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4422 Trendelburg
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KDR 100, TK25 1900 ff.
Urkataster+
Trendelburg
Historische Karten
Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 4. Trendelburg
Gerichtsstätten
Gerichtsplatz in Trendelburg

Weitere Informationen

Trendelburg

Stadtteil · 162 m über NN
Gemeinde Trendelburg, Landkreis Kassel 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Stadt

Lagebezug:

9 km nordöstlich von Hofgeismar

Lage und Verkehrslage:

Kleinstadt mit regelhaftem, sich nach Osten verjüngendem trapezförmigem Grundriss auf steilem Felsen im Anschluss an eine Burg in einer weiten Schleife der Diemel. Kirche in zentraler Lage im Westen, die durch einen Graben getrennte Burg im Osten. Gitterförmiges Straßennetz mit drei von der Burg ausgehenden Parallelstraßen. Moderne Siedlungsentwicklung im Nordosten auf der jenseitigen Diemelseite in den Ausläufern des Reinhardswaldes.

An einer wichtigen Straßenkreuzung der Landstraße von Kassel nach Bremen sowie an einer Furt durch die Diemel gelegen.

Die wichtigsten Verkehrslinien im Trendelburger Raum sind die Bundesstraße 83 und die Bahnlinie Kassel - Bad Karlshafen. Diese Nord-Süd-Verbindung wird in besagter Gegend von einer West-Ost-Verbindung gekreuzt, die in Richtung Osten auf die Weserbrücke Gieselwerder zuläuft.

Bahnhof der Eisenbahnlinie Bad Karlshafen – Kassel („Carlsbahn“; „Diemeltalbahn II“) (Inbetriebnahme der Strecke 30.3.1848) von 1848 bis Stilllegung der Strecke 1970.

Ersterwähnung:

1302

Siedlungsentwicklung:

Der Bereich nordöstlich unterhalb der Burg wird 1451 zum Vorwerk (später Domäne, Karslhafener Straße) ausgebaut.

1928 erfolgt die Eingemeindung der aufgelösten Gutsbezirke Trendelburg und Wülmersen.

Vorbemerkung Historische Namensformen:

Zu Namensentwicklung vgl. auch Trende (Siechenkirche)

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • hus (1303)
  • burge stad (1304)
  • hus und stat (1305)
  • castrum (1306)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

  • Osterburg (auch Asterburg genannt) (1544) (Trendelb. Salb.)

Umlegung der Flur:

1872-79

Älteste Gemarkungskarte:

1847

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3529528, 5715649
UTM: 32 U 529443 5713802
WGS84: 51.574521° N, 9.424861° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

633025080

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 747, davon 455 Ackerland (= 60,91 %), 150 Wiesen (= 20,1 %), 1 Holzungen (= 0,13 %)
  • Gutsbezirk: 1885 (Hektar): 336, davon 307 Acker (= 91.37 %), 27 Wiesen (= 8.04 %), 0 Holzungen
  • 1961 (Hektar): 1251, davon 7 Wald (= 0.56 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1455: 54 Hausstätten
  • 1585: 100 Haush. (Der ökonomische Staat)
  • 1747: 130 Haush. (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
  • 1885: 772, davon 743 evangelisch (= 96,24 %), 8 katholisch (= 1,04 %), 8 sonstige Christen (= 1,04 %), 13 Juden (= 1,68 %)
  • Gutsbezirk: 1885: 42, davon 39 evangelisch (= 92.86 %), 3 katholisch (= 7.14 %)
  • 1961: 1255, davon 883 evangelisch (= 70.36 %), 349 katholisch (= 27.81 %)
  • 1970: 1213

Diagramme:

Trendelburg: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1455: Landgrafschaft Hessen, Amt Trendelburg
  • 1544: Landgrafschaft Hessen, Amt Trendelburg
  • 1568: Landgrafschaft Hessen, Amt Trendelburg
  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Amt Trendelburg
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Trendelburg
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Trendelburg
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Höxter, Kanton Trendelburg
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Stadt und Amt Trendelburg
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hofgeismar
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
  • 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel

Altkreis:

Hofgeismar

Gericht:

  • bis 1822: Amt Trendelburg
  • 1823: Justizamt Karlshafen
  • 1867: Amtsgericht Karlshafen
  • 1879: Amtsgericht Karlshafen
  • 1943: Amtsgericht Hofgeismar (Zweigstelle Karlshafen)
  • 1949: Amtsgericht Karlshafen
  • 1968: Amtsgericht Hofgeismar (Zweigstelle Karlshafen)
  • 1969: Amtsgericht Hofgeismar

Herrschaft:

Die Anlage von Trendelburg im Grenzraum unterschiedlicher Interessengebiete bedingte zahlreiche Konflikte. Hier stießen die Einflussbereiche des Hochstifts Paderborn, des Erzstifts Mainz, der Landgrafschaft Hessen, der Grafschaft Waldeck und des Herzogtums Braunschweig aneinander.

Die Erbauung der Trendelburg erfolgt um 1300 durch die Edelherren von Schöneberg, die die Anlage 1303 vertraglich dem Erzbischof Gerhard II. von Mainz öffnen. 1305 verkauft Konrad III. von Schöneberg Trendelburg an Hessen, wobei die Hälfte noch an Waldeck verpfändet war. 1306 und 1312 werden die Burg und Stadt zwischen dem Hochstift Paderborn und Hessen aufgeteilt, wobei Hessen seine Hälfte von Paderborn zu Lehen nimmt. Hessen und Paderborn lassen die Verwaltung anfangs gemeinsam von einem Amtmann aus der Familie Schöneberg ausüben. In der Folgezeit wird Trendelburg häufig verpfändet. 1373 verpfändet Hessen seinen Teil an die früheren Besitzer, die Herren von Schöneberg, löst ihn aber 1429 nach deren Aussterben wieder ein. 1465 nimmt der Landgraf Trendelburg ein und kann es im Frieden mit Paderborn 1471 behaupten. Erst 1597 verzichtet Paderborn auf alle Besitzrechte aus der Herrschaft Schöneberg am Reinhardswald und in den Städten Liebenau und Trendelburg.

