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Felsberg
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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 31. Felsberg

Weitere Informationen

Felsberg

Stadtteil · 165 m über NN
Gemeinde Felsberg, Schwalm-Eder-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Stadt

Lagebezug:

9 km westlich von Melsungen

Lage und Verkehrslage:

Stadt mit regelmäßigem Grundriss südöstlich unterhalb einer weithin sichtbaren Burganlage auf Basaltfelsen am linken Ufer der Eder außerhalb der Hochwasserzone. Am Hang zum Fluss hin entfaltet sich die Stadt bogenförmig mit drei gestuft angelegten Straßen. Kirche mit sich anschließendem Markt unmittelbar südlich der Burg. Moderne regelhafte Siedlungsentwicklung im Norden und Nordwesten sowie im Südwesten. Verbindungstraße über Brücke zum gegenüberliegenden Gensungen sowie zur B 253. Weitere Verbindungen nach Böddiger, Lohre und Niedervorschütz.

Ersterwähnung:

1090

Siedlungsentwicklung:

Aus dem Gebiet des unteren Edertals um Felsberg-Gensungen und den Höhen des Quillerwaldes sind archäologische Zeugnisse nahezu aller vor- und frühgeschichtlichen Epochen bekannt.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • cives (1286)
  • SIGILLVM CIVITATIS (1293)
  • stat (1303)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

Umlegung der Flur:

1872

Älteste Gemarkungskarte:

1684

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3529328, 5667034
UTM: 32 U 529242 5665207
WGS84: 51.137575° N, 9.417976° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

634003050

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 688, davon 507 Acker (= 73.69 %), 125 Wiesen (= 18.17 %), 4 Holzungen (= 0.58 %)
  • 1961 (Hektar): 689, davon 4 Wald (= 0.58 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1575: 121 Haushaltungen (Hess. Chronik 4, 373)
  • 1747: 104 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen).
  • 1885: 943, davon 749 evangelisch (= 79.43 %), 15 katholisch (= 1.59 %), 179 Juden (= 18.98 %)
  • 1961: 1990, davon 1667 evangelisch (= 83.77 %), 284 katholisch (= 14.27 %)

Diagramme:

Felsberg: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1403/05: Landgrafschaft Hessen, Amt Felsberg (Amtssitz, zum Umfang s. Mittelpunktfunktion)
  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Felsberg
  • 1747: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederessen, Amt Felsberg
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Felsberg
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Felsberg
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Felsberg
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Melsungen
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Fritzlar
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Melsungen
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Melsungen
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Melsungen
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Melsungen
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Schwalm-Eder-Kreis

Altkreis:

Melsungen

Gericht:

  • 1822: Justizamt Felsberg (Sitz)
  • 1867: Amtsgericht Felsberg
  • 1879: Amtsgericht Felsberg
  • 1943: Amtsgericht Melsungen (Zweigstelle Felsberg)
  • 1970: Amtsgericht Melsungen

Herrschaft:

Die Burg war Sitz eines von 1090 bis 1286 genannten Grafengeschlechts von Felsberg, der Ort gelangte jedoch schon vor Aussterben des Geschlechts an die Landgrafen von Thüringen bzw. Hessen.

1303 belehnen Landgraf Heinrich, seine Gemahlin Mechthild und beider Sohn Johann den Johann Riedesel und seine Erben an Stelle bisheriger genannter Lehngüter mit vier Hufen vor der Stadt Felsberg.

In dem Lehnsprozess 1324/25 erhob Mainz vergeblich Ansprüche auf Stadt und Haus Felsberg, wovon 1263 noch keine Rede gewesen war (HStAM Bestand Urk. 100 Nr. 1655).

1353 verpfändet der Landgraf Burg und Stadt Felsberg sowie das Kloster Eppenberg für 2000 Mark an die Herren von Treffurt. Im Jahr darauf gelingt es ihnen jedoch teilweise wieder in den Besitz zu gelangen, endgültig dann 1413. Die Stadt wird Ausgangspunkt für die Bildung des gleichnamigen Amtes.

1360 erlässt der Landgraf von Hessen den Burgkman unnd den Burgernn gemeinlich unnser Statt zu Felspergk eine Holzordnung. Im ältesten Lehnbuch der Landgrafschaft werden die von Meisenbug und Riedesel als Lehnsempfänger in Felsberg genannt.

