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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 63. Schrecksbach

Zella

Ortsteil · 215 m über NN
Gemeinde Willingshausen, Schwalm-Eder-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

4,2 km südlich von Ziegenhain.

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit regelhaften Grundrissmerkmalen an der Einmündung der Antreff in die Schwalm. Kernbereich der Siedlung mit annähernd kreisrundem Umriss, dichter Gehöftanordnung und teilweise gitterartigem Gassennetz im nördlichen Winkel von Schwalm und Antreff. Leicht abgesetzt vom Zentrum Kirche mit teilweise ummauertem Kirchhof. Moderner Siedlungsausbau auf dem rechten Schwalmufer und vor allem auf dem linken Flußufer nach Süden.

Straßenverbindungen nach Gungelshausen und Loshausen sowie zur Bundesstraße 254.

Bahnhof Zella an der 1907 erbauten Eisenbahnlinie Treysa - Niederaula - Hersfeld [= Bad Hersfeld] 1 km östlich des Ortes nahe der Bundesstraße 254.

Ersterwähnung:

1224

Historische Namensformen:

  • Cello, de (1224) (Urkunden M Stift Hersfeld)
  • Celle (1254) (UA Immichenhain)
  • Zell (1575)
  • Zella (1639)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Umlegung der Flur:

1909/1958

Älteste Gemarkungskarte:

1743

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3518030, 5637729
UTM: 32 U 517949 5635914
WGS84: 50.874623° N, 9.255102° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

634026090

Flächennutzungsstatistik:

  • 1838 (Kasseler Acker): 1174 stellbares Land, 530 Wiesen, 46 Gärten, 30 Triesche.
  • 1885 (Hektar): 580, davon 306 Acker (= 52.76 %), 152 Wiesen (= 26.21 %), 0,1 Holzungen (= 0.00 %)
  • 1961 (Hektar): 558, davon 0 Wald

Einwohnerstatistik:

  • 1502: 28 Männer
  • 1585: 37 Hausgesesse
  • 1639: 25 Männer, 2 Witwen
  • 1681: 22 Hausgesesse, 3 Ausschuss, 1 Junggeselle
  • 1746: 2 Schmiede, 1 Wagner, 1 Maurer, 5 Schneider, 4 Leineweber, 2 Schenken, 1 Müller, 7 Tagelöhner
  • 1746: 37 Wohnhäuser, 242 Einwohner
  • 1838 (Farnilien): 20 Ackerbau, 29 Gewerbe, 15 Tagelöhner.
  • 1861: 404 evangelisch-reformierte, 3 evangelisch-lutherische Einwohner
  • 1885: 378, davon 378 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
  • 1961 (Erwerbspersonen): 129 Land- und Forstwirtschaft, 89 Produzierendes Gewerbe, 25 Handel und Verkehr, 17 Dienstleitungen und Sonstiges.
  • 1961: 517, davon 473 evangelisch (= 91.49 %), 44 katholisch (= 8.51 %)

Diagramme:

Zella: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1360/67 und später: Gericht auf den Wasen (Amt Ziegenhain)
  • 1807-1813: Königreich Westfalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Treysa
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Grafschaft Ziegenhain, Amt Ziegenhain
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Ziegenhain
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Fritzlar
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Ziegenhain
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Ziegenhain
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Ziegenhain
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Ziegenhain
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Schwalm-Eder-Kreis

Altkreis:

Ziegenhain

Gericht:

  • a) Hubengericht Zella:
  • Erwachsen auf der Grundherrschaft des Klosters Hersfeld.
  • Gemäss dem Weistum von 1364/67 (Brauer, Ziegenhain, S. 128 f.) hatten die Hübner auf 3 ungebotenen Dingen zu erscheinen, denen die Grafen von Ziegenhain als Erbvögte, ihre Abgesandten oder der Kellner vorsaßen. Die Kompetenz dieses Niedergerichts umfasste bußwürdige Verbrechen bis zu 7 1/2 Pfennigen.
  • Mit der Übernahme des Haupthofs der Villikation durch die Grafen von Ziegenhain Anfang 15. Jahrhundert dürfte das Hubengericht aufgelöst worden sein.
  • b) Spätere Gerichtszugehörigkeit Zellas:
  • 1822: Justizamt Ziegenhain.
  • Seit 1867: Amtsgericht Ziegenhain.
  • Seit 1945: Amtsgericht Treysa.

