Historisches Ortslexikon
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- Großherzogtum Hessen 1823-1850 (Übersichtskarte mit handschriftlichen Ergänzungen) – 1. Vöhl
Fürstentum Waldeck und Pyrmont 1866
Weitere Informationen
Mühlhausen
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Ortsteil · 290 m über NN
Gemeinde Twistetal, Landkreis Waldeck-Frankenberg - Siedlung ↑
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Ortstyp:
Dorf
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Lagebezug:
7 km nordöstlich von Korbach
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Lage und Verkehrslage:
Dorf mit einfachem, regellosem Grundriss mit im Vergleich zu den Nachbardörfern dichter Besiedlung. Nördlich fliesst der Mühlhäuser Bach nach Osten in Richtung Twiste, von Südwesten kommt die Bicke hinzu. Kirche in leicht erhöhter Lage in der Mitte des Dorfes. Neue Siedlungsgebiete im Nordwesten und im Südwesten. Verbindungsstraßen zur B 252 (Korbach-Bad Arolsen) sowie nach Gembeck und Berndorf
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Ersterwähnung:
(826-876)
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Vorbemerkung Historische Namensformen:
Bei einigen Belegen ist nicht eindeutig feststellbar, auf welchen Ort sie sich beziehen. In Frage kommt neben der Wüstung Mühlhausen bei Adorf auch die Wüstung Molhusen (am östlichen Rand der Warburger Neustadt, Kreis Höxter, Nordrhein-Westfalen) (vgl. zu letzterem den Artikel Molhusen in: Ortsnamen Kreis Höxter, S. 256-257). Aufgrund inhaltlicher Kriterien wird das von Reimer im Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 339, als Wüstung bei Wolfhagen vermutete Mühlhausen hier aufgenommen.
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Historische Namensformen:
- Mulinhusen, in (826-876) [Kop. 1479 Traditiones Corbeienses, Nr. 246, S. 124, vgl. Schütte, Mönchslisten, S. 209-210]
- Mulinhusen, In (Anfang 11. Jahrhundert) [Corveyer Heberolle, Abschrift 15. Jahrhundert Kaminsky, Reichsabtei Corvey, S. 221, § XXVI]
- Mulenhus, in (1101/1102) [Regesta historiae Westfaliae 1, Nr. 1303, Schwersmann, Benediktinerkloster Flechtdorf, S. 307]
- Mulinchusun (1120) [Kopiar 16. Jahrhundert Regesten der Erzbischöfe von Köln 2, S. 26, Nr. 173]
- Mulehosen, de (1167) [Erhard (Hrsg.), Regesta historiae Westfaliae 2: Vom Jahre 1126 bis 1200, S. 106, Nr. 339]
- Mulnhusen (1194) [Kop. 14. Jahrhundert Regesten der Erzbischöfe von Köln 2, S. 299, Nr. 1488]
- Mulenhusen, in (13. Jahrhundert) [Verzeichnis von Zehnt-Einkünften der Abtei Corvey, in: Liber vitae der Abtei Corvey, Bd. 1, S. 113, i.5]
- Mulenhusen (1263) [HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 54]
- Mullehusen (1270) [HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 64]
- Molhusen, in (1294) [Westfälisches Urkundenbuch 4,3: Urkunden des Bisthums Paderborn, 1251-1300, S. 1040, Nr. 2296]
- Molhusen, in (1332-1344) [Urkunden zur Geschichte der Fürstenthümer Waldeck und Pyrmont, bearb. von Louis Curtze, o.J., Exemplar in der Dienstbibliothek des Hessischen Staatsarchivs Marburg, S. 39-50, Nr. 31]
- Molhausen (1537) [HStAM Bestand 127 Nr. 3]
- Müllhausen (1733) [HStAD Bestand P 23 Nr. 56]
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Bezeichnung der Siedlung:
- villa (1263)
- villa (13. Jahrhundert)
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Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:
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Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3493707, 5688909
UTM: 32 U 493636 5687074
WGS84: 51.334913° N, 8.90864° O OpenLayers - Statistik ↑
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Ortskennziffer:
635018040
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Flächennutzungsstatistik:
- 1885 (Hektar): 1052, davon 637 Acker (= 60.55 %), 118 Wiesen (= 11.22 %), 235 Holzungen (= 22.34 %)
- 1961 (Hektar): 1052, davon 188 Wald (= 17.87 %)
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Einwohnerstatistik:
- 1541: 35 Häuser
- 1620: 47 Häuser
- 1650: 23 Häuser
- 1738: 57 Häuser
- 1770: 82 Häuser, 429 Einwohner
- 1885: 527, davon 522 evangelisch (= 99.05 %), 4 katholisch (= 0.76 %), 1 andere Christen (= 0.19 %)
- 1895: 537, davon 534 evangelisch (= 99.44 %), 3 katholisch (= 0.56 %)
- 1961: 662, davon 629 evangelisch (= 95.02 %), 26 katholisch (= 3.93 %)
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Diagramme:
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. - Verfassung ↑
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Verwaltungsbezirk:
- 1537: Grafschaft Waldeck, Amt Mengeringhausen
- 1716: Fürstentum Waldeck, Amt Arolsen
- 1755/57: Fürstentum Waldeck, Amt Arolsen
- bis 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Amt Arolsen
- 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberamt der Diemel (Sitz in Arolsen)
- 1816: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberjustizamt der Twiste (Sitz in Arolsen)
- 1850: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Kreis des Eisenbergs
- 1929: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Kreis des Eisenbergs
- 1942: Deutsches Reich, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg
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Altkreis:
Waldeck
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Gericht:
- 1512: Grafschaft Waldeck, Freistuhl Landau
- 1537: Grafschaft Waldeck, Hochgerichtsbarkeit, Bauergericht Mühlhausen; Freigericht Mengeringhausen
- 1814: Oberjustizamt der Twiste in Arolsen
- 1850: Kreisgericht Korbach
- 1868/69: Amtsgericht Korbach
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Herrschaft:
Aufgrund des sehr umfangreichen Besitzes zahlreicher Klöster (vgl. Besitz und Zehnt) gelingt es den Grafen von Waldeck erst im 16. Jahrhundert, die Ortsherrschaft durchzusetzen. 1537 gehört ihnen das Dorf.