Die Stadt dient im 15./16. Jahrhundert wiederholt als Witwensitz hessischer Fürstinnen, so seit 1511 Landgräfin Anna.

1286 werden consules der Stadt genannt, die mit dem landgräflichen Schultheißen der Stadt vorstehen; die Bürger treten mit Siegel auf. 1329 werden Bürgermeister und Ratsherren zu Felsberg genannt (HStAM Bestand Urk. 16 Nr. 108). Der Landgraf ernennt den Bürgermeister aus zwei ihm vom Rat vorgeschlagenen Kandidaten.

Gemeindeentwicklung:

Am 1.2.1971 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform der Zusammenschluss der Stadt Felsberg mit den Gemeinden Böddiger und Lohre zur neu gebildeten gleichnamigen Stadtgemeinde. Zu deren weiterer Entwicklung s. Felsberg, Stadtgemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Felsberg.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1246 verpachten Vertreter des Petersstifts Fritzlar dem Kloster Eppenberg Zinseinkünfte in Felsberg.
  • 1247 schenkt Herzog Heinrich von Lothringen und Brabant dem Deutschen Orden die Kirche in Felsberg. Seit 1258 lassen sich enge Beziehungen zu Ordenshaupthaus in Marburg nachweisen, das hier das Patronatsrecht ausübte, die Pfarrei besetzte und einen Ordenshof als feste Niederlassung und Hebestelle für seinen Grundbesitz im Umland einrichtete. Die Säkularisierung erfolgte erst 1809. Vgl. Felsberg, Deutschordenshaus

Zehntverhältnisse:

1209 und 1310 hat das Petersstift Fritzlar Zehnteinkünfte in Felsberg.

Ortsadel:

Die Burg war Sitz eines Grafengeschlechts, das von 1060 (1090) bis 1286 genannt wurde (Knappe, Burgen in Hessen, S. 79).

Adlige von Felsberg erschienen 1238 bis um 1486.

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • a) Kirche:
  • 1260: Pleban
  • Stadtpfarrkirche St. Nikolaus: Mittelalterlicher Turm, spätgotisches Schiff hoher Chor; Umbau 1882-84, 1972 renoviert. An der Westseite anschließend die ehem. Deutschordenskomturei
  • b) Kapellen:
  • capella s. Jacobi auf dem Kirchhof, heute Friedhofskapelle
  • 1247 dem Deutschen Orden übereignet. Im Kern romanischer Rechteckbau, im 16. Jahrhundert stark verändert.
  • Marienkapelle unter dem Hain 1377 (Wyss 3, 1152), diese wird 1522 als Neuenkirche genannt (Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 347).
  • Pankratiuskapelle auf der Burg 1453 (Wilhelm Wolff, Die Verwendung der Altarpfründen in den fürstlichen Schlosskapellen von Hessen-Kassel infolge der Reformation, in: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde 48 NF 38 (1915), S. 203–214, hier S. 210-211). Später als Pulvermagazin genutzt

Patrozinien:

  • Maria [1377] (Kapelle)
  • Jacobus [1391]
  • Pankratius [1453] (Burgkapelle)
  • Valentinus (Hospital)

Pfarrzugehörigkeit:

In die protestantische Pfarrei Felsberg ist 1585, 1872 und 1994 Altenburg eingepfarrt. Nach Auflösung der Pfarrstelle Böddiger wird dieses als Vikariatsgemeinde mit Felsberg verbunden.

Zur protestantischen Klasse Felsberg gehörten 1872 die Pfarreien Felsberg, Böddiger, Gensungen, Harle, Niedermöllrich, Wolfershausen, Hesserode und Filial Hilgershausen.

