Historisches Ortslexikon
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Weitere Informationen
Vollmarshausen
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Ortsteil · 222 m über NN
Gemeinde Lohfelden, Landkreis Kassel - Siedlung ↑
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Ortstyp:
Dorf
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Lagebezug:
7,5 km südöstlich von Kassel
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Lage und Verkehrslage:
Geschlossenes Dorf am Fahrenbach mit einfachem Grundriß und geringer Siedlungsdichte am Nordrand der Söhre südöstlich von Kassel. Kirche in zentraler Lage. Um 1900 Wandel der landwirtschaftlich geprägten Siedlungsstruktur durch Industrialisierung. Einschneidende Veränderungen erfolgen im Zusammenhang mit der nationalsozialistischen Siedlungs-, Rüstungs- und Kriegspolitik durch die Errichtung der Reichsautobahn I (heute A 7) sowie die Anlage von Industriebetrieben und Lagern (Vollmarshausen, Lager für das Kriegsgefangenen-Arbeitskommando Nr. 799, Gastwirtschaft Dippel, Vollmarshausen, Lager für polnische Zwangsarbeiter, Ziegelei). Nach dem Zweiten Weltkrieg durch Zuzug von Heimatvertriebenen und der Entstehung der Gemeinde Lohfelden Siedlungsentwicklung in alle Richtungen. Durch den Ort Vollmarshausen verläuft in Nord-Süd-Richtung die L 3236, von der Verbidnungsstraßen nach Nordwesten Richtung Kassel und A7 abzweigen.
Bahnhof der Eisenbahnlinie Kassel/Bettenhausen – Söhrewald/Wellerode-Wald ("Söhrebahn") (Inbetriebnahme der Strecke 22.8.1912) bis zur Stilllegung der Strecke ca. 1975.
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Ersterwähnung:
1019
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Siedlungsentwicklung:
Gräberfeld aus der jüngeren Bronze- und älteren Eisenzeit am Sandhügel nordwestlich von Vollmarshausen
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Historische Namensformen:
- Uolmareshuson; Uolcmereshusen; Uolcmereshuson (1019) [komplexe Überlieferung: Frament, interpolierte Fassung, 2 Abschriften MGH Diplomata Könige 3, Heinrich II. : Bresslau, Nr. 406, S. 520-522; vgl. I. Baumgärtner/D. Gneckow, Vollmarshausen 1019: Die urkundliche Ersterwähnung im Kontext, in: 1000 Jahre Vollmarshausen, S. 13-22]
- Wolemereshusin (1229) (Roques, Urkundenbuch Kloster Kaufungen 1, S. 50-53, Nr. 41)
- Volmershusen, in (1306) (Roques, Urkundenbuch Kloster Kaufungen 1, S. 106, Nr. 105)
- Volmarshusin (1351) (Roques, Urkundenbuch Kloster Kaufungen 1, Nr. 207)
- Folmershusin, in (1368) [HStAM Bestand Urk. 15 Nr. 244]
- Fulmershusen (1487) (Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, Nr. 1220)
- Volmerßhußen (1519) [W. A. Eckhardt, Salbuch des Stifts Kaufungen von 1519, S. 132]
- Volmershausen (1585) [Der ökonomische Staat, S. 89]
- Vollmarshausen (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 1]
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Bezeichnung der Siedlung:
- villa (1019)
- villa (1229)
- Dorf (1368)
- Dorfschaft (1744)
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Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:
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Umlegung der Flur:
1870-1884
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Älteste Gemarkungskarte:
1675-1695
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Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3539442, 5680958
UTM: 32 U 539352 5679125
WGS84: 51.262119° N, 9.564004° O OpenLayers - Statistik ↑
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Ortskennziffer:
633017020
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Flächennutzungsstatistik:
- 1885 (Hektar): 734, davon 490 Acker (= 66.76 %), 147 Wiesen (= 20.03 %), 1 Holzungen (= 0.14 %)
- 1961 (Hektar): 739, davon 2 Wald (= 0.27 %)
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Einwohnerstatistik:
- 1585: 48 Haush. (Der ökonomische Staat)
- 1744: 78 Häuser mit 407 Bewohnern. 2 Wagner, 1 Maurer, 15 Leineweber, 2 Schneider, 1 Dachdecker, 2 Schmiede, 14 Tagelöhner, 2 Brandweinsbrenner, 1 Zimmermann, 1 Braumeister, 1 Bäcker, 2 Büchsenmeister, 1 Büchsenmacher, 2 Müller, 1 Schlosser, 2 Schreiner, 2 Schuhmacher, 1 Faßbinder
- 1747: 55 Haush. (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1885: 1078, davon 1065 evangelisch (= 98.79 %), 2 katholisch (= 0.19 %), 11 andere Christen (= 1.02 %)
- 1961: 2479, davon 2210 evangelisch (= 89.15 %), 216 katholisch (= 8.71 %)
- 1970: 2880 Einwohner
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Diagramme:
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. - Verfassung ↑
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Verwaltungsbezirk:
- 1458: Landgrafschaft Hessen, Amt Neustadt Kassel
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Kassel, Gericht vor der Neuenstadt
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Neustadt
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Neustadt
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Waldau
- 1814-1817: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Kaufungen
- 1817-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Waldau
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Kassel
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Kassel
- 1970: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel (s. Gemeindeentwicklung)
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Altkreis:
Kassel
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Gericht:
- Seit dem 15. Jahrhundert: Dritter Schöppenstuhl
- 1822: Landgericht Kassel
- 1850: Justizamt Kassel I
- 1867: Amtsgericht Kassel II
- 1879: Amtsgericht Kassel
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Herrschaft:
1019 schenkt Kaiser Heinrich II. das Dorf dem Kloster Kaufungen, das zum wichtigsten Grundherrn vorort wird und einen Fronhof mit vier Hufen Land besitzt. 1308 erlässt Landgraf Heinrich dem Stift das Vogtgeld von seinen Gütern in Vollmarshausen. Nach 1527 fällt der Besitz an die Landgrafen von Hessen.
