenburg (sogenannte Rotenburger Quart), teilsouveränes Fürstentum unter reichsrechtlicher Oberhoheit der Landgrafschaft Hessen-Kassel bzw. des Kurfürstentums Hessen, Amt Eschwege, Dorf derer von Diede ("adelige Quart")
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Eschwege, Gericht Bilstein
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Eschwege, Gericht Bilstein
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Aue
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Eschwege, Gericht Bilstein
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis

Altkreis:

Eschwege

Gericht:

  • Gericht, Gebot und Verbot waren landesherrlich (1498 und später).
  • 1814-1821: Kurfürstliches Gericht Bilstein
  • 1822: Kurfürstliches Justizamt Eschwege
  • 1834: Kurfürstliches Justizamt Eschwege II
  • 1867: Amtsgericht Eschwege
  • 1879: Amtsgericht Eschwege

Herrschaft:

Herrschaftsansprüche in Niddawitzhausen sind sowohl auf hersfeldische als auch auf hessische Lehnshoheit zurückzuführen.

Bei der Veräußerung an die Landgrafen von Hessen 1301 hat Hermann von Diede bilsteinische Lehen in Niddawitzhausen inne. 1363 verkauft Hermann von Treffurt all sein Recht zu Niddawitzhausen an Bodo von Boyneburg. Um 1376 haben die Diede von Fürstenstein das Gericht Niddawitzhausen, vier Hufen und weitere Einkünfte von Landgraf Hermann von Hessen als Lehen inne. 1448 werden sie ebenfalls von Hessen mit Gütern im Ort belehnt. 1409 erhalten die Diede auch hersfeldische Lehen in Form von zwei Vorwerken und 12 Hufen Land mit dem Gehölz Diedenberg, dem Erlich, einer weiteren Hufe Landes sowei dem Recht auf das teuerste Haupt (HStAM Bestand 17 e Nr. Niddawitzhausen 1). Streitigkeiten zwischen den Dieden und den Landgrafen um die Gerichtsbarkeit werden in der Weise geklärt, dass den Landgrafen die hohe, den Dieden zum Fürstenstein die niedere Gerichtsbarkeit zugesprochen wird. Faktisch verfügen diese damit über die Ortsherrschaft. Mit dem Aussterben der Dieden 1807 fällt ihr Besitz an die Landgrafen von Hessen.

Hersfelder Lehen gehen nachweislich seit 1523 auch an die Familie von Baumbach. Hierzu zählten ein Vorwerk mit Haus und Hof, Äckern und Wiesen sowie zwei Hufen Land, die auch 1748 erwähnt werden.

Gemeindeentwicklung:

Am 1.4.1972 im Zuge der hessischen Gebietsreform als Stadtteil nach Eschwege eingegliedert.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1073 tauschte Abt Hartwig von Hersfeld von dem Freien Sigebodo das Gut Vierbach gegen Überlassung der lebenslänglichen Nutznießung der Orte Niddawitzhausen und Eltmannshausen ein. 1213 wird eine villacatio als Gutsverwaltung in Niddawitzhausen genannt. 1291 kommt es zur Beilegung eines Streits zwischen den von Eubach und der Propstei Petersberg über die Abgabe des Besthaupts von Gütern in Niddawitzhausen.
  • 1480 und in der Folge werden in Zinsregistern des Klosters Germerode Einkünfte in Niddawitzhausen erwähnt, die mit Einführung der Reformation an Hessen fallen.

Ortsadel:

1243

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Kirche (1337)
  • Pfarrei (1523)
  • Kirche als Saalbau mit dreiseitigem Schluss um 1521 errichtet, Turmanbau 1887. 1959, 1973 und 1976 renoviert

Pfarrzugehörigkeit:

Der Erzbischof von Mainz inkorporiert 1337 dem Kloster Petersberg die Pfarrkirche.

1585 ohne Fililale, 1748, 1872 und 1994 sind Weidenhausen und Eltmannshausen Filialen von Niddawitzhausen

Patronat:

Patron ist in der Anfangszeit der Abt von Hersfeld, der die Kirche dem Kloster Petersberg übergibt. Nach der Reformation ist der Landgraf von Hessen Patron.

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Heinrich Schell 1530, 1538

Kirchliche Mittelbehörden:

Protestantische Pfarrei der Klasse Eschwege (1872)

Kultur

Schulen:

1910 einklassige Volksschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Wirtschaft:

Landwirtschaft und Tagelöhnerei, seit 1876 Zuzug von Bahnbeschäftigten

Mühlen:

1411 gehen Abgaben des Müllers an die von Dieden. Im 16. Jahrhundert existieren zwei Mühlen, eine Nieder- und eine Obermühle, 1748 ist es nur eine. Mühle am östlichen Ortsausgang, dicht an der Wehre. Antrieb über oberschlächtiges Wasserrad mit dem Wasser des Peterbaches. Mit der 1960er Jahre Einstellung des Mühlenbetriebs.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Niddawitzhausen, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/6536> (Stand: 20.11.2023)