Patronat:

Das Kirchenpatronat wird in den Langsdorfer Verträgen 1263 als mainzisches Lehen den Landgrafen von Hessen zugesprochen, gehörte aber bereits 1247 dem Deutschen Orden. 1505 wird die Kirche als dem Deutschen Orden inkorporiert bezeichnet. 1585 reklamieren die Landgrafen das Recht

Diakonische Einrichtung:

21.10.1902 Diakonissenstation, Gemeindeschwester, Jungfrauenverein; angestellt durch Presbyterium und Bürgermeister: Krankenpflege, Nähverein Sardemann, Geschichte des hessischen Diakonissenhauses zu Cassel, S. 276-277; Diakoniestation besteht bis 1962 (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus)

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Sensenschmidt 1530-1550, Deutschordenspfarrer, gehörte 1543 nach Ansicht des Ordens zu den "verlaufenen, abtrünnigen und apostatierten Ordenspfaffen"

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Mainzer Kirchenprovinz, Archipresbyterat Fritzlar, Erzpriestersprengel Gensungen

Juden:

Provinzial-Rabbinat Kassel; 1933 gehörten auch Gensungen und Altenburg zur Gemeinde

1773: 9 Familien mit 26 Seelen; 1828: 21 Familien; 1835: 206; 1861: 180; 1895: 132; 1905: 115; 1932: 85 Juden. Nach 1933 wanderten viele Juden aus.

1592 Niederlassung eines Schutzjuden.

Berufe: Metzger, Viehhändler, Kolonialwaren- und Textilhändler

Synagoge: Ritterstraße, 100 Männer- und 80 Frauenplätze; 15 Thorarollen; Gebäude in den 1960er Jharen Turnhalle

Schule: eigene jüdische Elementarschule seit 1868; mangels Kinder wird die Schule 1931 aufgelöst.

Friedhof: angelegt nach 1860, 1866 erste Beisetzung; zuvor Sammelfriedhof in Obervorschütz (alemannia-judaica)

Kultur

Schulen:

Stadtschule, Schulmeister: Tilemann Ungewitter 1546-ca. 1550; 1821 Gründung Volksschule; 1910 Volksschule mit drei Klassen; 1919 Private Höhere Schule

Hospitäler:

1360 Gründung des Hospital St. Valentin unmittelbar westlich der Stadt am Obertor; 1552 Neuausstattung durch Landgraf Philipp; Verwaltung durch Pfarrer und Bürgermeister (q>Ritter, Kirchliches Handbuch#106845438, S. 122)

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Historische Ereignisse:

Schäden bei Fehden zwischen Kurmainz und den Landgrafen, vor allem 1426/27

Letzter Landtag von Landgraf Moritz 1626

Stadtbrand durch kaiserliche Truppen 1640 gelegt

Kampf um die von den Franzosen befestigte Burg 1761/62

Hauptort den Dörnergischen Aufstandes 1809

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

1403/05 umfasste das Amt Felsberg die Dörfer bzw. Wüstungen Böddiger, Rhünda, Altenbrunslar, Heßlar, Beuern, Gensungen, Helmshausen, Melgershausen, Obermöllrich, Niedermöllrich, Cappel, Hausen, Harle Wabern, Zennern, Niederzennern, Hesserode, Lohre (hier hatten die von Holzhausen das Niedergericht inne) und Hilgershausen.

1413 werden zudem noch Büchenwerra, Neuenbrunslar, Niedervorschütz und Eppenberg genannt.

1585 gehörten zum Amt Felsberg außer der gleichnamigen Stadt die Dörfer Gensungen, Beuern, Hesslar und Melgershausen, Hilgershausen, Harle und Unshausen, Niedermöllrich, Niedervorschütz und Böddiger, Neuenbrunslar und Altenbrunslar, Deute, Lohre, Hessenrode, Helmshausen, Rhünda und Altenburg, sowie die Höfe Karthaus, Mittelhof, Wimmenhausen und Sandhof (Der ökonomische Staat).

1747 waren die Dörfer des Amtes in vier Grebenstühle aufgeteilt: Böddiger, Gensungen, Harle und Niedermöllrich

Wirtschaft:

Landwirtschaft und wenig differenziertes Handwerk; um 1855 Ziegeleien, Basaltbrüche, Obstbau, 7 Wollhändler mit Gehilfen, wenige Handwerker; um 1955 Landwirtschaft, Ziegelei, Handwerk und Gewerbe

Markt:

Vier Jahrmärkte, von den Landgraf Philipp zwei bewilligte, waren nur von regionaler Bedeutung.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Felsberg, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/4886> (Stand: 21.4.2023)