Trendelburg ist in der Frühen Neuzeit das flächenmäßig größte Domänengut in der Landgrafschaft Hessen-Kassel. 1585 umfasste das Kammergut Trendelburg 274,4 ha, 1731 sogar 298,31 ha.

Amtleute in Trendelburg auf der Burg mit Burgsitz in der Stadt und zeitweise Lehnsträger des Herrensitzes Stammen sind u.a. die Ritter von Stockhausen. Sie erhalten von 1469 bis ins 18. Jahrhundert die sogenannten Notagischen Güter als Burglehen zu Trendelburg

Im 18. Jahrhundert ein Bürgermeister und sechs Ratsherren, dazu 2 Stadtvormünder

Das Stadtsiegel aus dem 15. Jahrhundert zeigt eine Stadtmauer mit drei Türmen und Maria als Patronin der Stadtkirche

Gemeindeentwicklung:

Am 31.12.1970 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform der Zusammenschluss der Stadt Trendelburg mit den Gemeinden Deisel, Eberschütz, Friedrichsfeld, Gottsbüren, Langenthal, Sielen und Stammen zur neuen Stadtgemeinde Trendelburg. Zu deren weiterer Entwicklung s. Trendelburg, Stadtgemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Trendelburg.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • Kloster Helmarshausen hatte Besitz in der Gemarkung Trendelburg, hauptsächlich nördlich der Stadt, der vor allem das teilweise sehr fruchtbare Tal der Diemel bei Deisel umfasste. (Brendenlo, Exen, Trende (Siechenkirche)). Die Meierei des Klosters in Trendelburg wird zuletzt 1519 erwähnt.
Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Pleban (1302)
  • ecclesia (1310)
  • Dreischiffige spätgotische Hallenkirche, nach den Bränden 1443 und 1456 auf den Mauern eines Vorgängerbaus errichtet, Turm 1462

Patrozinien:

  • Maria [1462]

Pfarrzugehörigkeit:

1421 Pfarrei. 1872 ist Friedrichsfeld eingepfarrt, das 1957 eine Kirchengemeinde errichet und in der Folge Filialgemeinde wird.

Trendelburg gehörte zur protest. Pfarrei der Klasse Trendelburg. Die Klasse umfasste die Pfarreien Deisel, Eberschütz, Helmarshausen; Hümme, Karlshafen, Sielen und Trendelburg selbst.

Patronat:

1319 präsentiert Konrad von Schöneberg dem Abt von Hermarshausen einen Kleriker für die Kirche in Trendelburg. 1585 ist das Patronatsrecht im Besitz des Landgrafen.

Beginen:

1500 und 1501 wird in der Trendelburger Amtsrechnung ein Klausner Thonniges genannt.

Diakonische Einrichtung:

30.11.1913 Gemeindepflegestation, eine Schwester, Krankenpflege, Vereinsbetreuung, Gemeindearbeit, Sardemann, Geschichte des hessischen Diakonissenhauses zu Cassel, S. 335; bis 1937 Diakoniestation (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus)

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: vermutlich Henricus Pott ca. 1527-1530, sicher Johannes Bremer 1531 bis nach 1564

Kirchliche Mittelbehörden:

Bis 1530: Bistum Paderborn, Archidiakonat Helmarshauen

Juden:

Ort gehört zur Gemeinde Deisel.

Statistik: 1731: 21; 1750: 19; 1827: 31; 1835: 24; 1861: 19; 1895: 12; 1905: 15; 1925: 8; 1932/33: 4 Juden.

In Trendelburg gab es seit 1676 einen jüdischen Totenhof. Der Friedhof, der für die Orte Sielen, Eberschütz und Hümme zuständig gewesen ist, wurde 1746 angelegt. Er liegt neben dem kommunalen Friedhof. (alemannia-judaicahttp://www.alemannia-judaica.de/trendelburg_friedhof.htm)

Kultur

Schulen:

Schulmeister: Henning Dendick bis 1572; Städtische Schule, 1759 Anstellung des letzten akademischen Rektors

1821 ein Lehrer, 1858 zwei Lehrer mit 134 Schulkindern; 1910 Volksschule mit zwei Klassen; um 1940 Volksschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Historische Ereignisse:

1444, 1456, 1631, 1762 und 1868 Zerstörungen durch Belagerung und Brand

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

Zum Amt Trendelburg gehörten 1544, 1568, 1585 (Der ökonomische Staat) und 1742 neben Burg und Stadt Trendelburg die Orte Deisel, Eberschütz, Hümme, Lamerden, Ostheim, Sielen und Stammen. Letzteres ist ein Adelsdorf.

Wirtschaft:

Landwirtschaft, holzverarbeitendes Handwerk;

um 1925 Sägewerke, Sandsteinbrüche, Fremdenverkehr

Mühlen:

Die Knochenhauersche oder Diemelmühle am südöstlichen Rand von Trendelburg wurde bis etwa 1935 mit dem Wasser der Diemel über einen Betriebsgraben mit einem unterschlächtigen Wasserrad betrieben, danach über eine Turbine.

Markt:

2 Jahrmärkte seit 1533, 4 seit 1736 (Fastnachts-, Himmelfahrt-, Michaelis und Christtagsmarkt (wohl jeweils Mittwochs vor den Festtagen)

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Trendelburg, Landkreis Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/2095> (Stand: 3.11.2023)