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Gemeindeentwicklung:
Am 1.12.1970 schloss sich die Gemeinde Lohfelden im Zuge der hessischen Gebietsreform mit der Gemeinde Vollmarshausen zu einer größeren Gemeinde Lohfelden zusammen. Vollmarshausen wurde Ortsteil von Lohfelden.
- Besitz ↑
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Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- Wichtigster Grundherr war das Kloster und spätere Stift Kaufungen (vgl. Herrschaft). 1338 verpachtet das Kloster Breitenau ein Hofgut in Vollmarshausen. 1368 hat das Kloster Ahnaberg (Kassel) Besitz in Vollmarshausen, das sogen. monchegut, und auch das Martinsstift besitzt Gefälle. 1484 sind die Brüder im Weißen Hof in Kassel im Besitz des sogenannten Gumprechtslehens (HStAM Bestand Urk. 33 Nr. 10).
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Zehntverhältnisse:
1519 steht der Zehnte dem Stift Kaufungen zu
- Kirche und Religion ↑
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Ortskirchen:
- Vicepleban (1306)
- Pfarrer (1341) [HStAM Bestand Urk. 16 Nr. 146]
- Klassizistischer Saalbau 1838/39 an der Stelle einer Vorgängerkirche, 1966/67 renoviert
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Patrozinien:
- Michael [1519]
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Pfarrzugehörigkeit:
1536 noch selbständige Pfarrei, zu der Wellerode und vermutlich Ochshausen als Filial gehörten. 1585 nach Krumbach eingepfarrt, seit 1747 und auch 1872 Filial davon. Seit der Errichtung der Pfarrstelle Wellerode 1957 Unikatsgemeinde.
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Patronat:
1527, aber vermutlich von Beginn an, hatte die Äbtissin von Kaufungen das Patronatsrecht inne. Nach der Reformation landgräflich
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Diakonische Einrichtung:
1919 - 1931 Diakoniestation (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus); 1926 nach Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 78 Gemeindestation mit einer Schwester; 1919 - 1950 Schwesternstation (Landeskirchliches Archiv Kassel, E 1 Vollmarshausen v.O. Pfarrarchiv Vollmarshausen)
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Bekenntniswechsel:
Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen ab 1526.
Erster nachweisbarer evangelischer Pfarrer: Johann [Nachname unbekannt] ca. 1536
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Kirchliche Mittelbehörden:
15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat von St. Peter zu Fritzlar, Erzpriestersprengel Ditmold
- Kultur ↑
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Schulen:
1910 Volksschule mit drei Klassen
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Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):
- Wirtschaft ↑
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Mittelpunktfunktion:
Sitz des dritten Schöffenstuhls
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Wirtschaft:
Landwirtschaft und zugehöriges Handwerk
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Mühlen:
1308 überlässt Landgraf Heinrich von Hessen dem Stift Kaufungen u.a. Abgaben von einer molendino dicto vronmul (Roques, Urkundenbuch Kloster Kaufungen 1, S. 110-112, Nr. 111).
1685 hat die Obermühle (Welleröder Str. 42) zwei Mahlgänge und zwei Mühlräder, über die ein Walzenstuhl, ein Mahlgang, ein Schrotgang und eine Putzerei betrieben wurden. Der Betrieb wird 1942 eingestellt.
Die Untermühle (Kasseler Str. 35) wird 1742 vom damaligen Besitzer der Obemühle errichtet. Sie wird bis 1952 mit einem oberschlächtigen Wasserrad betrieben, dann erfolgt der Ausstausch gegen eine Turbine, bis der Betrieb 1972 eingestellt wird.
W. Reuter, Die früheren Mühlen in Vollmarshausen, in: 1000 Jahre Vollmarshausen, S. 87-107
- Nachweise ↑
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Literatur:
- 1000 Jahre Vollmarshausen
- Kassel-Lexikon, Bd. 2: L-Z, S. 40-41
- Denkmaltopographie Landkreis Kassel, Bd. II, S. 484-501
- Scholz, Wasser- und Windmühlen im Landkreis Kassel, S. 136-138
- W. A. Eckhardt, Salbuch des Stifts Kaufungen von 1519, S. 132-135
- Eisenträger/Krug, Territorialgeschichte der Kasseler Landschaft, S. 199-200
- Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 193
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 485-486
- Lohfelden, drei Dörfer - ein Ort
- Holtmeyer, Landkreis Kassel
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 546
- Classen, Kirchliche Organisation, S. 184
- Zitierweise ↑
- „Vollmarshausen, Landkreis Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/2281> (Stand: 22.9.2023)