Herrschaft:

1364/67 sind 5 Hufen in Ziegenhain der niederen Gerichtsbarkeit des Hubengerichts Zella unterworfen (bis Anfang 15. Jahrhundert siehe Gericht).

Gemeindeentwicklung:

Vom 31.12.1971 bis 31.12.1973 im Zuge der hessischen Gebietsreform unter Eingliederung von Gungelshausen als Ortsteil der Gemeinde Antrefftal angeschlossen. Nach deren Auflösung seit dem 1.1.1974 Ortsteil der Gemeinde Willingshausen.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • Wichtigster Grundherr am Ort war ursprünglich Kloster Hersfeld, das hier den Haupthof seiner Villikation Zella eingerichtet hatte.
  • 1312 verpfändet Hersfeld zur Behebung drückender Schuldenlast Kloster Haina das officium villicationis mit dem Hof und allem Zubehör, ausgenommen das Patronatsrecht der Kirche und die hersfeldischen Ministerialen oder Lehnsleute. Haina wird gestattet, solange es das officium innehat, von Adligen und Nichtadligen nach Zella zinspflichtige Erbgüter anzukaufen.
  • 1316 verkaufen ein Reinhard und ein Lampert Haina ihre sämtlichen zum Fronhof im Dorf zinspflichtigen Güter.
  • 1317 verzichten die Waltvogel auf die zwischen ihnen und Haina strittigen Güter in Zella.
  • 1362 verkaufen die von Bellnhausen Kloster Immichenhain einen Acker im Foltirs grunde des Dorfes Zella.
  • 1377 verkaufen die Hochgemut zu Treysa Immichenhain ihr Gut zu Zella, das ihr Vater einst von den von Bellnhausen gekauft hatte.
  • 1370 verpfänden die Grafen von Ziegenhain ihr Gut zu Zella an die von Falkenberg.
  • Anfang 15. Jahrhundert erwerben die Grafen von Ziegenhain von Haina die ehemalige hersfeldische Villikation Zella und belehnen damit 1432 die von Rückershausen.

Ortsadel:

1205/16-1264.

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Priester 1240 genannt (Klosterarch. V Nr. 117).

Pfarrzugehörigkeit:

Pfarrkirche, der 1527 Loshausen als Filiale,

1569 und 1585 Gungelshausen eingepfarrt waren.

1747 und später: Loshausen Filiale, Gungelshausen, Leimbach und Ransbach eingepfarrt.

Patronat:

1312 verpfändet Hersfeld zur Behebung drückender Schuldenlast Kloster Haina das officium villicationis mit dem Hof und allem Zubehör, ausgenommen das Patronatsrecht der Kirche und die hersfeldischen Ministerialen oder Lehnsleute (vgl. Besitz).

1320 Patronat hersfeldisch.

1446 präsentieren alternierend Kloster Hersfeld und die Nodung von Wehrda;

1569 und 1585: Hersfeld,

1580 wie auch später alternierend Hersfeld bzw. die Landgrafen und die Nodung.

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Fritsch 1521-1543, unbekannt, seit wann evangelisch

Reformierter Bekenntniswechsel: 1605

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Sendbezirk Treysa.

Kultur

Schulen:

1910 einklassige Volksschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

Hufengericht Zella:

Das Hufengericht Zella umfasste 1364/67: 5 Hufner von Asterode, 1 Hufner von (Wüstung) Damersbach, 2 Hufner von Riebelsdorf, 2 1/2 Hufner von der Hochgemut-Gut zu Zella, 1/2 Hufner von einer halben Hufe der Hochgemut zu Zella, 1 Hufner von der Hufe des Ditmar Schmit und seiner Ganerben, 1 Hufner in Loshausen, von dem Gut bei der Brücke ebenda 1 Hufner, 1 Hufner von der Schmalz-Hufe. Zusammen 15 Hufner.

Mühlen:

1746: 1 Müller (Vgl. Einwohnerstatistik).

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Zella, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/4814> (Stand: 19.8.2023)