Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Neuenbrunslar

Stadtteil · 165 m über NN
Gemeinde Felsberg, Schwalm-Eder-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

9 km nordwestlich von Melsungen

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss am linken Ufer der Eder gegenüber dem durch eine Brücke verbundenen Altenbrunslar. Hochgelegene Kirche auf steilem Felsen über der Eder. Verkehrsverbindungen nach Edermünde, Guxhagen, Felsberg und Gudensberg

Ersterwähnung:

1154

Siedlungsentwicklung:

Aus dem Gebiet des unteren Edertals um Felsberg-Gensungen und den Höhen des Quillerwaldes sind archäologische Zeugnisse nahezu aller vor- und frühgeschichtlichen Epochen bekannt.

Vorbemerkung Historische Namensformen:

Bei den Belegen ohne das präzisierende Bestimmungswort Neuen- ist nicht eindeutig zu entscheiden, ob sie hierauf oder auf Altenbrunslar zu beziehen sind.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • Dorf (1333)
  • villa (1336) [HStAM Best. Urk. 16 (Kloster Breitenau)]

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Älteste Gemarkungskarte:

1685

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3530696, 5670647
UTM: 32 U 530610 5668818
WGS84: 51.169978° N, 9.437828° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

634003130

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 374, davon 291 Acker (= 77.81 %), 39 Wiesen (= 10.43 %), 14 Holzungen (= 3.74 %)
  • 1961 (Hektar): 371, davon 10 Wald (= 2.70 %)

Einwohnerstatistik:

Diagramme:

Neuenbrunslar: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1413: Landgrafschaft Hessen, Amt Felsberg
  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Felsberg
  • 1747: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Felsberg, Grebenstuhl Böddiger
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Felsberg
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Felsberg
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Felsberg
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Felsberg
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Melsungen
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Fritzlar
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Melsungen
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Melsungen
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Melsungen
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Melsungen
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Schwalm-Eder-Kreis

Altkreis:

Melsungen

Gericht:

  • Ein Viertel des Gerichts hatten die von Elben von Hessen zu Lehen (Rev. 1458-1516).
  • Noch 1579 wurde hier ein Vogteigericht abgehalten (Breitenauer Salbuch).
  • vor 1822: Kurhessisches Amt Felsberg
  • 1822: Justizamt Felsberg
  • 1867: Amtsgericht Felsberg
  • 1879: Amtsgericht Felsberg
  • 1943: Amtsgericht Melsungen (Zweigstelle Felsberg)
  • 1970: Amtsgericht Melsungen

Herrschaft:

1154 sind die Grafen von Reichenbach als Vögte der Bistumskirche in Würzburg für deren Güter in Hessen zuständig und tragen die Kirche in Brunslar möglicherweise vom Würzburger Bischof zu Lehen.

1303 belehnen Landgraf Heinrich I. von Hessen, seine Gemahlin Mechthild und ihr Sohn Johann den Ritter Johann Riedesel und seine Erben mit 50 Mark Silber Kasseler Währung aus namentlich genannten Gütern u.a. zu Brunslar.

1307 übereignen die Brüder v. Wolfershausen unter Aufgabe aller Rechte und Ansprüche den Herren von Elben nebst deren drei Söhnen Dietrich, Konrad und Heimbert ein Viertel des Gerichts zu [Neuen-] Brunslar (Stadt Felsberg) mit allen Rechten und Zubehör u.a. in Altenbrunslar.

Dorf und Gericht zu Brunslar (= Altenbrunslar oder Neuenbrunslar) waren nach dem Lehenbuch Landgraf Hermanns vom Ende des 14. Jahrhunderts hessisches Lehen der von Elben (Vogtherr, Ältestes Lehnbuch der Landgrafschaft Hessen, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 37 (1987), S. 52 [138])

1410 verzichten die von Hertingshausen im Fehde- oder Sühnebrief mit Hessen auf ihre Ansprüche in Neuenbrunslar.

Gemeindeentwicklung:

Am 1.2.1971 bildeten die Gemeinden Altenbrunslar und Neuenbrunslar im Zuge der hessischen Gebietsreform durch Zusammenschluss die neue Gemeinde Brunslar. In diese wurde am 31.12.1971 die Gemeinde Wolfershausen aufgenommen. Am 1.1.1974 ging die (Groß-)Gemeinde Brunslar in der Stadtgemeinde Felsberg auf, in der die drei beteiligten Dörfer eigene Stadtteile bildeten.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1304 verspricht das Deutsche Haus bei Marburg der Kunigunde, Wittwe des Fritzlarer Bürgers Marsilius, Einkünfte aus der mit ihrem Gelde gekauften Fischerei zu Brunslar.
  • Seit 1320 ist Besitz des Klosters Breitenau in Brunslar nachgewiesen.
  • Bereits vor 1375 besaßen die von Schweinsberg ein hessisches Kirchlehen in Neuenbrunslar, das sie 1465 für 700 Gulden an das Kloster Breitenau verkaufen.
  • 1410 verzichtete Fr. von Hertingshausen auf die Hälfte des Dorfs, hessisches Lehen (GR von Hertingshausen).
  • 1455 veräußert Werner von Elben seine Rechte an Wasser und Fischerei auf der Eder bei Brunslar mit zugehörigen Maltern an Stift und Kartause zu Eppenberg.
  • Seit 1464 belehnt der Landgraf von Hessen den Abt von Breitenau mit dem Kirchlehen und der Vogtei, die ihm von den Brüdern Gerlach und Vaupel von Löwenstein übertragen worden waren.

Zehntverhältnisse:

1209/1310 hat das Petersstift Fritzlar Anteil am Zehnten in Brunslar.

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Die Kirche wird 1154 genannt
  • Plebanus 1314
  • Kirchturm aus dem 13. Jahrhundert, übrige Gebäude jünger, klassizistischer Saalbau

Pfarrzugehörigkeit:

Protestantische Pfarrei mit Deute bis 1541, seitdem Filial von Wolfershausen. 1569 und 1585 bilden Neuen- und Altenbrunslar, Deute und Wolfershausen zusammen eine Mark, die zum Kirchspiel Wolfershausen gehört und von dort versehen wird.

1872 und 1994 ist Altenbrunslar nach Neuenbrunslar eingepfarrt, das Filial des Kirchspiels Wolfershausen ist.

Patronat:

Das Patronat war 1375 hessisches Lehen der von Löwenstein-Schweinsberg (Rev.).

1467 überträgt es Landgraf Ludwig auf Kloster Breitenau, dem bereits 1465 die Kirche einverleibt worden war.

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Hermann Gerwein 1536, ehemaliger Barfüßermönch in Fritzlar

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Mainzer Kirchenprovinz, Archipresbyterat Fritzlar, Erzpriestersprengel Gensungen

Juden:

1835: 12 Juden

Friedhof liegt in Obervorschütz.

Kultur

Schulen:

1910 Volksschule mit zwei Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Neuenbrunslar, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/4952> (Stand: 30.3.2022)