Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Nieder-Waroldern

Ortsteil · 270 m über NN
Gemeinde Twistetal, Landkreis Waldeck-Frankenberg 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

10 km nordöstlich von Korbach

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit einfachem Grundriss und größeren Hofanlagen im Tal der Wilde, auf die hier die Bicke von Südosten trifft. Besiedlung entlang der L 3118 von Freienhagen nach Bad Arolsen und der L 3083 von Korbach nach Freienhagen. Kirche in zentraler Lage

Weitere Namen:

  • Waroldern, Nieder-

Vorbemerkung Historische Namensformen:

Bei den älteren Belegen ohne Bestimmungswort Nieder- ist unklar, ob sie hierauf oder auf Ober-Waroldern zu beziehen sind.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villula (1182)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3500723, 5685867
UTM: 32 U 500649 5684033
WGS84: 51.307605° N, 9.009308° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

635018050

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 757, davon 448 Acker (= 59.18 %), 45 Wiesen (= 5.94 %), 241 Holzungen (= 31.84 %)
  • 1961 (Hektar): 756, davon 271 Wald (= 35.85 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1541: 19 Häuser
  • 1738: 24 Häuser
  • 1770: 36 Häuser, 239 Einwohner
  • 1885: 289, davon 285 evangelisch (= 98.62 %), 0 katholisch, 4 Juden (= 1.38 %)
  • 1895: 317, davon 306 evangelisch (= 96.53 %), 7 katholisch (= 2.21 %), 4 Juden (= 1.26 %)
  • 1961: 331, davon 307 evangelisch (= 92.75 %), 21 katholisch (= 6.34 %)

Diagramme:

Nieder-Waroldern: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1537: Grafschaft Waldeck, Amt Landau
  • 1712: Fürstentum Waldeck, Amt Landau
  • 1755: Fürstentum Waldeck, Amt Landau
  • bis 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Amt Landau
  • 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberamt der Diemel (Sitz in Arolsen)
  • 1816: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberjustizamt der Twiste (Sitz in Arolsen)
  • 1850: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Kreis der Twiste (Sitz bis 1857 in Mengeringhausen, dann in Arolsen)
  • 1919-1929: Freistaat Waldeck, Kreis der Twiste
  • 1929: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Kreis der Twiste
  • 1942: Deutsches Reich, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg

Altkreis:

Waldeck

Gericht:

  • 1537: Freigericht Mengeringhausen
  • 1816: Oberjustizamt der Twiste (Sitz in Arolsen)
  • 1850: Kreisgericht Arolsen
  • 1868/69: Amtsgericht Arolsen

Herrschaft:

Die herrschaftlichen Verhältnisse im Dorf sind maßgeblich von den Inhabern der Burg Nieder-Waroldern bestimmt, die diese von den Grafen von Waldeck als Lehen oder Pfandobjekt innehaben.

Gemeindeentwicklung:

Seit dem 31.12.1971 ist Nieder-Waroldern Ortsteil der neu gebildeten Gemeinde Twistetal, deren Gemeindeverwaltung sich in Twiste befindet.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1084/88 bestätigt der Mainzer Erzbischof Wezelo dem Kloster Hasungen die Schenkung zweier Mansen in Nieder-Waroldern durch einen frommen Laien.
  • Zur Zeit des Abtes Erkenbert (1107-1128) verzeichnet die Reichsabtei Corvey 3 Hufen in Nieder-Waroldern, die der Propstei Marsberg zugewiesen sind. 1347 hat der Knappe Heinrich von Twern den Hof der Propstei Marsberg in Nieder-Waroldern zu Erbzinsrecht inne.
  • 1182 bestätigt Papst Lucius III. dem Kloster Arolsen seine Besitzungen u.a. in Nieder-Waroldern.
  • 1483 belehnt der Kölner Erzbischof Hermann IV. den Werner Holzaldel von Nassenfurt mit einem Hof in Nieder-Waroldern.

Zehntverhältnisse:

Mitte des 14. Jahrhunderts ist der Zehnte von den Grafen von Waldeck an Heinrich von Twern als Lehen augetan.

1537 gehört eine Hälfte des Zehnten Adrian von Zertzen, die andere Hälfte denen von Boyneburg als waldeckisches Lehen.

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Schlichter langgestreckter Saalbau des 14. Jahrhunderts, dessen mittelalterlicher Kern 1731 in Fachwerk erweitert und 1822/23 nach Osten verlängert wird

Pfarrzugehörigkeit:

Ursprünglich Filial von Dehringhausen, seit 1540 ist Nieder-Waroldern Sitz der Pfarrei. Nach 1823 nicht mehr besetzt, wird die Stelle 1828 aufgelöst und der Nieder-Warodern als Filialgemeinde mit Ober-Waroldern vereinigt, der Filialort Dehringhausen mit Freienhagen.

Patronat:

1540 besitzen die von Boyneburg das Patronatsrecht, dann die Grafen von Waldeck.

Bekenntniswechsel:

Einführung der Reformation in der Grafschaft Waldeck ab 1526.

Erster evangelischer Pfarrer: Hermann Kernekamp(f) 1535-1540

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Bistum Paderborn, Archidiakonat Horhausen (Niedermarsberg)

Juden:

Zwischen 1870-1875 lebte eine jüdische Familie in Nieder-Waroldern, die vermutlich zur Gemeinde Höringhausen gehörte.

Kultur

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Nieder-Waroldern, Landkreis Waldeck-Frankenberg“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/1664> (Stand: 22.3.2024)