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Gemeindeentwicklung:
Seit dem 31.12.1971 ist Mühlhausen Ortsteil der neu gebildeten Gemeinde Twistetal, deren Gemeindeverwaltung sich in Twiste befindet.
- Besitz ↑
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Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- Nach der Corveyer Heberolle werden zum Anfang des 11. Jahrhunderts aus dem zur Villikation Twiste gehörenden Mühlhausen Zinsen gezahlt (Kaminsky, Reichsabtei Corvey, S. 33).
- Dem Kloster Flechtdorf wird 1101/1102 von den Herren von Padberg eine Kirche mit einer dos in Mühlhausen übertragen. Der Besitz wird bis 1120 um ein Vorwerk und ein Hufe vermehrt. Im Laufe des 12. Jahrhunderts erhält das Kloster Flechtdorf in Mühlhausen ein Gut, drei Hufen, eine Mühle und ein Vorwerk sowie den Zehnten. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts sind Flechtdorfer Einkünfte von Meierhöfen und anderen Stellen überliefert.
- Konrad Abt v. Hasungen und der ganze Konvent bekunden 1263, dass die Brüder Johann und Eckard gen. v. Helfenberg eine Mühle im Dorf Mühlhausen zu ihrem Seelenheil dem Kloster geschenkt haben. 1481 verpachtet Kloster Hasungen die Mühle in Mühlhausen für acht Schilling jährlich an Kloster Volkhardinghausen. 1519 gestattet Graf Philipp der Mittlere von Waldeck dem Kloster Volkhardinghausen in Mülhausen eine zweite Mühle zu errichten.
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Zehntverhältnisse:
1160 schenkt Bischof Bernhard von Paderborn auf Bitten des Corveyer Abtes dem Kloster Flechtdorf den Zehnten ex sundria.
In einem im 13. Jahrhundert in den Liber vitae der Abtei Corvey eingetragenen Verzeichnis wird Mühlhausen als Zehntbesitz der Abtei aufgeführt.
1294 belehnt Graf Otto von Waldeck den Ritter Dietrich von Mederich mit dem Zehnten in Mühlhausen. (1332-1344) ist Rudolf von Helfenberg mit dem halben Zehnten in Mühlhauen von Waldeck belehnt. Die andere Hälfte ist 1375 bis 1544 verpfändet. 1537 haben die von Teddesaltz und die Stadt Korbach den Zehnten von Waldeck je zur Hälfte.
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Ortsadel:
1167
- Kirche und Religion ↑
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Ortskirchen:
- 1101/1102: Kirche
- 1323: Pfarrer
- Ursprünglich dreischiffige Pfeilerbasilika mit quadratischem Chor und Westurm im 12. Jahrhundert erbaut. Seitenschiffe 1786/87 abgetragen und die Arkaden zum Mittelschiff vermauert
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Patrozinien:
- Georg (Georgius)
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Pfarrzugehörigkeit:
Im Mittelalter dem Kloster Flechtdorf inkorporiert, dann selbstständige Pfarrei, zu der 1950 und später Gembeck als Filial gehört. 1970 wird das Kirchspiel aufgehoben und Mühlhausen Vikariatsgemeinde von Berndorf. Seit 2012 bilden die drei Ortschaften Berndorf, Helmscheid und Mühlhausen die Evangelische Kirchengemeinde Oberes Twistetal-Helmscheid.
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Patronat:
Seit 1101/1102 wird die Kirche vom Abt des Klosters Flechtdorf besetzt, nach Einführung der Reformation präsentieren die Grafen von Waldeck.
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Bekenntniswechsel:
Erster evangelischer Pfarrer: Diderich Kornemann ca. 1532/33-1578
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Kirchliche Mittelbehörden:
15. Jahrhundert: Bistum Paderborn, Archidiakonat Horhausen (Niedermarsberg)
- Kultur ↑
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Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):
- Wirtschaft ↑
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Wirtschaft:
Zum Eisen- und Bergbau im 16. und 17. Jahrhundert vgl. Siedlungsplätze
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Mühlen:
vgl. Siedlungsplätze
Obermühle am Nordrand von Mühlhausen am Mühlhäuser Bach; 1 oberschlächtiges Wasserrad zum Betrieb 1 Walzenstuhls, 1 Mahl- und 1 Schrotganges, 1 Kreissäge und 1 Putzerei; Wasserrad 1959 durch Turbine ersetzt
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Mühlhausen. Waldeckische Ortssippenbücher 33
- Schwersmann, Benediktinerkloster Flechtdorf, S. 307-311
- Karl Schäfer, Geschichte der Eisenindustrie in der ehemaligen Grafschaft Waldeck, S. 141-147
- Bockshammer, Grafschaft Waldeck, S. 190-199
- Bau- und Kunstdenkmäler Kassel N.F. 3 (Kreis des Eisenberges), S. 163-166
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 339
- Langenbeck, Die evangelischen Geistlichen, in: Geschichtsblätter für Waldeck und Pyrmont 42 (1950), S. 90
- Zitierweise ↑
- „Mühlhausen, Landkreis Waldeck-Frankenberg“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/1655> (Stand: 22.3.2024)